Harry Potter und der Halbblutprinz
Gestalt anzunehmen.
Nachdem Ron eine Menge Zeit damit vertan hatte, sich lautstark Sorgen über das Apparieren zu machen, mühte er sich jetzt damit ab, einen furchtbar schwierigen Aufsatz für Snape zu Ende zu schreiben, mit dem Harry und Hermine schon fertig waren. Harry war absolut sicher, dass er für seinen Aufsatz eine schlechte Note bekommen würde, weil er Snape in der Frage widersprach, wie man sich am besten gegen Dementoren zur Wehr setzte, doch es war ihm egal: Das Wichtigste für ihn war jetzt Slughorns Erinnerung.
»Wenn ich’s dir doch sage, Harry, der blöde Prinz wird dir dabei nicht helfen können!«, bekräftigte Hermine noch lauter. »Es gibt nur eine Methode, um jemandem deinen Willen aufzuzwingen, und das ist der Imperius-Fluch, der illegal ist –«
»Jaah, das weiß ich, vielen Dank«, gab Harry zurück, ohne von seinem Buch aufzusehen. »Deshalb suche ich nach was anderem. Dumbledore meint, dass Veritaserum nichts nützen wird, aber vielleicht gibt es ja sonst noch was, einen Trank oder einen Zauber …«
»Du gehst die Sache falsch an«, sagte Hermine. »Dumbledore behauptet, nur du kannst die Erinnerung beschaffen. Das muss bedeuten, dass nur du und niemand sonst Slughorn überreden kann. Es geht nicht darum, ihm heimlich einen Zaubertrank zu verabreichen, das könnte jeder –«
»Wie schreibt man ›archaisch‹?«, fragte Ron, der auf sein Pergament starrte und heftig seine Feder schüttelte. » A – R – S – C kann ja wohl nicht sein.«
»Nein, allerdings nicht«, sagte Hermine und zog Rons Aufsatz zu sich her. »Und ›Orakel‹ fängt auch nicht mit O – R – G an. Was benutzt du da eigentlich für eine Feder?«
»Eine von den Rechtschreibcheckern von Fred und George … aber ich glaube, der Zauber lässt so langsam nach …«
»Sieht ganz danach aus«, sagte Hermine und deutete auf die Überschrift seines Aufsatzes, »wir sollen nämlich schreiben, wie wir mit Dementoren fertig werden, und nicht mit ›Eselsohren‹, und dass du dich inzwischen ›Runald Waschlab‹ nennst, ist mir völlig neu.«
»Ah, nein!«, rief Ron und starrte entsetzt auf das Pergament. »Sag bloß nicht, dass ich das Ganze noch mal abschreiben muss!«
»Schon gut, das kriegen wir hin«, sagte Hermine und holte ihren Zauberstab hervor.
»Ich liebe dich, Hermine«, sagte Ron, ließ sich wieder auf seinen Stuhl sinken und rieb sich müde die Augen.
Hermine lief mattrosa an, meinte jedoch nur: »Lass das bloß nicht Lavender hören.«
»Keine Sorge«, sagte Ron in seine Hände hinein. »Oder vielleicht doch … dann gibt sie mir den Laufpass …«
»Warum gibst du ihr nicht den Laufpass, wenn du damit aufhören willst?«, fragte Harry.
»Du hast noch nie mit jemandem Schluss gemacht, oder?«, erwiderte Ron. »Das mit dir und Cho –«
»Hat sich irgendwie von selbst erledigt, stimmt«, sagte Harry.
»Ich wünschte, das würde bei mir und Lavender auch so laufen«, sagte Ron düster und sah zu, wie Hermine jedes seiner falsch geschriebenen Wörter stumm mit der Spitze ihres Zauberstabs antippte, worauf sie sich auf der Seite selbst korrigierten. »Aber je mehr ich mit dem Zaunpfahl winke, dass ich Schluss machen will, umso fester klammert sie. Es ist, als würde man mit dem Riesenkraken ausgehen.«
»Bitte schön«, sagte Hermine etwa zwanzig Minuten später und gab Ron seinen Aufsatz zurück.
»Tausend Dank«, sagte Ron. »Kann ich mir für den Schluss deine Feder ausleihen?«
Harry, der bisher nichts Brauchbares in den Notizen des Halbblutprinzen gefunden hatte, sah sich um; die drei waren inzwischen die Letzten im Gemeinschaftsraum, Seamus war gerade zu Bett gegangen, wobei er Snape und seinen Aufsatz verflucht hatte. Jetzt hörte man nur noch das Knistern des Feuers und Ron, der mit Hermines Feder einen letzten Absatz über die Dementoren durchstrich. Harry hatte das Buch des Halbblutprinzen eben gähnend zugemacht, da –
Knall.
Hermine stieß einen spitzen Schrei aus; Ron schüttete Tinte quer über seinen Aufsatz, und Harry sagte: »Kreacher!«
Der Hauself verneigte sich tief und sprach zu seinen knorrigen Zehen.
»Der Herr wollte regelmäßige Berichte über das, was der junge Malfoy tut, also ist Kreacher gekommen, um –«
Knall.
Dobby erschien mit schief sitzendem Teewärmerhut an Kreachers Seite.
»Dobby hat mitgeholfen, Harry Potter!«, quiekte er und warf Kreacher einen ärgerlichen Blick zu. »Und Kreacher sollte Dobby sagen, wann er zu Harry Potter geht, damit sie
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