Harry Potter und der Halbblutprinz
Stückchen Tratsch geradezu gierig aufnahm. »Wow, du stehst auf Quidditch-Spieler, stimmt’s? Erst Krum, dann McLaggen …«
»Ich steh auf richtig gute Quidditch-Spieler«, korrigierte Hermine sie, unentwegt lächelnd. »Also, wir sehen uns dann … ich muss los und mich für die Party zurechtmachen …«
Sie verschwand. Augenblicklich steckten Lavender und Parvati die Köpfe zusammen, um diese neue Entwicklung zu erörtern, mitsamt allem, was sie je über McLaggen gehört, und allem, was sie sich je über Hermine zusammengereimt hatten. Ron sah merkwürdig leer aus und sagte nichts. Harry blieb es überlassen, im Stillen über die Abgründe nachzugrübeln, in die Mädchen sich begaben, nur um Rache zu üben.
Als er um acht an diesem Abend in die Eingangshalle kam, stieß er auf ungewöhnlich viele Mädchen, die dort lauerten und ihn alle böse anzustarren schienen, als er auf Luna zuging. Sie trug einen silbernen Paillettenumhang, der bei den Zuschauerinnen einiges Gekicher auslöste, doch ansonsten sah sie ganz hübsch aus. Jedenfalls war Harry froh, dass sie auf ihre Radieschen-Ohrringe, ihr Halsband aus Butterbierkorken und ihre Gespensterbrille verzichtet hatte.
»Hi«, sagte er. »Wollen wir dann mal los?«
»Oh, ja«, sagte sie glücklich. »Wo ist die Party?«
»In Slughorns Büro«, sagte Harry und führte sie die Marmortreppe hoch, weg von all dem Gegaffe und Getuschel. »Hast du gehört, angeblich soll ein Vampir kommen?«
»Rufus Scrimgeour?«, fragte Luna.
»Ich – was?«, sagte Harry verwirrt. »Du meinst den Zaubereiminister?«
»Ja, er ist ein Vampir«, sagte Luna nüchtern. »Vater hat darüber einen ganz langen Artikel geschrieben, als Scrimgeour Nachfolger von Cornelius Fudge wurde, aber jemand vom Ministerium hat ihn gezwungen, den nicht zu veröffentlichen. Die wollten offensichtlich verhindern, dass die Wahrheit ans Licht kommt!«
Harry antwortete nicht; er hielt es für äußerst unwahrscheinlich, dass Rufus Scrimgeour ein Vampir war, doch er war es gewohnt, dass Luna die verqueren Ansichten ihres Vaters wiedergab, als wären es Tatsachen. Sie näherten sich bereits Slughorns Büro, und mit jedem ihrer Schritte schwoll der Lärm von Gelächter, Musik und lauten Stimmen stärker an.
Ob Slughorns Büro schon so gebaut worden war oder ob er es mit magischen Kniffen so geformt hatte, es war jedenfalls viel größer als das normale Arbeitszimmer eines Lehrers. Die Decke und die Wände waren mit smaragdgrünen, karmesinroten und goldenen Behängen drapiert, so dass es aussah, als befänden sich alle in einem riesigen Zelt. Der Raum war voller Leute und stickig und in das rote Licht einer reich verzierten goldenen Lampe getaucht, die von der Mitte der Decke herabhing und in der echte Feen flatterten, jede ein glitzernder Lichtfleck. Lauter Gesang drang aus einer entfernten Ecke, begleitet von etwas, das wie Mandolinen klang; ein Dunstschleier aus Pfeifenrauch hing über einigen älteren, ins Gespräch vertieften Zauberern, und etliche Hauselfen schlängelten sich quiekend durch den Wald von Knien, verborgen unter den schweren silbernen Servierplatten mit Speisen, die sie trugen und die dabei wie kleine wandernde Tische aussahen.
»Harry, mein Junge!«, dröhnte Slughorn, kaum dass Harry und Luna sich durch die Tür gezwängt hatten. »Kommen Sie, kommen Sie, so viele Leute, die ich Ihnen gerne vorstellen möchte!«
Slughorn trug einen Samthut mit Troddeln, der zu seiner Smokingjacke passte. Er packte Harry so fest am Arm, als wäre er gerne mit ihm disappariert, und führte ihn entschlossen mitten in die Gästeschar; Harry nahm Luna bei der Hand und zog sie mit sich.
»Harry, darf ich Ihnen Eldred Worple vorstellen, einen ehemaligen Schüler von mir, den Autor von Blutsbrüder: Mein Leben unter Vampiren – und natürlich seinen Freund Sanguini.«
Worple, ein kleiner Mann mit Brille, ergriff Harrys Hand und schüttelte sie begeistert; der Vampir Sanguini, der groß und ausgemergelt war und dunkle Schatten unter den Augen hatte, nickte nur. Er wirkte recht gelangweilt. Eine neugierige und aufgeregt schnatternde Schar Mädchen stand in seiner Nähe.
»Harry Potter, ich bin einfach entzückt!«, sagte Worple und spähte kurzsichtig hoch in Harrys Gesicht. »Erst kürzlich habe ich zu Professor Slughorn gesagt: Wo bleibt die Biografie von Harry Potter, auf die wir alle warten?«
»Ähm«, sagte Harry, »tatsächlich?«
»Genauso bescheiden, wie Horace ihn beschrieben hat!«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher