Harry Potter und der Gefangene von Askaban
träumerischer Ausdruck trat auf sein Gesicht, »wo sie alles haben – Pfefferkobolde – die lassen dir den Mund rauchen – und große pralle Schokokugeln, gefüllt mit Erdbeermousse und Schlagsahne, und ganz tolle Zuckerfederhalter, die kannst du in der Schule lutschen und siehst dabei aus, als würdest du nur überlegen, was du schreiben sollst –«
»Aber Hogsmeade ist doch auch sonst ganz interessant, oder?«, bohrte Hermine wissbegierig nach. »In Historische Stätten der Zauberei heißt es, das Wirtshaus sei das Hauptquartier des Koboldaufstands von 1612 gewesen und die Heulende Hütte soll das am übelsten spukende Gebäude im ganzen Land sein –«
»– und dicke Brausekugeln, du hebst vom Boden ab, wenn du sie lutschst«, sagte Ron, der offensichtlich kein Wort von dem hören wollte, was Hermine zu sagen hatte.
Hermine wandte sich Harry zu.
»Wär es nicht schön, mal ein wenig aus der Schule rauszukommen und Hogsmeade zu erkunden?«
»Sicher«, brummte Harry. »Ihr müsst mir dann erzählen, wie es war.«
»Was soll das heißen?«, sagte Ron.
»Ich kann nicht mit. Die Dursleys haben die Zustimmungserklärung für mich nicht unterschrieben und Fudge wollte auch nicht.«
Ron war entsetzt.
»Du darfst nicht mitkommen? Aber kommt nicht in Frage, McGonagall oder sonst jemand wird es schon erlauben –«
Harry lachte hohl. Professor McGonagall, die das Haus Gryffindor leitete, war sehr streng.
»Oder wir fragen Fred und George, die kennen alle Geheimgänge aus dem Schloss heraus.«
»Ron!«, sagte Hermine in schneidendem Ton. »Ich glaube nicht, dass Harry sich aus der Schule schleichen sollte, wenn Black auf freiem Fuß ist.«
»Ja, das wird McGonagall sicher auch sagen, wenn ich sie um Erlaubnis frage«, sagte Harry erbittert.
»Aber wenn wir ihn begleiten, Hermine«, sagte Ron beherzt, »wird Black es nicht wagen.«
»Ach Ron, red keinen Stuss«, fuhr ihn Hermine an. »Black hat mitten auf einer belebten Straße ein Dutzend Leute umgebracht, glaubst du wirklich, er wird sich davon abhalten lassen, Harry anzugreifen, nur weil wir dabei sind?«
Während sie sprach, nestelte sie an den Spannverschlüssen von Krummbeins Korb herum.
»Lass bloß dieses Tier nicht raus!«, sagte Ron. Doch zu spät; leichtfüßig hüpfte Krummbein aus dem Korb, streckte sich, gähnte und sprang auf Rons Knie; das Knäuel in Rons Brusttasche zitterte und wütend schob er Krummbein beiseite.
»Hau ab!«
»Ron, nicht!«, sagte Hermine zornig.
Ron wollte gerade etwas entgegnen, als sich Professor Lupin regte. Gebannt beobachteten sie ihn, doch er drehte nur mit leicht geöffnetem Mund den Kopf auf die andere Seite und schlief weiter.
Der Hogwarts-Express fuhr stetig nordwärts und die Landschaft vor dem Fenster wurde wilder und düsterer und die Wolken am Himmel verdichteten sich. Vor der Abteiltür rannten Schüler hin und her. Krummbein hatte sich jetzt auf einem leeren Sitz niedergelassen, das eingedellte Gesicht Ron zugewandt und die gelben Augen auf Rons Brusttasche gerichtet.
Um eins schob die plumpe Hexe mit dem Imbisswagen die Tür auf.
»Meint ihr, wir sollten ihn aufwecken?«, fragte Ron verlegen und nickte zu Professor Lupin hinüber. »Sieht aus, als könnte er was zu essen vertragen.«
Hermine näherte sich vorsichtig dem Professor.
»Ähm – Professor?«, sagte sie. »Verzeihung – Professor?«
Er rührte sich nicht.
»Schon gut, Mädchen«, sagte die Hexe und reichte Harry einen mächtigen Stapel Kesselkuchen, »wenn er aufwacht und Hunger hat, ich bin vorne beim Zugführer.«
»Ich hoffe doch, dass er schläft?«, sagte Ron leise, als die Hexe die Abteiltür zugeschoben hatte. »Ich meine – er ist nicht tot, oder?«
»Nein, nein, er atmet«, flüsterte Hermine und nahm das Stück Kesselkuchen, das Harry ihr reichte.
Professor Lupin mochte keine angenehme Gesellschaft sein, doch dass er in ihrem Abteil war, hatte seine nützlichen Seiten. Am späten Nachmittag, gerade als es zu regnen begonnen hatte und die sanften Hügel vor dem Fenster verschwammen, hörten sie erneut Schritte auf dem Gang, und die Mitschüler, die sie am wenigsten leiden konnten, erschienen an der Tür: Draco Malfoy, flankiert von seinen Kumpanen Vincent Crabbe und Gregory Goyle.
Draco Malfoy und Harry waren verfeindet, seit sie sich auf ihrer ersten Zugreise nach Hogwarts getroffen hatten. Malfoy mit seinem blassen, spitzen und blasierten Gesicht war im Haus Slytherin; er war Sucher in der Quidditch-Mannschaft
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