Harry Dresden 14 - Eiskalt: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 14 (German Edition)

vorstellen, dass sich auch nur eine dieser Personen gegen mich wandte, egal unter welchem Einfluss. Aber wenn man Verrat so leicht kommen sehen könnte, wäre Julius Cäsar hochbetagt gestorben. Ich hatte schon immer leicht zur Paranoia geneigt, und jetzt wurde mir bang ums Herz, dass ich mein ruhendes Potential entwickeln würde.
    Ich wählte meine Worte mit großem Bedacht.
    „In den letzten Jahren“, sagte ich, „kam es zu mehreren Kontroversen zwischen verschiedenen Gruppen. Mehrmals wurden diese Geschehnisse von internen Kämpfen innerhalb einer oder beider Gruppen angetrieben.“
    „Beispielsweise?“, fragte Butters.
    „Gegensätzliche Interessen innerhalb des Roten Hofes, zum einen“, sagte ich. „Eine Seilschaft versuchte, den Konflikt mit dem Weißen Rat einzudämmen, die andere, ihn anzufachen. Mehrere Häuser des Weißen Rates erhoben sich, konkurrierten um die Kontrolle über ihn. Der Winter- und Sommerhof positionierten sich und bekämpften einander, als der Roten Hof das Gebiet des Winters verletzte.“ Ich wollte nicht ins Detail gehen. „Seht ihr, worauf ich hinauswill?“
    „Oh!“, sagte Butters. „Es ist eine dunkle Bedrohung!“
    „Ah!“, sagte Molly.
    Thomas grunzte.
    Karrin blickte zwischen uns allen umher und sagte dann: „Übersetzt das von Nerd in Normalo, bitte.“
    „Jemand ist da draußen“, sagte ich. „Jemand, der Ereignisse lenkte. Er macht einen auf Puppenspieler, bringt Bewegung in die Sache, mischt die Karten auf …“
    „Mischt Vergleiche?“, schlug Thomas vor.
    „Fick dich. Ich will nur sagen, dass diese Situation die gleiche Kontur wie die anderen hat. Mab und Maeve gehen einander an die Kehle, der Sommer steht daneben und ist bereit einzugreifen, und die Außerweltlichen lassen die Muskeln spielen.“
    „Der Schwarze Rat“, wisperte Molly.
    „Genau“, sagte ich, was nicht stimmte. Bis vor ein paar Stunden hatte ich gewusst, dass jemand der Welt heimlich Kummer bereitete – und aufgrund der Verbindungen zu einigen düsteren Ereignissen im Weißen Rat hatte ich angenommen, es handle sich um eine Gruppe von Magiern, was zugleich arrogant und extrem kurzsichtig von mir war. Aber was, wenn ich falsch lag? Was, wenn der Schwarze Rat einfach ein Ableger des großen, unfassbaren Feind war? Wenn das, was ich von Lily erfahren hatte, stimmte, war das Problem um einiges größer, als ich bislang angenommen hatte.
    Außerdem wollte ich nicht, dass das Problem von meinen Erkenntnissen erfuhr.
    „Der Schwarze Rat“, sagte ich. „Eine Gruppe Magiekundiger, die sich schwarzer Magie bedienen, um verschiedene Geschehnisse auf der ganzen Welt zu beeinflussen. Sie sind mächtig, bedeuten schlechte Nachrichten, und wenn ich richtig liege, sind sie hier. Sollten sie hier sein, würde ich wetten, dass Haigesicht und seine Schwarmmitglieder …“
    „Hai“, sagte Butter. „Schwarmmitglieder. Drollig.“
    „Danke“, sagte ich und führte den Satz fort: „ … für den Schwarzen Rat arbeiten.“
    „Den angeblichen Schwarze Rat“, sagte Karrin.
    „Es gibt ihn, das ist sicher“, sagte ich.
    Karrin grinste schwach. „Wenn du das sagst, Mulder.“
    „Das werde ich jetzt ignorieren. Die einzige Frage ist: Ist er in diesem Augenblick hier oder nicht?“
    Molly nickte. „Wenn er hier ist – wie finden wie ihn?“
    „Gar nicht“, sagte ich. „Wir haben keine Zeit, um planvoll herumzuschnüffeln. Wir wissen, jemand wird an der Insel herum pfuschen. Es ist nicht wichtig, wer den Knopf, der die Bombe auslöst, drücken wird. Wir verhindern, dass es geschieht. Das kleine Volk wird die Ritualstätte finden, und wir werden sie dann verwüsten.“
    „Ehm“, sagte Butters. „Nicht, dass ich nicht an euch glaube, aber sollten wir nicht die Kavallerie rufen? Ich meine, wäre das nicht sinnvoller?“
    „Wir sind die Kavallerie“, sagte ich flach. „Der Weiße Rat wird nicht helfen. Selbst wenn wir die derzeitigen Protokolle wüssten, um ihn zu kontaktieren, würde er Tage brauchen, um zu verifizieren, dass ich wirklich am Leben und noch immer ich bin, und wir haben nur Stunden. Außerdem steht Molly auf seiner Fahndungsliste.“
    Ich fügte nicht den dritten Grund hinzu, weshalb ich den Rat nicht kontaktieren wollte – würden sie von meiner Beziehung zu Mab erfahren, der Monarchin einer souveränen und gelegentlich feindlichen Nation, so würden sie mit großer Wahrscheinlichkeit in Panik verfallen und annehmen, ich sei ein massives Sicherheitsrisiko. Was aus einer Reihe