Harry Potter und der Halbblutprinz
großer, hagerer blonder Junge mit Stupsnase stand dort und sprach in das magische Megafon, das früher Lee Jordan benutzt hatte; Harry erkannte Zacharias Smith, einen Hufflepuff-Spieler, der ihm von Herzen zuwider war.
»Oh, und hier kommt der erste Angriff von Slytherin, Urquhart rast das Feld entlang und –«
Harry drehte sich der Magen um.
»– Weasley rettet, nun ja, da hat er eben mal Glück gehabt, denk ich …«
»So kann man es sagen, Smith, das hat er«, murmelte Harry, grinste verstohlen, tauchte zwischen die Jäger und suchte mit den Augen rundum nach einer Spur des schwer fassbaren Schnatzes.
Nachdem eine halbe Stunde gespielt war, führte Gryffindor mit sechzig zu null Punkten, Ron hatte ein paarmal wirklich spektakulär gehalten, zum Teil gerade noch mit den Handschuhspitzen, und Ginny hatte vier von Gryffindors sechs Toren geschossen. Das brachte Zacharias endlich davon ab, sich laut Gedanken darüber zu machen, ob die beiden Weasleys nur deshalb in der Mannschaft waren, weil Harry mit ihnen befreundet war, und stattdessen nahm er nun Peakes und Coote ins Visier.
»Natürlich hat Coote nicht gerade die typische Statur eines Treibers«, sagte Zacharias hochnäsig, »normalerweise haben die ein bisschen mehr Muskeln –«
»Hau ihm einen Klatscher rein«, rief Harry Coote zu, als der gerade vorbeifegte, aber Coote grinste breit und zielte mit dem nächsten Klatscher lieber auf Harper, der in diesem Moment aus der Gegenrichtung an Harry vorbeigeflogen kam. Harry hörte zufrieden das dumpfe Plonk , der Klatscher hatte sein Ziel gefunden.
Es sah aus, als könnten die Gryffindors einfach nichts falsch machen. Immer wieder punkteten sie und immer wieder verhinderte Ron auf der anderen Feldseite mit offensichtlicher Leichtigkeit Tore. Jetzt lächelte er auch noch, und als die Menge eine besonders gelungene Parade feierte und voller Begeisterung den alten Hit Weasley ist unser King schmetterte, spielte Ron von oben aus den Dirigenten.
»Hält sich heute wohl für was Besonderes, was?«, sagte eine höhnische Stimme, und Harry schlug es fast vom Besen, als Harper heftig und absichtlich mit ihm zusammenstieß. »Dein Blutsverräterfreund …«
Madam Hooch hatte ihnen gerade den Rücken zugekehrt, und obwohl einige Gryffindors unten vor Wut schrien, war Harper schon davongerast, als sie sich umwandte. Harry jagte ihm mit schmerzender Schulter hinterher, entschlossen, ihn auch zu rammen …
»Und ich glaube, Harper von Slytherin hat den Schnatz gesehen!«, rief Zacharias Smith durch sein Megafon. »Ja, er hat ganz sicher was gesehen, was Potter entgangen ist!«
Smith war wirklich ein Dummkopf, dachte Harry, hatte er nicht bemerkt, wie sie zusammengestoßen waren? Doch im nächsten Moment schien sein Magen in die Tiefe zu fallen – Smith lag richtig und Harry lag falsch: Harper war nicht zufällig nach oben geschossen; er hatte entdeckt, was Harry nicht gesehen hatte: Der Schnatz sauste hoch über ihnen dahin, hell glitzernd vor dem klaren blauen Himmel.
Harry flog schneller; der Wind pfiff ihm dermaßen in den Ohren, dass er Smiths Kommentar und den Lärm der Menge völlig übertönte, aber Harper war immer noch vor ihm, und Gryffindor hatte nur hundert Punkte Vorsprung; wenn Harper als Erster hinkam, hatte Gryffindor verloren … und jetzt war Harper ein, zwei Meter davon entfernt, hatte die Hand ausgestreckt …
»He, Harper!«, rief Harry in seiner Verzweiflung. »Wie viel hat dir Malfoy dafür bezahlt, dass du für ihn spielst?«
Er wusste nicht, warum er das gesagt hatte, doch Harper stutzte; er tastete fahrig nach dem Schnatz, ließ ihn durch die Finger rutschen und schoss einfach daran vorbei: Harry langte weit nach vorne und fing den winzigen, flatternden Ball ein.
» JA! «, schrie Harry. Er wirbelte herum und jagte zum Boden zurück, den Schnatz hoch in der ausgestreckten Hand. Als die Menge begriff, was geschehen war, brach ein großes Geschrei los, in dem der Abpfiff des Spiels fast unterging.
»Ginny, wo willst du hin?«, schrie Harry, der mitten in der Luft in eine Massenumarmung mit dem ganzen Team hineingeraten war, aber Ginny preschte einfach an ihnen vorbei und krachte schließlich mit einem gewaltigen Knall gegen das Podium des Stadionsprechers. Während die Menge kreischte und lachte, landete die Gryffindor-Mannschaft neben dem Trümmerhaufen aus Holz, unter dem Zacharias sich schwach regte; Harry hörte Ginny munter zu der erzürnten Professor McGonagall sagen: »Hab
Weitere Kostenlose Bücher