Harry Potter und der Feuerkelch
darüberhing, schwang im Fahrtrhythmus des Zuges hin und her, so dass der vergammelte Spitzenbesatz gut zur Geltung kam.
Ron wollte den Umhang rasch verschwinden lassen, doch Malfoy war schneller; er packte den Ärmel und zog ihn an sich.
»Seht euch das an!«, rief er ganz entzückt und hob Rons Festumhang hoch, damit Crabbe und Goyle ihn begutachten konnten. »Weasley, du hast doch nicht etwa die Absicht, den wirklich zu tragen? Immerhin – um 1890 herum war es sicher der letzte Schrei …«
»Friss Mist, Malfoy!«, sagte Ron, und sein Gesicht hatte, als er ihn Malfoy entriss, längst die Farbe des Umhangs angenommen. Malfoy wieherte hämisch und Crabbe und Goyle glotzten blöde.
»Aha … du willst dich also bewerben, Weasley? Willst den Namen deiner Familie mit ein wenig Ruhm bekleckern? Geld ist auch im Spiel, du weißt ja … könntest dir ein paar anständige Umhänge leisten, wenn du gewinnen würdest …«
»Wovon redest du eigentlich?«, fuhr ihn Ron an.
»Machst du mit?«, wiederholte Malfoy. »Du, Potter, auf jeden Fall, schätze ich. Du lässt doch keine Gelegenheit aus, um den Angeber zu markieren, oder?«
»Entweder du erklärst, wovon du redest, oder du verschwindest, Malfoy«, sagte Hermine gereizt über den Rand ihres Lehrbuchs der Zaubersprüche, Band 4 .
Ein hämisches Grinsen breitete sich auf Malfoys Gesicht aus.
»Erzähl mir bloß nicht, dass du keine Ahnung hast, Weasley«, höhnte er genüsslich. »Du hast einen Vater und einen Bruder im Ministerium und du weißt es nicht mal? Hör mal, mein Vater hat es mir schon vor einer Ewigkeit erzählt … hat es von Cornelius Fudge erfahren. So ist es eben, Vater hat immer mit den Topleuten im Ministerium zu tun … vielleicht ist deiner ein zu kleines Licht und darf es überhaupt nicht wissen, Weasley … tja … wenn er in der Nähe ist, reden sie wahrscheinlich nicht über wichtige Dinge …«
Malfoy lachte laut auf, nickte Crabbe und Goyle zu, und die drei verschwanden.
Ron erhob sich und knallte die Schiebetür des Abteils so wütend zu, dass die Scheibe zu Bruch ging.
»Ron!«, sagte Hermine vorwurfsvoll, zückte ihren Zauberstab und murmelte »Reparo!«; die Scherben flogen zu einer Scheibe zusammen, die sich wieder in die Tür einfügte.
»Das Aas … tut so, als ob er alles wüsste und wir nicht …«, knurrte Ron. »›Vater hat immer mit den Topleuten im Ministerium zu tun.‹ … Mein Dad hätte sich jederzeit befördern lassen können … ihm gefällt eben die Arbeit, die er jetzt macht …«
»Natürlich, das wissen wir«, sagte Hermine beschwichtigend. »Lass dich doch nicht von Malfoy ärgern, Ron –«
»Er! Und mich ärgern! Schwachsinn!«, sagte Ron, packte einen der noch übrig gebliebenen Kesselkuchen und zerdrückte ihn zu Matsch.
Rons schlechte Laune hielt die restliche Fahrt über an. Er sprach nicht viel, als sie ihre Umhänge anzogen, und blickte immer noch finster, als der Hogwarts-Express endlich bremste und schließlich in pechschwarzer Dunkelheit am Bahnhof von Hogsmeade Halt machte.
Kaum waren die Waggontüren aufgegangen, hörten sie über sich ein Donnergrollen. Hermine wickelte Krummbein in ihren Umhang und Ron ließ seinen Festumhang über Pigwidgeons Käfig hängen. Mit gesenkten Köpfen, nur hin und wieder nach vorne blinzelnd, kämpften sie sich durch den Wolkenbruch. Es regnete so heftig, als würden Eimer um Eimer eiskalten Wassers über ihren Köpfen ausgeschüttet.
»Hallo, Hagrid!«, rief Harry; am Ende des Bahnsteigs hatte er eine hünenhafte Gestalt erspäht.
»Alles klar, Harry?«, brüllte Hagrid und winkte ihnen zu. »Sehn uns beim Festessen, falls wir vorher nicht absaufen!«
Wie es der Brauch war, fuhren die neuen Schüler mit Booten über den See hinüber nach Hogwarts.
»Uuuuuh, bei diesem Wetter hätt ich keine Lust, über den See zu fahren«, sagte Hermine und schüttelte sich ausgiebig. Inmitten der Schülerschar gelangten sie nur mühsam über den Bahnsteig und nach draußen vor den Bahnhof, wo bereits hundert pferdelose Kutschen auf sie warteten. Harry, Ron, Hermine und Neville stiegen erleichtert in einen der Wagen, die Tür schlug zu und wenige Augenblicke später setzte sich die lange Kutschenprozession mit einem kräftigen Ruck in Bewegung. Ratternd und Wasser zu allen Seiten verspritzend fuhren sie den Weg zum Schloss Hogwarts empor.
Das Trimagische Turnier
Die Kutschen rollten durch das von geflügelten Steinebern bewachte Schlosstor und kamen jetzt gefährlich
Weitere Kostenlose Bücher