Harry Potter - Gesamtausgabe
Zaubern, die auf Umhänge gelegt wurden, aber mit der Zeit nachließen, oder dass diese Umhänge durch Flüche zerrissen wurden und Löcher bekamen. Der von Harry gehörte vorher seinem Dad, also ist er nicht gerade neu, stimmt’s, aber er ist … perfekt!«
»Ja, schon richtig, aber, Ron, der Stein …«
Während sie flüsternd diskutierten, ging Harry im Raum umher und hörte nur halb zu. Als er zu der Wendeltreppe gelangte, hob er den Blick gedankenverloren zur nächsten Etage und war sofort abgelenkt. Sein eigenes Gesicht sah ihn von der Decke des Raumes über ihnen an.
Er war kurz verwirrt, dann bemerkte er, dass es kein Spiegel war, sondern ein Gemälde. Neugierig begann er die Treppe hinaufzusteigen.
»Harry, was tust du da? Ich glaube nicht, dass du dich umsehen solltest, wenn er nicht da ist!«
Aber Harry hatte schon das nächste Stockwerk erreicht.
Luna hatte ihre Schlafzimmerdecke mit fünf wunderschön gemalten Gesichtern dekoriert: Harry, Ron, Hermine, Ginny und Neville. Sie bewegten sich nicht, wie es die Porträts in Hogwarts taten, aber trotzdem umgab sie ein gewisser Zauber: Harry hatte den Eindruck, dass sie atmeten. Es sah aus, als ob sich fünf goldene Ketten um die Bilder schlangen und sie miteinander verbanden, doch nachdem Harry sie eine Weile betrachtet hatte, erkannte er, dass die Ketten in Wirklichkeit ein Wort waren, das sich in goldener Tinte tausendfach wiederholte: Freunde … Freunde … Freunde …
Mit einem Mal überkam Harry eine Woge der Zuneigung für Luna. Er schaute sich in dem Zimmer um. Neben dem Bett war ein großes Foto von der jungen Luna und einer Frau, die ihr sehr ähnlich sah. Sie hatten die Arme umeinandergeschlungen. Luna wirkte auf diesem Bild um einiges gepflegter, als Harry sie je gesehen hatte. Das Bild war staubig. Harry kam das etwas merkwürdig vor. Er blickte aufmerksam umher.
Etwas stimmte hier nicht. Auf dem blassblauen Teppich lag ebenfalls dick der Staub. Im Schrank, dessen Türen halb offen standen, waren keine Kleider. Das Bett machte einen kalten, unfreundlichen Eindruck, als ob seit Wochen niemand darin geschlafen hätte. Eine einzelne Spinnwebe spannte sich über das nächste Fenster, vor einem blutroten Himmel.
»Stimmt was nicht?«, fragte Hermine, als Harry die Treppe hinabkam, doch ehe er antworten konnte, war Xenophilius von der Küche her die Treppe hinaufgestiegen, nun mit einem Tablett voller Schalen in den Händen.
»Mr Lovegood«, sagte Harry. »Wo ist Luna?«
»Wie bitte?«
»Wo ist Luna?«
Xenophilius blieb auf der obersten Stufe stehen.
»Das – das habe ich Ihnen bereits gesagt. Sie ist unten an der Tiefen Brücke und angelt Plimpys.«
»Und warum haben Sie dann auf diesem Tablett nur Geschirr für vier?«
Xenophilius versuchte etwas zu sagen, brachte jedoch keinen Ton heraus. Die einzigen Geräusche kamen von der Druckerpresse, die unentwegt ratterte, und von dem Tablett, auf dem es leise klirrte, weil Xenophilius’ Hände zitterten.
»Ich glaube, Luna ist seit Wochen nicht mehr hier gewesen«, sagte Harry. »Ihre Kleider sind weg, in ihrem Bett hat sie nicht geschlafen. Wo ist sie? Und warum schauen Sie die ganze Zeit aus dem Fenster?«
Xenophilius ließ das Tablett fallen: Die Suppenschalen machten einen Hüpfer und zerschellten. Harry, Ron und Hermine zogen ihre Zauberstäbe: Xenophilius erstarrte, die Hand schon halb in der Tasche. In diesem Moment gab die Druckerpresse einen lauten Knall von sich, und eine Flut von Klitterern quoll unter dem Tischtuch hervor und verbreitete sich überall auf dem Boden; endlich verstummte die Presse.
Hermine bückte sich und hob eines der Magazine auf, ohne den Zauberstab von Mr Lovegood abzuwenden.
»Harry, sieh dir das an.«
Er ging, so schnell es bei dem ganzen Chaos möglich war, zu ihr hinüber. Auf der Titelseite des Klitterers war er selbst abgebildet, geschmückt mit den Worten Unerwünschter Nummer eins , und die Bildunterschrift nannte die Summe der Belohnung.
»Der Klitterer hat wohl eine Kehrtwende hingelegt?«, fragte Harry kalt und in seinem Kopf arbeitete es wie wild. »Haben Sie etwa das getan, als Sie in den Garten gingen, Mr Lovegood? Eine Eule zum Ministerium geschickt?«
Xenophilius fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
»Die haben mir meine Luna weggenommen«, flüsterte er. »Wegen der Sachen, die ich geschrieben habe. Die haben mir meine Luna genommen, und ich weiß nicht, wo sie ist, was sie ihr angetan haben. Aber vielleicht geben sie sie mir
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