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Harry Potter und der Orden des Phönix

Harry Potter und der Orden des Phönix

Titel: Harry Potter und der Orden des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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nieder und schoss so schnell und so steil in die Höhe, dass Harry Arme und Beine fest um das Tier schlingen musste, damit er nicht über die knochige Kruppe hinabrutschte. Er schloss die Augen und presste das Gesicht in die seidene Mähne des Pferdes, während sie durch die obersten Äste der Bäume brachen und in einen blutroten Sonnenuntergang emporstiegen.
    Harry glaubte nicht, dass er je so schnell vom Fleck gekommen war: Der Thestral schoss über das Schloss hinweg und schlug dabei kaum mit den weiten Flügeln; die abkühlende Luft wehte Harry ins Gesicht; die Augen leicht zusammengekniffen wegen des brausenden Windes, wandte er sich um und sah seine fünf Gefährten hinter ihm herfliegen, jeder von ihnen so dicht wie möglich an den Hals seines Thestrals gebeugt, um sich vor dem Fahrtwind zu schützen.
    Sie flogen über das Gelände von Hogwarts, sie hatten Hogsmeade hinter sich gelassen. In der Tiefe konnte Harry Berge und Wasserläufe erkennen. Als das Tageslicht zu schwinden begann, sah Harry kleine Ansammlungen von Lichtern, während sie über weitere Dörfer flogen, dann eine gewundene Straße, auf der ein einzelnes Auto auf der Heimfahrt wie ein Käfer durch die Hügel kroch …
    »Wahnsinn!«, hörte Harry Ron irgendwo hinter sich ganz schwach rufen, und er stellte sich vor, wie es sich anfühlen musste, auf dieser Höhe dahinzurasen, ohne zu sehen, was einen trug.
    Die Dämmerung brach an: Der Himmel nahm ein helles abendliches Violett an, das mit winzigen silbernen Sternen gesprenkelt war, und bald gaben ihnen nur noch die Lichter von Muggelstädten eine Ahnung davon, wie weit entfernt vom Boden sie waren und wie schnell sie reisten. Harrys Arme waren fest um den Hals seines Pferdes geschlungen, während er es in Gedanken anfeuerte, noch schneller zu fliegen. Wie viel Zeit war vergangen, seit er Sirius in der Mysteriumsabteilung hatte am Boden liegen sehen? Wie lange noch hatte Sirius die Kraft, Voldemort Widerstand zu leisten? Das Einzige, dessen sich Harry sicher fühlte, war, dass sein Pate weder getan hatte, was Voldemort wollte, noch gestorben war. Er war fest davon überzeugt, dass sonst – egal wie es ausgegangen war – Voldemorts Jubel oder Zorn durch seinen eigenen Körper geströmt wäre und seine Narbe so heftig hätte schmerzen lassen wie in der Nacht, als Mr Weasley angegriffen worden war.
    Sie flogen weiter durch die aufkommende Dunkelheit; Harrys Gesicht fühlte sich starr und kalt an, seine Beine, fest an die Seiten des Thestrals gepresst, waren taub, doch er wagte es nicht, seine Sitzposition zu ändern, aus Furcht abzurutschen … das donnernde Brausen der Luft in seinen Ohren machte ihn taub und sein Mund war trocken und eisig vom kalten Nachtwind. Er hatte jedes Gefühl dafür verloren, wie weit sie schon gekommen waren; all sein Vertrauen galt dem Tierwesen unter ihm, das immer noch zielstrebig durch die Nacht jagte und kaum einmal mit den Flügeln schlug, während es unermüdlich dahineilte.
    Wenn sie zu spät kamen …
    Er ist noch am Leben, er kämpft immer noch, ich kann es fühlen …
    Wenn Voldemort zu dem Schluss kam, dass er Sirius nicht brechen konnte …
    Ich wüsste es …
    Harrys Magen zuckte; der Kopf des Thestrals war plötzlich zur Erde gerichtet und er rutschte ein paar Zentimeter nach vorne über seinen Hals. Endlich flogen sie Richtung Boden … er meinte einen schrillen Schrei hinter sich zu hören und wandte wagemutig den Kopf, doch er konnte keine Spur eines fallenden Körpers erkennen … wahrscheinlich hatte die Richtungsänderung den anderen einen Schreck eingejagt, genau wie ihm.
    Und nun wurden rings um sie her hellorange Lichter größer und runder, sie konnten die Dächer von Gebäuden sehen, Streifen von Scheinwerfern wie leuchtende Insektenaugen, die blassgelben Rechtecke von Fenstern. Ganz plötzlich schienen sie auf das Pflaster zuzurasen; Harry klammerte sich mit letzter Kraft an den Thestral, gefasst auf einen jähen Aufprall, doch das Pferd kam sanft wie ein Schatten auf dem dunklen Boden auf. Harry glitt vom Rücken seines Tieres und blickte sich in der Straße um. Der überquellende Müllcontainer stand immer noch unweit der zertrümmerten Telefonzelle, beide farblos im matten Orangelicht der Straßenlaternen.
    Ron landete ein kurzes Stück entfernt und purzelte prompt von seinem Thestral auf den Gehweg.
    »Nie wieder«, sagte er und rappelte sich hoch. Er machte Anstalten, sich von seinem Thestral zu entfernen, doch da er ihn nicht sehen

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