Harry Potter und der Feuerkelch
suchten. Der Einzige hier war Viktor Krum. Ron und Harry trieben sich eine Weile hinter den Bücherregalen herum und beobachteten Krum, wobei sie sich flüsternd darüber unterhielten, ob Ron ihn vielleicht um ein Autogramm bitten sollte – doch dann entdeckte Ron, dass sechs oder sieben Mädchen hinter der nächsten Regalreihe lauerten und genau dasselbe beratschlagten, und seine Begeisterung für die Idee schwand.
Sie gingen zurück in den Gryffindor-Turm. »Wo sie wohl steckt?«, fragte Ron.
»Keine Ahnung … Quatsch.«
Doch die fette Dame war kaum zur Seite geklappt, als hektisches Fußgetrappel hinter ihnen Hermines Ankunft verkündete.
»Harry!«, keuchte sie und bremste schlitternd vor ihnen ab (die fette Dame sah sie mit Stirnrunzeln von oben herab an). »Harry, du musst mitkommen – du musst unbedingt mitkommen, da passiert etwas absolut Unglaubliches – bitte!«
Sie packte Harry am Arm und versuchte ihn mit sich zu zerren.
»Was ist denn los?«, fragte Harry.
»Ich zeig’s dir, wenn wir da sind – komm schon, schnell –«
Harry wandte sich zu Ron um, doch Ron schien neugierig geworden zu sein.
»Na gut«, sagte Harry und ging mit Hermine den Gang entlang zurück, während Ron sich beeilte, mit ihnen Schritt zu halten.
»Oh, keine Ursache!«, rief ihnen die fette Dame entrüstet nach. »Ihr braucht euch doch nicht zu entschuldigen, nur weil ihr mich gestört habt! Ich hänge hier einfach weiter rum, sperrangelweit offen, bis ihr wiederkommt, einverstanden?«
»Ja, danke«, rief Ron über die Schulter zurück.
»Hermine, wo gehen wir hin?«, fragte Ron, als Hermine die beiden durch sechs Stockwerke geführt hatte und nun über die Marmortreppe hinunter in die Eingangshalle wollte.
»Das seht ihr gleich, nur Geduld!«, sagte Hermine aufgeregt.
Sie wandte sich am Fuß der Treppe nach links und hastete zu der Tür, durch die Cedric Diggory an jenem Abend gegangen war, als der Feuerkelch seinen und Harrys Namen ausgeworfen hatte. Durch diese Tür ging Harry zum ersten Mal. Sie folgten Hermine eine steinerne Treppenflucht in die Tiefe, doch anstatt in einen düsteren unterirdischen Gang zu gelangen wie den, der zu Snapes Kerker führte, fanden sie sich in einem breiten steinernen Korridor wieder, der von Fackeln hell erleuchtet und mit heiteren Gemälden geschmückt war, die vorwiegend Essbares zeigten.
»Oh, wart mal …«, sagte Harry zögernd auf halbem Weg den Korridor entlang. »Wart doch kurz, Hermine …«
»Was ist?« Sie wandte sich zu ihm um und er sah, dass die Spannung ihr ins Gesicht geschrieben stand.
»Ich weiß, was du vorhast«, sagte Harry.
Er knuffte Ron in die Seite und deutete auf das Gemälde direkt hinter Hermine. Es zeigte eine ausladende silberne Obstschale.
»Hermine!«, sagte Ron, bei dem der Groschen gefallen war. »Du willst uns wieder in diesen Belfer-Kram verwickeln!«
»Nein, nein, will ich nicht!«, entgegnete sie hastig. »Und es heißt nicht Belfer, Ron –«
»Dann hast du den Namen geändert?«, sagte Ron und sah sie stirnrunzelnd an. »Was sind wir denn jetzt, vielleicht die Hauselfen-Befreiungsfront? Ich platze doch nicht in diese Küche rein und versuche sie vom Arbeiten abzuhalten, nicht mit mir –«
»Das verlange ich auch gar nicht!«, sagte Hermine ungeduldig. »Ich bin erst vorhin hier runtergekommen, um mit ihnen zu reden, und wen hab ich da getroffen – oh, komm schon, Harry, das musst du sehen!«
Sie packte ihn erneut am Arm, zog ihn vor das Bild mit der riesigen Obstschale, streckte ihren Zeigefinger aus und kitzelte die prächtige grüne Birne. Sie begann sich zu winden, fing an zu kichern und verwandelte sich plötzlich in einen großen grünen Türgriff. Hermine ergriff ihn, zog die Tür auf und stieß Harry mit einem unsanften Schlag in den Rücken hinein.
Harry erhaschte nur einen kurzen Eindruck des weitläufigen, hohen Gewölbes, das so groß war wie die Große Halle darüber, mit seinen Stapeln schimmernder Kupfertöpfe und Messingpfannen an den steinernen Wänden und seinem mächtigen, mit Ziegelsteinen eingefassten Herd am anderen Ende – da wuselte etwas Kleines aus der Mitte des Raums auf ihn zu und piepste: »Harry Potter, Sir! Harry Potter!«
Und schon im nächsten Moment schnappte er nach Luft, denn der piepsende Elf hatte den Kopf in seiner Magengrube versenkt und herzte ihn so stürmisch, dass Harry fürchtete, sich die Rippen zu brechen.
»D-Dobby?«, japste Harry.
»Es ist Dobby, Sir, er ist es!«, piepste die
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