Harry Potter und der Feuerkelch
Lieblingsfächer?«
»Ja«, sagte Harry wacker. Hagrid strahlte ihn an.
»Wunderbar«, sagte Rita. »Wirklich wunderbar. Unterrichten Sie schon lange?«, fügte sie zu Hagrid gewandt hinzu.
Harry bemerkte, wie sie den Blick schweifen ließ – über Dean (der eine unschöne Schnittwunde an der Wange hatte), Lavender (deren Umhang stark versengt war), Seamus (der mehrere verbrannte Finger leckte) und dann hinüber zum Hüttenfenster, wo der große Rest der Klasse sich die Nasen an der Scheibe platt drückte und wartete, bis die Luft rein war.
»Das is’ erst mein zweites Jahr«, sagte Hagrid.
»Wunderbar … wären Sie vielleicht bereit, mir ein Interview zu geben? Ein wenig von Ihren Erfahrungen mit magischen Geschöpfen zu erzählen? Der Tagesprophet hat jeden Mittwoch eine Heimtierseite, wie Sie sicher wissen. Wir könnten was über diese – ähm – Knallsüchtigen Tröter bringen.«
»Knallrümpfige Kröter«, sagte Hagrid beflissen. »Ähm – ja, warum nicht?«
Harry schwante gar nichts Gutes, doch er konnte sich Hagrid nicht bemerkbar machen, ohne dass es Rita Kimmkorn mitbekam, und so musste er schweigend zusehen, wie Hagrid und Rita sich für Ende der Woche zu einem richtig ausführlichen Interview in den Drei Besen verabredeten. Dann läutete oben im Schloss die Glocke und verkündete das Ende der Stunde.
»Gut denn, auf Wiedersehen, Harry!«, rief ihm Rita Kimmkorn vergnügt zu, als er sich mit Ron und Hermine auf den Weg machte. »Bis Freitagabend dann, Hagrid!«
»Sie wird ihm die Worte im Mund umdrehen«, sagte Harry mit gedämpfter Stimme.
»Hoffentlich hat er diese Kröter nicht unrechtmäßig eingeführt oder so etwas«, sagte Hermine missvergnügt. Ihre Blicke trafen sich – genau das sah Hagrid nämlich ähnlich.
»Hagrid hat doch schon eine Menge Ärger gehabt und Dumbledore hat ihn nie rausgeworfen«, beschwichtigte Ron die beiden. »Das Schlimmste, was ihm passieren kann, ist, dass er die Kröter loswerden muss. Verzeihung … hab ich gesagt, das Schlimmste? Ich meine, das Beste.«
Harry und Hermine lachten und gingen ein wenig besser gelaunt zum Mittagessen.
An diesem Nachmittag machte Harry die Doppelstunde Wahrsagen ausgesprochen Spaß; noch immer ging es um Himmelskarten und Prophezeiungen, doch nun, da er und Ron wieder Freunde waren, fanden sie die ganze Sache erneut recht komisch. Professor Trelawney, die so zufrieden mit den beiden gewesen war, als sie ihre eigenen grauenhaften Tode vorausgesagt hatten, wurde zunehmend gereizter, als Harry und Ron während ihrer Ausführungen über die verschiedenen Möglichkeiten, wie Pluto das tägliche Leben stören konnte, ununterbrochen kicherten.
»Ich würde doch meinen«, flüsterte sie geheimnisvoll, ohne jedoch ihren Ärger verbergen zu können, »dass einige von uns« – und sie sah Harry viel sagend an – »vielleicht ein wenig nachdenklicher wären, wenn sie gesehen hätten, was ich gestern Nacht bei meiner Suche in der Kristallkugel entdeckt habe. Als ich gestern so dasaß, völlig versunken in meine Strickarbeit, überwältigte mich plötzlich der Drang, die Kugel zu Rate zu ziehen. Ich erhob mich, ich ließ mich vor ihr nieder und ich spähte in ihre kristallinen Tiefen … und wer, glaubt ihr, starrte mich da an?«
»Eine hässliche alte Fledermaus mit übergroßer Brille?«, flüsterte Ron.
Harry mühte sich, seine Unschuldsmiene zu bewahren.
»Der Tod, meine Lieben.«
Parvati und Lavender schlugen mit entsetzten Blicken die Hände vor den Mund.
»Ja«, sagte Professor Trelawney und nickte eindringlich, »er kommt immer näher, er zieht Kreise wie ein Geier, immer tiefer … immer tiefer über dem Schloss …«
Sie starrte Harry, der unverhohlen und herzhaft gähnte, durchdringend an.
»Es wäre ein wenig eindrucksvoller, wenn sie es nicht schon ungefähr achtzigmal gesagt hätte«, meinte er, als sie im Treppenhaus unter Professor Trelawneys Zimmer endlich wieder frische Luft schnappen konnten. »Aber wenn ich jedes Mal, wenn sie es sagte, tot umgefallen wäre, dann wäre ich ein medizinisches Wunder.«
»Du wärst sozusagen ein ganz hochprozentiger Geist«, gluckste Ron, als sie dem Blutigen Baron begegneten, der sie mit aufgerissenen, bösen Augen ansah. »Wenigstens haben wir keine Hausaufgaben. Ich hoffe, Professor Vektor hat Hermine eine Menge aufgehalst, ich genieße es, nichts zu tun, während sie arbeitet …«
Doch Hermine war weder beim Abendessen noch in der Bibliothek, wo sie später nach ihr
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