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Harry Potter - Gesamtausgabe

Harry Potter - Gesamtausgabe

Titel: Harry Potter - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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lang gegen den Türrahmen und wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. Er sah aus wie ein alter Mann. Dann ging er wieder die Treppe hinunter in die Dunkelheit, um weitere Tote zu bergen.
    Harry blickte kurz zurück zum Eingang der Großen Halle. Leute gingen umher, versuchten sich gegenseitig zu trösten, tranken etwas, knieten neben den Toten, doch er konnte niemanden von denen sehen, die er liebte, keine Spur von Hermine, Ron, Ginny oder einem der anderen Weasleys, keine Luna. Er hatte das Gefühl, dass er all die Zeit, die ihm noch blieb, für nur einen einzigen letzten Blick auf sie hingegeben hätte; aber hätte er dann überhaupt die Kraft gehabt, seinen Blick abzuwenden? Es war besser so, wie es war.
    Er ging die Treppe hinunter und hinaus in die Dunkelheit. Es war fast vier Uhr morgens, und die tödliche Stille über dem Gelände fühlte sich an, als würden sie alle den Atem anhalten und abwarten, um zu sehen, ob er tun konnte, was er tun musste.
    Harry trat auf Neville zu, der sich über eine weitere Leiche beugte.
    »Neville.«
    »Mensch, Harry, du hast mich zu Tode erschreckt!«
    Harry hatte den Tarnumhang heruntergezogen: Die Idee war ihm urplötzlich gekommen, dem Wunsch entsprungen, ganz sicherzugehen.
    »Wo willst du denn hin, alleine?«, fragte Neville argwöhnisch.
    »Das gehört alles zum Plan«, sagte Harry. »Ich muss was erledigen. Hör zu – Neville –«
    »Harry!« Neville schien plötzlich verängstigt. »Harry, du hast doch nicht etwa vor, dich selbst auszuliefern?«
    »Nein«, log Harry mühelos. »’türlich nicht … es geht um was anderes. Aber es könnte sein, dass ich eine Zeit lang nicht auftauche. Du kennst doch Voldemorts Schlange, Neville? Er hat eine riesige Schlange … nennt sie Nagini …«
    »Hab ich gehört, jaah … was ist mit ihr?«
    »Sie muss getötet werden. Ron und Hermine wissen es, aber nur für den Fall, dass sie –«
    Diese Möglichkeit war so furchtbar, dass ihm für einen Moment die Luft wegblieb, dass er unmöglich weiterreden konnte. Doch dann riss er sich zusammen: Dies war entscheidend, er musste wie Dumbledore sein, einen kühlen Kopf bewahren, sicherstellen, dass Ersatzleute da waren, andere, die weitermachten. Dumbledore war in dem Wissen gestorben, dass noch drei Menschen von den Horkruxen wussten; nun würde Neville Harrys Platz einnehmen. Dann würden sich immer noch drei das Geheimnis teilen.
    »Nur für den Fall, dass sie – beschäftigt sind – und du die Gelegenheit bekommst –«
    »Die Schlange zu töten?«
    »Die Schlange zu töten«, wiederholte Harry.
    »Ja, gut, Harry. Mit dir ist alles okay, oder?«
    »Mir geht’s gut. Danke, Neville.«
    Aber Neville packte Harry am Handgelenk, als der sich wieder auf den Weg machen wollte.
    »Wir kämpfen alle weiter, Harry. Das weißt du?«
    »Jaah, ich –«
    Das erstickende Gefühl würgte das Ende des Satzes ab, er konnte nicht fortfahren. Neville schien es nicht merkwürdig zu finden. Er klopfte Harry auf die Schulter, ließ ihn los und ging davon, um nach weiteren Toten zu suchen.
    Harry schwang den Tarnumhang wieder über sich und setzte seinen Weg fort. Ganz in der Nähe bewegte sich noch jemand, beugte sich über eine weitere auf dem Bauch liegende Gestalt am Boden. Er war nur wenige Schritte entfernt, als er merkte, dass es Ginny war.
    Er blieb abrupt stehen. Sie kauerte bei einem Mädchen, das flüsternd nach seiner Mutter verlangte.
    »Es ist alles gut«, sagte Ginny. »Es ist gut. Wir bringen dich rein.«
    »Aber ich will nach Hause« , flüsterte das Mädchen. »Ich will nicht mehr kämpfen!«
    »Ich weiß«, sagte Ginny und ihre Stimme brach. »Es wird alles gut werden.«
    Kalte Schauder liefen Harry über die Haut. Er wollte in die Nacht hinausschreien, wollte, dass Ginny erfuhr, dass er hier war, wollte, dass sie wusste, wo er hinging. Er wollte aufgehalten werden, zurückgezerrt werden, nach Hause zurückgeschickt werden …
    Aber er war zu Hause. Hogwarts war das erste und beste Zuhause, das er gehabt hatte. Er und Voldemort und Snape, die verlassenen Jungen, sie alle hatten hier ihr Zuhause gefunden …
    Ginny kniete jetzt neben dem verletzten Mädchen, hielt ihre Hand. Mit gewaltiger Mühe zwang Harry sich weiter. Als er an Ginny vorbeikam, meinte er zu sehen, dass sie sich umdrehte, und fragte sich, ob sie gespürt hatte, dass jemand nahe an ihr vorbeigegangen war, doch er sagte nichts, und er blickte nicht zurück.
    Hagrids Hütte tauchte schemenhaft aus der Dunkelheit

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