Harry Potter - Gesamtausgabe
als ein Stück schmutzig graue Hintergrundfläche. Phineas Nigellus verbrachte die Nacht offenbar im Büro des Schulleiters von Hogwarts.
Harry ging weiter die Treppe hinauf, bis er das oberste Stockwerk erreicht hatte, wo es nur zwei Türen gab. Die eine ihm gegenüber trug ein Schild, auf dem Sirius stand. Harry hatte das Zimmer seines Paten noch nie betreten. Er drückte die Tür auf und hielt seinen Zauberstab hoch, um möglichst viel Licht zu verbreiten.
Das Zimmer war geräumig und musste früher einmal hübsch gewesen sein. Es gab ein großes Bett darin mit einem verzierten hölzernen Kopfbrett, ein hohes Fenster, das mit langen Samtvorhängen verdunkelt war, und einen dick mit Staub bedeckten Kronleuchter, dessen Kerzenstummel immer noch in ihren Haltern steckten, von denen harte Wachstropfen wie Eiszapfen herunterhingen. Eine feine Staubschicht lag auf den Bildern an den Wänden und auf dem Kopfbrett des Bettes; eine Spinnwebe spannte sich zwischen dem Kronleuchter und der Oberkante des großen Holzschranks, und als Harry weiter in das Zimmer hineinging, hörte er aufgeschreckte Mäuse umhertrippeln.
Sirius hatte die Wände als Teenager mit so vielen Postern und Bildern bepflastert, dass nur noch wenig von der silbergrauen Seidentapete zu sehen war. Harry konnte nur vermuten, dass es Sirius’ Eltern nicht gelungen war, den Dauerklebefluch, der die Bilder an der Wand hielt, zu entfernen, denn er war sicher, dass sie es nicht geschätzt hatten, wie ihr ältester Sohn sein Zimmer dekorierte. Sirius schien sich ausgesprochen Mühe gegeben zu haben, seine Eltern zu ärgern. Die verschiedenen großen Gryffindor-Banner in ausgeblichenem Scharlachrot und Gold sollten nur noch deutlicher machen, dass er anders war als der Rest der Slytherin-Familie. Es gab viele Bilder von Muggel-Motorrädern und außerdem (Harry bewunderte unwillkürlich Sirius’ Unverfrorenheit) mehrere Poster mit Muggelmädchen in Bikinis; Harry erkannte, dass es Muggel waren, weil sie völlig unbewegt in ihren Bildern verharrten, ihr verblasstes Lächeln und die glasigen Augen waren auf dem Papier erstarrt. Ganz anders verhielt es sich mit dem einzigen Zaubererfoto an den Wänden, einem Bild von vier Hogwarts-Schülern, die Arm in Arm dastanden und in die Kamera lachten.
Harrys Herz schlug höher, als er seinen Vater erkannte; sein zerstrubbeltes schwarzes Haar stand im Nacken ab wie bei Harry, und auch er trug eine Brille. Neben ihm war Sirius, unverschämt hübsch, sein leicht arrogantes Gesicht so viel jünger und glücklicher, als Harry es zu seinen Lebzeiten je gesehen hatte. Rechts von Sirius stand Pettigrew, gut einen Kopf kleiner, pummelig und mit wässrigen Augen, das Gesicht gerötet vor Freude darüber, dass er zu dieser coolsten aller Banden gehörte, zu den viel bewunderten Rebellen, die James und Sirius gewesen waren. Links von James war Lupin, der schon damals ein wenig schäbig aussah, doch auch er machte den Eindruck, freudig überrascht zu sein, dass man ihn schätzte und aufgenommen hatte … oder las Harry diese Dinge nur deshalb aus dem Bild heraus, weil er wusste, wie es gewesen war? Er versuchte es von der Wand zu nehmen; schließlich gehörte es jetzt ihm – Sirius hatte ihm alles vermacht –, aber es rührte sich nicht von der Stelle. Sirius war kein Risiko eingegangen, als er verhindern wollte, dass seine Eltern den Raum anders gestalteten.
Harry blickte auf dem Fußboden umher. Der Himmel draußen wurde heller: Ein Lichtstrahl ließ einzelne Papierfetzen erkennen, Bücher und kleine Gegenstände, die auf dem Teppich verstreut lagen. Offensichtlich war auch Sirius’ Zimmer durchsucht worden, obwohl die meisten Sachen hier, wenn nicht alle, offenbar für wertlos erachtet worden waren. Einige von den Büchern waren so grob geschüttelt worden, dass sich die Einbände gelöst hatten, und allerlei Seiten lagen auf dem Boden herum. Harry bückte sich, hob ein paar von den einzelnen Blättern auf und betrachtete sie. In einem erkannte er eine Seite aus einer alten Ausgabe der Geschichte der Zauberei von Bathilda Bagshot und ein weiteres gehörte zu einer Wartungsanleitung für ein Motorrad. Das dritte war von Hand beschrieben und zusammengeknüllt. Er strich es glatt.
Lieber Tatze,
danke, danke für Harrys Geburtstagsgeschenk! Es war bei weitem sein liebstes. Ein Jahr alt, und schon mit einem Spielzeugbesen herumfliegen – er sah so zufrieden mit sich aus, ich füge ein Bild bei, damit du es sehen kannst. Du
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