Harry Dresden 14 - Eiskalt: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 14 (German Edition)
fragte sie.
Dann war sie weg. Einfach weg.
Das war der erste Tag meiner Physiotherapie.
***
Ich könnte die nächsten Wochen detailreich beschreiben, aber so schlimm sie auch waren, es gab eine Routine. Außerdem ähneln sie in meinem Kopf einer Videomontage zu dem Lied „Walk“ von den Foo Fighters.
Normalerweise wachte ich morgens auf, und Sarissa wartete schon auf mich. Sie wahrte stets einen höflichen, professionellen Abstand zu mir. Sie half mir, die Bedürfnisse meines geschwächten Körpers zu erfüllen, was mich einiges an Würde kostete, aber sie sprach niemals über sich. Irgendwann im Lauf des Tages versuchte Mab dann, mich auf immer unerwartetere und kreativere Weisen umzubringen.
In dem Video in meinem Kopf gibt es eine Aufnahme, in der ich wieder selbst esse, bis unerwartet das riesengroße Bett in Flammen aufgeht. Ich lasse mich ungeschickt hinausfallen und krieche außer Reichweite, ehe ich gebraten werde.
Am nächsten Tag hilft mir Sarissa, zum Bad und zurück zu gehen. Gerade als ich mich wieder im Bett zurücklehne, fällt vom Himmel des Bettes eine Giftschlange, eine gottverdammte indische Kobra, direkt auf meine Schultern. Ich schreie wie ein kleines Mädchen und werfe die Schlange auf den Boden.
Am nächsten Tag kämpfe ich mich gerade mit Sarissas Hilfe in neue Kleidung, als ein Schwarm von Feuerameisen daraus hervorbricht und meine Haut attackiert, und ich muss mir wortwörtlich die Kleider vom Leib reißen.
So geht es weiter. Sarissa und ich am hüfthohen Barren, ich versuche, mich zu erinnern, wie man das Gleichgewicht hält, und werde unterbrochen von einer wahren Flutwelle von rotäugigen Ratten, die uns zwingt, auf die Barren zu klettern, ehe sie uns die Füße abnagen. Sarissa, die mich auf der Drückbank beobachtet, bis Mab eine große, altertümliche Feuerwehraxt auf meinen Schädel niedersausen lässt, als ich gerade beim dritten Durchgang bin. Ich muss den Schlag mit der Stange des Gewichts abwehren.
Ich schlurfe erschöpft unter die heiße Dusche, nur damit die Tür hinter mir zuschlägt und die Kabine beginnt, sich mit Wasser zu füllen. Dann fallen Piranhas ins Wasser und so weiter, und so fort. Siebenundsiebzig Tage. Siebenundsiebzig Mordversuche. Benutzen Sie Ihre Fantasie. Mab tat es jedenfalls. Es gab sogar ein tickendes Krokodil.
***
Ich war gerade aus dem kleinen Sportstudio zurück, wo ich auf dem Laufband etwa zweieinhalb Höhenkilometer und wer weiß wie viele Kilometer Distanz zurückgelegt hatte. Ich war verschwitzt, erschöpft und dachte nur noch an eine Dusche und dann an mein Bett. Ich öffnete die Tür zu meinem Zimmer, und in dem Augenblick eröffnete Mab das Feuer mit einer verdammten Schrotflinte.
Ich hatte keine Zeit, nachzudenken oder zu kalkulieren, ehe sie den Abzug betätigte. Ich konnte nur reagieren. Ich warf mich nach hinten, stieß mit aller Kraft meinen Willen hinaus in die Luft vor mich und formte ihn zu einer Barriere aus reiner Energie. Die Flinte dröhnte in dem kleinen Raum ohrenbetäubend laut. Die Schrotkörner prallten von der Barriere ab und verteilten sich im Raum, sie landeten mit leisem Klappern. Ich sank zu Boden, hielt die Barriere aber aufrecht, und Mab kam näher. Ihre Augen glitzerten in allen Farben eines Opals, wild berauscht und völlig unvereinbar mit ihrem ruhigen Gesichtsausdruck.
Es war eine dieser russischen Schrotflinten mit der großen Schlagtrommel, und sie leerte das ganze Magazin, während sie auf mein Gesicht zielte.
In dem Augenblick, als die Flinte nur noch „klick“ statt „bumm“ machte, warf ich mich mit einer schnellen Rolle zur Seite, gerade rechtzeitig, um dem Sprung eines silbergrauen Malks zu entgehen, einer katzenartigen Kreatur von der Größe eines Luchses, mit gefährlichen Krallen und Bärenkräften. Der Malk landete dort, wo mein Kopf gewesen war, und seine Krallen rissen Splitter aus dem Steinboden.
Ich trat ihn mit meinem Absatz, und er flog quer durch den Flur und knallte in die Steinwand. Er ließ ein protestierendes Jaulen hören. Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf Mab. Sie ließ gerade das leere Magazin zu Boden fallen und holte ein neues hervor.
Bevor sie es in die Waffe einsetzen konnte, peitschte meine Hand durch die Luft, und ich rief: „Forzare!“ Eine unsichtbare Kraft riss Magazin und Schrotflinte aus Mabs Händen. Ich vollführte eine ziehende Bewegung, und die Schrotflinte flog durch den leeren Raum zwischen uns. Ich erwischte sie am Lauf (verdammt, war das
Weitere Kostenlose Bücher