Harry Potter und die Heiligtümer des Todes
Tag gewöhnt gewesen, freundlicherweise von seiner Mutter oder den Hauselfen von Hogwarts zubereitet, und der Hunger machte ihn sowohl unvernünftig als auch jähzornig. Immer wenn Ron an der Reihe war, den Horkrux zu tragen, und es zugleich wenig zu essen gab, wurde er ausgesprochen unwirsch.
»Und wohin jetzt?«, wiederholte er dann andauernd. Er selbst schien keine Ideen zu haben, erwartete jedoch von Harry und Hermine, dass sie mit Plänen daherkamen, während er dasaß und schmollte, weil es nicht genug zu essen gab. Also überlegten Harry und Hermine stundenlang erfolglos, wo sie weitere Horkruxe finden und wie sie den einen, den sie schon hatten, zerstören könnten, doch weil sie nichts Neues herausgefunden hatten, drehten sich ihre Gespräche allmählich im Kreis.
Da Dumbledore Harry gegenüber die Vermutung geäußert hatte, dass Voldemort die Horkruxe an Orten aufbewahrt hatte, die ihm wichtig waren, zählten sie wie in einer eintönigen Litanei immer wieder jene Orte auf, von denen sie wussten, dass Voldemort dort gelebt oder sie besucht hatte. Das Waisenhaus, wo er geboren und aufgezogen worden war, Hogwarts, wo er ausgebildet worden war, Borgin und Burkes, wo er nach der Schule gearbeitet hatte, dann Albanien, wo er seine Jahre im Exil verbracht hatte: Das war die Grundlage ihrer Spekulationen.
»Jaah, lasst uns nach Albanien gehen. Wird uns bestimmt nicht mehr als einen Nachmittag kosten, ein ganzes Land abzusuchen«, bemerkte Ron sarkastisch.
»Dort kann nichts sein. Er hatte schon fünf von seinen Horkruxen gemacht, bevor er ins Exil ging, und Dumbledore war überzeugt davon, dass die Schlange der sechste ist«, sagte Hermine. »Wir wissen, dass die Schlange nicht in Albanien ist, sie ist normalerweise bei Vol–«
»Hab ich dich nicht gebeten, das nicht mehr zu sagen?«
»Na schön! Die Schlange ist normalerweise bei Du-weißt-schon-wem – zufrieden?«
»Es geht.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass er etwas bei Borgin und Burkes versteckt hat«, sagte Harry, der dieses Argument schon viele Male angebracht hatte, es jetzt aber wiederholte, um die unangenehme Stille zu durchbrechen. »Borgin und Burke waren Experten für schwarzmagische Objekte, die hätten einen Horkrux sofort erkannt.«
Ron gähnte übertrieben. Harry unterdrückte das heftige Verlangen, ihm etwas an den Kopf zu werfen, und redete unverdrossen weiter: »Ich glaube immer noch, dass er etwas in Hogwarts versteckt haben könnte.«
Hermine seufzte.
»Aber Dumbledore hätte es gefunden, Harry!«
Harry wiederholte die Begründung, die er immer für seine Theorie parat hatte.
»Dumbledore hat zu mir selbst gesagt, dass er niemals angenommen hätte, alle Geheimnisse von Hogwarts zu kennen. Ich sag dir, wenn es einen Ort gab, der für Vol–«
»Hey!«
»Dann eben DU-WEISST-SCHON-WER !«, rief Harry, zur Weißglut getrieben. »Wenn es einen Ort gab, der für Du-weißt-schon-wen wirklich wichtig war, dann war es Hogwarts!«
»Ach, komm schon«, spottete Ron. »Seine Schule?«
»Jawohl, seine Schule! Sie war sein erstes richtiges Zuhause, der Ort, wo sich zeigte, dass er etwas Besonderes war, sie bedeutete alles für ihn, und selbst als er wegging –«
»Wir reden hier von Du-weißt-schon-wem, oder? Nicht von dir?«, wollte Ron wissen. Er zupfte an der Kette des Horkruxes um seinen Hals; Harry verspürte den Wunsch, sie zu packen und Ron damit zu würgen.
»Du hast uns erzählt, dass Du-weißt-schon-wer nach seinem Abgang von der Schule Dumbledore aufgefordert hat, ihm eine Stelle zu verschaffen«, sagte Hermine.
»Das stimmt.«
»Und Dumbledore dachte, dass er nur zurückkehren wollte, weil er auf der Suche nach etwas war, vielleicht nach einem weiteren Gegenstand von den Gründern, um daraus einen weiteren Horkrux zu machen?«
»Ja«, sagte Harry.
»Aber er hat keine Stelle gekriegt, oder?«, sagte Hermine. »Also hatte er nie die Gelegenheit, in der Schule einen Gegenstand der Gründer zu finden und ihn dort zu verstecken!«
»Na von mir aus«, sagte Harry resigniert. »Vergesst Hogwarts.«
Mangels anderer Anhaltspunkte reisten sie nach London und suchten, verborgen unter dem Tarnumhang, nach dem Waisenhaus, in dem Voldemort aufgewachsen war. Hermine schlich in eine Bibliothek und fand in alten Aufzeichnungen heraus, dass das Haus schon vor vielen Jahren abgerissen worden war. Sie suchten den Ort auf, wo es gestanden hatte, und stießen dort auf einen Büroturm.
»Wie wär’s, wenn wir im Fundament
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