Harry Potter und der Feuerkelch
ihrem Lieblingsgetränk, Single Malt Whisky, und die Dämpfe, die vom Trog in einer Ecke ihrer Koppel herüberwehten, reichten aus, um die ganze Pflege-magischer-Geschöpfe-Klasse beschwipst zu machen. Das war nicht besonders hilfreich, denn sie päppelten immer noch diese grässlichen Kröter auf und dafür brauchten sie einen klaren Kopf.
»Ich weiß nicht, ob sie ’nen Winterschlaf halten«, verkündete Hagrid in der nächsten Stunde der bibbernden Klasse im windigen Kürbisbeet. »Dachte, wir probieren mal aus, ob sie ’n Nickerchen mögen … Legen wir sie doch einfach mal in diese Kisten hier …«
Inzwischen waren nur noch zehn Kröter übrig; offenbar war ihnen die Lust, sich gegenseitig umzubringen, durch die sportliche Betätigung nicht ausgetrieben worden. Die Viecher waren nun schon fast zwei Meter lang. Ihr dicker grauer Panzer, ihre kräftigen, flinken Beine, ihre Funken sprühenden Rümpfe, ihre Stacheln und Saugnäpfe – das alles machte die Kröter zu den widerlichsten Kreaturen, die Harry je gesehen hatte. Die Klasse besah sich missmutig die riesigen Kisten, die Hagrid herausgebracht und allesamt mit Kissen und flaumigen Decken ausgepolstert hatte.
»Wir führen sie einfach da rein«, sagte Hagrid, »und machen die Deckel zu, dann sehen wir ja, was passiert.«
Doch die Kröter, so viel wurde ihnen klar, hielten keinen Winterschlaf und schätzten es nicht, in die kissengepolsterten Kisten gezwängt und dann eingenagelt zu werden. Kurze Zeit später marodierten die Kröter im Kürbisfeld, das mit den schwelenden Bruchstücken ihrer Kisten übersät war, und Hagrid rief: »Keine Panik jetzt, immer mit der Ruhe!« Der größte Teil der Klasse – Malfoy, Crabbe und Goyle als Erste – war durch die Hintertür in Hagrids Hütte geflohen und hatte sich verbarrikadiert; Harry, Ron und Hermine jedoch gehörten zu jenen, die draußen blieben und versuchten Hagrid zu helfen. Gemeinsam schafften sie es, neun Kröter zu überwältigen und festzubinden, wenn auch um den Preis zahlreicher Brandblasen und Schnitte; am Ende war nur noch ein Kröter übrig.
»Jetzt erschreckt ihn bloß nicht!«, schrie Hagrid, als Ron und Harry ihre Zauberstäbe nahmen und den Kröter, der, den zitternden Stachel über den Rücken gebogen, auf sie zukrabbelte, mit einer spotzenden Funkenwolke beschossen. »Versucht einfach, die Leine um seinen Stachel zu schlingen, damit er die anderen nicht verletzt!«
»Ja natürlich, das wäre ganz furchtbar!«, schrie Ron zornig, während er und Harry gegen die Wand von Hagrids Hütte zurückwichen und sich den Kröter mit ihren Funken sprühenden Zauberstäben vom Leib hielten.
»Schön, schön, schön … das scheint ja richtig Spaß zu machen.«
Rita Kimmkorn lehnte lässig an Hagrids Gartenzaun und begutachtete den Kampf. Heute trug sie einen schweren magentaroten Mantel mit einem purpurroten Pelzkragen; die Krokodillederhandtasche baumelte an ihrem Arm. Hagrid warf sich auf den Rücken des Kröters, der Harry und Ron zu Leibe rückte, und drückte ihn platt; eine Stichflamme schoss aus seinem Rumpf und versengte die Kürbispflanzen im Umkreis.
»Wer sind Sie?«, fragte Hagrid an Rita Kimmkorn gewandt, während er eine Seilschlinge um den Stachel des Kröters warf und sie festzurrte.
»Rita Kimmkorn, Reporterin für den Tagespropheten«, erwiderte Rita und strahlte ihn an. Ihre Goldzähne blitzten.
»Mir ist doch, als hätte Dumbledore gesagt, Sie hätten in der Schule nichts mehr verloren?«, sagte Hagrid und legte die Stirn in Falten. Er stand auf und zog den leicht lädierten Kröter hinüber zu seinen Artgenossen.
Rita tat, als hätte sie seine Worte nicht gehört.
»Wie heißen diese faszinierenden Geschöpfe eigentlich?«, fragte sie und strahlte ihn noch breiter an.
»Knallrümpfige Kröter«, brummte Hagrid.
»Wirklich?«, sagte Rita, scheinbar brennend interessiert. »Ich hab noch nie von ihnen gehört … woher kommen die denn?«
Harry sah, wie Hagrid unter seinem wilden schwarzen Bart dunkelrot anlief, und das Herz sank ihm in die Hose. Genau, wo zum Teufel hatte Hagrid die Kröter her?
Hermine, die sich Ähnliches zu fragen schien, warf rasch ein: »Sie sind sehr interessant, oder? Oder, Harry?«
»Was? O ja … autsch … interessant«, sagte Harry, nachdem sie ihm auf den Fuß getreten war.
Rita Kimmkorn wandte sich zu ihnen um. »Ah, du bist hier, Harry!«, sagte sie. »Also gefällt dir Pflege magischer Geschöpfe? Eins deiner
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