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Harry Potter und der Halbblutprinz

Harry Potter und der Halbblutprinz

Titel: Harry Potter und der Halbblutprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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das Messer in der einen, den Zauberstab in der anderen Hand.
    »Nun hören Sie –«, fing Ogden an, aber zu spät: Ein Knall ertönte, Ogden lag am Boden und hielt sich krampfhaft die Nase, und eine ekelhafte gelbliche Schmiere spritzte zwischen seinen Fingern hervor.
    »Morfin!«, sagte eine laute Stimme.
    Ein älterer Mann war aus dem Haus gehastet und hatte die Tür so heftig hinter sich zugeschlagen, dass die tote Schlange kläglich hin- und herschwang. Dieser Mann war kleiner als der erste und hatte seltsame Proportionen; seine Schultern waren sehr breit und seine Arme überlang, was ihm zusammen mit seinen hellbraunen Augen, dem kurzen Stoppelhaar und dem runzligen Gesicht das Aussehen eines kräftigen, in die Jahre gekommenen Affen verlieh. Er blieb neben dem Mann mit dem Messer stehen, der angesichts des am Boden liegenden Ogden in keckerndes Gelächter ausgebrochen war.
    »Ministerium, ja?«, sagte der ältere Mann und sah zu Ogden hinunter.
    »Korrekt«, sagte Ogden zornig und tastete sein Gesicht ab. »Und Sie sind, wie ich annehme, Mr Gaunt?«
    »Richtig«, sagte Gaunt. »Er hat Sie wohl im Gesicht erwischt, was?«
    »Ja, hat er!«, fauchte Ogden.
    »Sie hätten sich ankündigen sollen, oder?«, sagte Gaunt angriffslustig. »Das hier ist Privatgelände. Können nicht einfach hier reinspazieren und erwarten, dass mein Sohn sich nicht verteidigt.«
    »Gegen was verteidigt, Mann?«, fragte Ogden und rappelte sich hoch.
    »Topfgucker. Eindringlinge. Muggel und Abschaum.«
    Ogden richtete seinen Zauberstab auf seine eigene Nase, aus der immer noch große Mengen einer gelben, eiterartigen Masse hervorquollen, und der Strom versiegte augenblicklich. Mr Gaunt redete aus dem Mundwinkel mit Morfin.
    »Ins Haus mit dir. Keine Widerrede.«
    Diesmal war Harry vorbereitet und erkannte, dass es Parsel war; er konnte verstehen, was gesagt wurde, und nahm gleichzeitig das unheimliche Zischen wahr, das Einzige, was Ogden hören konnte. Morfin schien gerade im Begriff zu sein zu widersprechen, doch als sein Vater ihm einen drohenden Blick zuwarf, besann er sich anders, schleppte sich in einem merkwürdigen wiegenden Gang zum Haus hinüber und schlug die Tür hinter sich zu, so dass die Schlange erneut traurig hin- und herschwang.
    »Ich bin wegen Ihres Sohnes hier, Mr Gaunt«, sagte Ogden, während er den letzten Rest Eiter vom Revers seines Gehrocks wischte. »Das war Morfin, nicht wahr?«
    »Ah, das war Morfin«, sagte der alte Mann gleichgültig. »Sind Sie Reinblüter?«, fragte er, mit einem Mal aggressiv.
    »Das spielt keine Rolle«, sagte Ogden nüchtern und Harry empfand wachsenden Respekt für ihn.
    Offenbar empfand Gaunt etwas völlig anderes. Er starrte Ogden mit zusammengekniffenen Augen an und murmelte in einem Ton, der offensichtlich beleidigend klingen sollte: »Wenn ich’s mir recht überlege, hab ich Nasen wie Ihre schon unten im Dorf gesehen.«
    »Das bezweifle ich nicht, wenn Ihr Sohn auf sie losgelassen wurde«, sagte Ogden. »Vielleicht können wir diese Unterhaltung drinnen fortsetzen?«
    »Drinnen?«
    »Ja, Mr Gaunt. Ich habe es Ihnen bereits gesagt. Ich bin wegen Morfin hier. Wir haben eine Eule geschickt –«
    »Ich kann mit Eulen nichts anfangen«, sagte Gaunt. »Ich öffne keine Briefe.«
    »Dann können Sie sich wohl kaum beschweren, dass Ihre Besucher sich nicht ankündigen«, sagte Ogden scharf. »Ich bin hier infolge einer schwer wiegenden Verletzung des Zaubereigesetzes, die heute in den frühen Morgenstunden hier verübt –«
    »Schon gut, schon gut, schon gut!«, bellte Gaunt. »Dann kommen Sie eben in das verdammte Haus und sehen, was es Ihnen nützt!«
    Das Haus hatte offenbar drei kleine Räume. Zwei Türen führten vom Hauptraum weg, der gleichzeitig als Küche und Wohnzimmer diente. Morfin saß in einem schmutzigen Sessel neben dem rauchenden Kaminfeuer, ließ eine lebendige Natter durch seine dicken Finger schlängeln und sang ihr leise auf Parsel zu:
    »Zischle, zischle, kleine Schlange,
    schlängle dich am Boden hier.
    Bist du nicht gut zu deinem Morfin,
    nagelt er dich an die Tür.«
    Aus der Ecke neben dem offenen Fenster kam ein schlurfendes Geräusch, und Harry bemerkte, dass noch jemand im Raum war, ein Mädchen, dessen verschlissenes graues Kleid genau die gleiche Farbe hatte wie die schmutzige Steinmauer hinter ihm. Das Mädchen stand an einem verrußten schwarzen Herd, auf dem ein Topf dampfte, und machte sich an dem Regal mit verwahrlost wirkenden Töpfen und Pfannen

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