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Harry Potter und der Orden des Phönix

Harry Potter und der Orden des Phönix

Titel: Harry Potter und der Orden des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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um die Haare aus dem Gesicht zu bekommen, und stieß einen merkwürdigen, schrillen Schrei aus, der durch die dunklen Bäume hallte wie der Ruf eines Vogelungeheuers. Keiner lachte: Die meisten schienen zu verängstigt, um auch nur einen Laut von sich zu geben.
    Erneut stieß Hagrid den schrillen Schrei aus. Eine Minute verging, in der die Schüler unentwegt nervös über die Schultern und zwischen den Bäumen umherspähten, um einen ersten Blick zu erhaschen auf was immer da kommen mochte. Und dann, als Hagrid zum dritten Mal die Haare zurückwarf und seine mächtige Brust dehnte, stieß Harry Ron an und deutete auf die schwarze Lücke zwischen zwei knorrigen Eiben.
    Ein leeres, weißes, schimmerndes Augenpaar erschien in der Düsternis und wurde immer größer, und einen Moment später tauchten der drachenartige Kopf, der Hals und dann der Skelettkörper eines großen, schwarzen, geflügelten Pferdes aus der Dunkelheit auf. Es wandte sich ein paar Sekunden der Klasse zu und peitschte mit seinem langen schwarzen Schwanz, dann neigte es den Kopf und fing an, mit seinen spitzen Fangzähnen Fleisch von der toten Kuh zu reißen.
    Eine Woge der Erleichterung überkam Harry. Hier endlich war der Beweis, dass er sich diese Geschöpfe nicht nur eingebildet hatte, dass es sie wirklich gab: Auch Hagrid wusste von ihnen. Er blickte gespannt auf Ron, doch Ron stierte immer noch in die Bäume, und nach einigen Sekunden flüsterte er: »Warum ruft Hagrid nicht noch mal?«
    Die meisten anderen machten ebenso verwirrte und nervös-erwartungsvolle Gesichter wie Ron und blickten noch immer auf alles Mögliche, nur nicht auf das Pferd, das gerade mal ein paar Meter entfernt vor ihnen stand. Offenbar gab es nur zwei andere Schüler, die imstande waren, das Wesen zu sehen: ein drahtiger Junge aus Slytherin, gleich hinter Goyle, der dem Pferd mit offensichtlich großem Abscheu beim Fressen zusah; und Neville, dessen Blick dem hin und her wedelnden langen schwarzen Schwanz folgte.
    »Holla, da kommt noch eins!«, verkündete Hagrid stolz, als ein zweites schwarzes Pferd zwischen den dunklen Bäumen auftauchte, seine ledrigen Flügel enger an den Körper legte, den Kopf sinken ließ und nun ebenfalls Fleisch verschlang. »Also dann … wer sie sehen kann, meldet sich!«
    Mächtig froh, dass er nun endlich das Geheimnis dieser Pferde erfahren würde, hob Harry die Hand. Hagrid nickte ihm zu.
    »Jaah … ja, das hab ich mir gedacht, Harry«, sagte er ernst. »Un’ du auch, Neville, was? Un’ –«
    »Verzeihung bitte«, sagte Malfoy höhnisch, »aber was genau sollen wir da eigentlich sehen?«
    Zur Antwort deutete Hagrid auf den Kuhkadaver am Boden. Die ganze Klasse starrte ihn ein paar Sekunden lang an, dann keuchten einige und Parvati kreischte auf. Harry war klar, warum: Ganze Fleischstücke, die sich von den Knochen abrissen und in Luft auflösten, mussten in der Tat ein ziemlich unheimlicher Anblick sein.
    »Wer macht das?«, fragte Parvati mit grauenerfüllter Stimme und wich hinter den nächsten Baum zurück. »Wer frisst das Fleisch?«
    »Thestrale«, sagte Hagrid stolz, und von Hermine, die neben Harry stand, kam ein leises »Oh!«, da sie nun begriffen hatte. »Hogwarts hat ’ne ganze Herde davon hier drin. Also, wer weiß –?«
    »Aber die bringen ganz, ganz viel Unglück«, unterbrach ihn die entsetzt dreinblickende Parvati. »Den Leuten, die sie sehen, sollen alle möglichen schrecklichen Dinge zustoßen. Professor Trelawney hat mir mal erzählt –«
    »Nein, nein, nein«, sagte Hagrid glucksend, »das is’ alles nur Aberglaube, nich wahr, die bringen kein Unglück, die sind total klug und nützlich! ’türlich, die hier haben nich viel zu tun, ziehen hauptsächlich die Schulkutschen, außer wenn Dumbledore mal ’ne lange Reise macht und nicht apparier’n will – und da sind noch ’n paar, seht mal –«
    Zwei weitere Pferde kamen leise zwischen den Bäumen hervor, eines lief ganz nah an Parvati vorbei, die erschauderte und sich eng an den Baum presste. »Ich glaub, ich hab was gespürt«, sagte sie. »Ich glaub, es ist mir ganz nah!«
    »Mach dir keine Sorgen, das beißt nicht«, sagte Hagrid geduldig. »Na denn, wer kann mir jetzt sagen, warum manche von euch sie sehn können un’ manche nicht?«
    Hermine hob die Hand.
    »Dann schieß ma’ los«, sagte Hagrid und strahlte sie an.
    »Die einzigen Menschen, die Thestrale sehen können«, sagte sie, »sind Menschen, die den Tod gesehen haben.«
    »Das stimmt genau«,

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