Harry Potter - Gesamtausgabe
Möglichkeiten für die Todesser, das Geheimnis aus jemandem rauszukriegen. Wir können nicht davon ausgehen, dass es noch lange hält.«
»Aber Snape hat ihnen bestimmt inzwischen die Adresse verraten, oder?«, fragte Harry.
»Nun, Mad-Eye hat ein paar Flüche gegen Snape eingerichtet, für den Fall, dass er wieder dort auftaucht. Wir hoffen, dass sie stark genug sind, ihn fernzuhalten, und ihm auch die Zunge lähmen, wenn er versucht, über das Haus zu reden, aber wir können nicht sicher sein. Es wäre verrückt gewesen, das Haus weiterhin als Hauptquartier zu verwenden, jetzt, wo sein Schutz so brüchig geworden ist.«
In der Küche war es an diesem Abend so voll, dass man nur schwer mit Messer und Gabel hantieren konnte. Harry fand sich dicht an Ginny gedrängt; bei all dem Unausgesprochenen, das gerade zwischen ihnen passiert war, wäre es ihm lieber gewesen, sie hätten ein paar Leute zwischen sich gehabt. Er war so angestrengt darauf bedacht, ihren Arm nicht zu streifen, dass er kaum sein Hühnchen schneiden konnte.
»Keine Neuigkeiten über Mad-Eye?«, fragte Harry Bill.
»Nichts«, erwiderte Bill.
Sie hatten Moody kein Begräbnis bereiten können, weil es Bill und Lupin nicht gelungen war, seinen Leichnam zu bergen. Es war während des Kampfes dunkel gewesen und nach all dem Getümmel schwierig, den Ort zu finden, wo er abgestürzt war.
»Der Tagesprophet hat mit keinem Wort erwähnt, dass er gestorben ist oder dass man seine Leiche gefunden hätte«, fuhr Bill fort. »Aber das will nicht viel heißen. Der hält zurzeit einiges unter der Decke.«
»Und sie haben immer noch keine Anhörung einberufen wegen all der Magie, die ich als Minderjähriger eingesetzt habe, um den Todessern zu entkommen?«, rief Harry quer über den Tisch Mr Weasley zu, der den Kopf schüttelte. »Weil sie wissen, dass ich keine Wahl hatte, oder weil sie nicht wollen, dass ich der ganzen Welt sage, dass Voldemort mich angegriffen hat?«
»Letzteres, glaube ich. Scrimgeour will nicht zugeben, dass Du-weißt-schon-wer so mächtig ist, wie er ist, und auch nicht, dass es in Askaban einen Massenausbruch gegeben hat.«
»Jaah, warum der Öffentlichkeit die Wahrheit mitteilen?«, sagte Harry und schloss seine Hand so fest um sein Messer, dass die blassen Narben auf seinem rechten Handrücken sich weiß von der Haut abhoben: Ich soll keine Lügen erzählen.
»Ist keiner im Ministerium bereit, ihm die Stirn zu bieten?«, fragte Ron zornig.
»Natürlich, Ron, aber die Leute haben Angst«, antwortete Mr Weasley, »Angst, dass sie die Nächsten sein werden, die verschwinden, dass ihre Kinder die Nächsten sind, die überfallen werden! Es gehen schlimme Gerüchte um; ich glaube zum Beispiel nicht, dass die Muggelkundelehrerin von Hogwarts zurückgetreten ist. Sie wurde schon seit Wochen nicht mehr gesehen. Unterdessen schließt sich Scrimgeour den ganzen Tag in seinem Büro ein. Ich kann nur hoffen, dass er an einem Plan arbeitet.«
Es folgte eine Pause, in der Mrs Weasley die leeren Teller beiseitezauberte und Apfelkuchen servierte.
»Wir müssen entscheiden, wie wir disch tarnen, ’Arry«, sagte Fleur, als alle ihren Nachtisch hatten. »Auf der ’Ochzeit«, fügte sie hinzu, als er verwirrt dreinblickte. »Natürlisch ist keiner von unseren Gästen ein Todesser, aber wir können nischt garantieren, dass keinem etwas rausrutscht, wenn alle Champagner getrunken ’aben.«
Harry schloss aus ihren Worten, dass sie immer noch Hagrid im Verdacht hatte.
»Ja, ganz richtig«, sagte Mrs Weasley am Kopfende der Tafel, wo sie mit der Brille auf der Nasenspitze saß und eine riesige Liste von Aufgaben überflog, die sie auf ein sehr langes Stück Pergament gekritzelt hatte. »Wie steht’s, Ron, hast du schon dein Zimmer geputzt?«
»Wieso?«, rief Ron, knallte seinen Löffel hin und sah seine Mutter wütend an. »Wieso muss mein Zimmer geputzt werden? Harry und ich sind ganz zufrieden, so, wie es ist!«
»Wir feiern hier in ein paar Tagen die Hochzeit deines Bruders, junger Mann –«
»Und heiraten die in meinem Schlafzimmer?«, fragte Ron aufgebracht. »Nein! Also warum im Namen von Merlins linkem Hänge–«
»Sprich nicht so mit deiner Mutter«, erwiderte Mr Weasley bestimmt. »Und tu, was man dir sagt.«
Ron warf beiden Eltern finstere Blicke zu, dann nahm er seinen Löffel und machte sich über die letzten Bissen seines Apfelkuchens her.
»Ich kann dir helfen, da ist einiges von meinem Kram dabei«, sagte Harry zu Ron
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