Harry Potter und der Feuerkelch
riss den Mund auf. Er befand sich in einer altmodisch möblierten Wohnung mit drei Zimmern, samt Bad und Küche. Seltsamerweise war die Wohnung genauso eingerichtet wie die von Mrs Figg; die bunt zusammengewürfelten Sessel waren mit Häkeldeckchen drapiert und es roch stark nach Katze.
»Macht nichts, es ist ja nicht für lange«, sagte Mr Weasley, rieb seine kahle Stelle mit dem Taschentuch und musterte die vier Bettkojen im Schlafzimmer. »Ich hab mir das Zelt von Mr Perkins aus dem Büro geliehen. Er zeltet nur noch selten, der Arme, seit er Hexenschuss hat.«
Er griff nach dem staubigen Kessel und spähte hinein. »Wir brauchen Wasser …«
»Auf der Karte, die uns der Muggel gegeben hat, ist ein Wasserhahn eingezeichnet«, sagte Ron, der Harry ins Innere des Zeltes gefolgt war und von dessen erstaunlicher Geräumigkeit überhaupt nicht beeindruckt schien. »Auf der anderen Seite des Zeltplatzes.«
»Schön, wie wär’s also, wenn du, Harry und Hermine uns ein wenig Wasser holt –«, Mr Weasley reichte ihnen den Kessel und ein paar Töpfe, »– und wir anderen besorgen im Wald ein bisschen Feuerholz.«
»Aber wir haben doch einen Ofen«, sagte Ron, »warum können wir nicht einfach –«
»Muggelabwehr, Ron!«, sagte Mr Weasley und sein Gesicht glänzte voller Vorfreude. »Wenn echte Muggel campen, kochen sie an Feuern unter freiem Himmel, das hab ich selbst gesehen!«
Nach einem kurzen Besuch im Mädchenzelt, das ein wenig kleiner als das der Jungen war, allerdings nicht nach Katze roch, machten sich Harry, Ron und Hermine mit Kessel und Töpfen auf den Weg über den Zeltplatz.
Die Sonne war aufgegangen und der Nebel lichtete sich, und nun konnten sie die Zeltstadt sehen, die sich in alle Himmelsrichtungen erstreckte. Gemächlich schlenderten sie durch die Zeltreihen und sahen sich neugierig um. Allmählich dämmerte es Harry, wie viele Hexen und Zauberer es auf der ganzen Welt geben musste; an die in den anderen Ländern hatte er bisher kaum gedacht.
Nach und nach erwachten ihre Mitcamper. Als Erste regten sich die Familien mit kleinen Kindern; Harry hatte noch nie so junge Hexen und Zauberer gesehen. Ein kleiner Junge, nicht älter als zwei, kauerte vor einem pyramidenförmigen Zelt, hielt einen Zauberstab in der Hand und stocherte munter nach einer Schnecke im Gras, die langsam auf die Größe einer Salami anschwoll. Als sie neben dem Kleinen standen, kam seine Mutter aus dem Zelt gestürmt.
»Wie oft soll ich es dir noch sagen, Kevin? Rühr – Daddys – Zauberstab – nicht – an – uuhhtsch!«
Die Riesenschnecke war geplatzt, nachdem die Mutter auf sie getreten war. In der ruhigen Morgenluft hörten sie noch lange ihr Geschimpfe, vermischt mit den Rufen des Kleinen – »Du Schnecke puttmacht, Schnecke puttmacht!«
Ein Stück weiter sahen sie zwei kleine Hexen, kaum älter als Kevin, auf Spielzeugbesen reiten, die sie gerade hoch genug trugen, um ihre Füße über den taunassen Rasen gleiten zu lassen. Schon hatte ein Ministeriumszauberer die Kinder ins Visier genommen; als er an Harry, Ron und Hermine vorbeihastete, hörten sie ihn gereizt murmeln: »Am helllichten Tag! Die Eltern schlafen wohl bis in die Puppen –«
Hie und da erschienen erwachsene Zauberer und Hexen vor ihren Zelten und begannen ihr Frühstück zu bereiten. Manche sahen sich verstohlen um und beschworen dann Feuer mit ihren Zauberstäben herauf, andere versuchten es zweifelnden Blickes mit Streichhölzern. Drei afrikanische Zauberer saßen auf der Erde und waren in ein ernstes Gespräch vertieft, alle trugen lange weiße Umhänge und rösteten offenbar einen Hasen über einem purpurroten Feuer. Eine Gruppe amerikanischer Hexen mittleren Alters saß glücklich schwatzend unter einem Sternenbanner mit der Aufschrift Hexeninstitut von Salem . Im Vorbeigehen fing Harry Gesprächsfetzen in fremden Sprachen auf, die aus den Zelten drangen, und obwohl er kein einziges Wort verstand, war die Vorfreude am Tonfall zu spüren.
»Ähm – stimmt was nicht mit meinen Augen, oder ist hier alles grün geworden?«, sagte Ron.
Es lag nicht an Rons Augen. Sie waren zwischen ein paar Zelte geraten, die alle dicht mit Klee bedeckt waren, so als wären kleine, merkwürdig geformte Hügel aus der Erde gewachsen. Wo die Zeltluken geöffnet waren, konnten sie das eine oder andere grinsende Gesicht im Innern erkennen. Dann rief jemand hinter ihnen ihre Namen.
»Harry! Ron! Hermine!«
Es war Seamus Finnigan aus dem Gryffindor-Haus von
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