Harry Dresden 14 - Eiskalt: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 14 (German Edition)
Beruf?“
„Professioneller Zauberer“, entgegnete ich. „Ich bin Privatdetektiv in Chicago.“ Als mir noch etwas anderes einfiel, runzelte ich die Stirn. „Oh. Ich bin auch der Winterritter.“
Sie starrte mich einige Sekunden lang an, als sei sie eine Statue, ohne jegliche Mimik.
„Äh“, sagte ich. „Essen?“
Sie zitterte und wandte sich ab. Dann holte sie tief Luft und reichte mir eine seltsame kleine Gabel, wie man sie grobmotorischen Kindern gab. „Wenn du es heute bis drei schaffst, wird es ein richtig guter Tag.“
Die Gabel fühlte sich in meiner Hand fremd und schwer an. Ich erinnerte mich, eine Gabel benutzt zu haben. Ich erinnerte mich an das Gefühl, das sanfte Gewicht, die Genauigkeit, mit der ich Essen vom Teller in meinen Mund befördern konnte. Diese Gabel fühlte sich schwer und plump an. Ich hantierte ein paar Sekunden ungeschickt damit, dann schaffte ich es beim zweiten Versuch, sie in die Stampfkartoffeln zu stecken. Das blöde Ding in den Mund zu bekommen war eine ganz andere Sache.
Die Kartoffeln waren perfekt. Gerade warm genug, leicht gesalzen, mit einem Hauch Butter.
„Ommmgtt!“, brummte ich durch die Kartoffeln hindurch. Dann machte ich mich daran, mir mehr zu besorgen. Die zweite Gabel war leichter und die dritte noch leichter als die davor, und ehe ich mich versah, war der Teller leer, und ich kratzte die letzten Reste in meinen Mund. Ich fühlte mich erschöpft und papp satt, obwohl es gar nicht so viel Essen gewesen war. Sarissa beobachtete mich mit einem zufriedenen Lächeln.
„Ich habe es über mein ganzes Gesicht verteilt, oder?“, fragte ich.
„Das bedeutet, es hat dir geschmeckt“, sagte sie. Sie hob eine Serviette zu meinem Gesicht und wischte es ab. „Es ist schön, endlich deinen Namen zu wissen.“
Leichte, leise Schritte kamen näher.
Sarissa stand sofort auf, drehte sich um und kniete anmutig mit gebeugtem Kopf nieder.
„Also?“, fragte eine weiche Frauenstimme.
Mein ganzer Leib zitterte beim Klang dieser Stimme wie eine Gitarrenseite, die schwang, wenn man in ihrer Nähe die richtige Note spielte.
„Er ist bei klarem Verstand, Majestät, und hat sich an seinen und meinen Namen erinnert. Er hat selbst gegessen.“
„Vorzüglich. Du darfst gehen.“
„Danke, Majestät.“ Sarissa erhob sich, warf mir einen Blick zu und sagte: „Ich freue mich, dass es Euch besser geht, Herr Ritter.“
Ich versuchte, mir etwas Charmantes und Spritziges auszudenken, und sagte: „Ruf mich an.“
Sie schnaufte überrascht, was sich ein bisschen anhörte wie der Beginn eines Lachens, aber dann warf sie einen angsterfüllten Blick in die andere Richtung und zog sich zurück. Der Klang ihrer Schuhe auf dem harten Boden verhallte in der Ferne außerhalb der Bettvorhänge.
Ein Schatten glitt über die Vorhänge am Fußende des Bettes. Ich wusste, wem er gehörte.
„Du hast deinen Tiefpunkt hinter dir“, sagte sie in einem deutlich zufriedenen Tonfall. „Du wächst, statt zu schwinden, mein Ritter.“
Plötzlich fiel es mir schwer, klar genug zu denken, um sprechen zu können, aber ich schaffte es. „Nun. Wachsen, polieren. Wachsen, polieren.“
Sie öffnete die Vorhänge um mein Bett herum nicht, sondern glitt hindurch. Der durchscheinende Stoff drückte gegen ihren Leib, und ihre Umrisse zeichneten sich ab. Als sie an meiner Seite war, atmete sie langsam aus, sah auf mich herab, und ihre Augen wechselten so schnell den Grünton, dass mir davon schwindelig wurde.
Mab, die Königin von Luft und Dunkelheit, war zu furchterregend, um schön zu sein. Obwohl jede Zelle meines Körpers jäh in gedankenlosem Begehren aufwallte und mir beim Anblick ihrer Schönheit Tränen in die Augen traten, wollte ich ihr nicht einen Zentimeter näher kommen. Sie war ein gutes Stück über eins achtzig groß, und jeder Zentimeter von ihr war reiner Glanz. Bleiche Haut, weiche Lippen in der Farbe gefrorener Himbeeren, langes silberweißes Haar, dessen schillernde Strähnen glänzten. Sie trug ein Seidenkleid in tiefem, gefrorenem Grün, das ihre starken, weißen Schultern freiließ.
Noch etwa zwölf Zentimeter, dann würde sie mit mir im Bett liegen.
„Du siehst einzigartig aus“, krächzte ich.
In ihren mandelförmigen Augen glomm etwas auf. „Ich bin einzigartig, mein Ritter“, flüsterte sie. Sie streckte eine Hand aus. Ihre Nägel waren dunkelblau und grün, die Farben veränderten sich und schimmerten wie geheimnisvolle Opale. Sie berührte meine nackte Schulter
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