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Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Titel: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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in den Gängen von Hogwarts auftauchen würde, zum Beweis dafür, dass er, geschützt durch seinen Status als Reinblüter, in das behagliche Schloss zurückgekehrt war. Doch Ron tauchte nicht auf der Karte auf, und nach einer Weile ertappte sich Harry dabei, wie er sie nur noch hervorholte, um auf Ginnys Namen im Mädchenschlafsaal zu starren, so intensiv, dass er sich fragte, ob es sie in ihrem Schlaf stören würde und ob sie wohl merkte, dass er an sie dachte und ihr alles Gute wünschte.
    Bei Tag überlegten sie, wo Gryffindors Schwert stecken könnte, doch je länger sie über die Orte redeten, an denen Dumbledore es verborgen haben könnte, desto verzweifelter und wahnwitziger gerieten sie ins Spekulieren. Und wenn Harry sich auch noch so sehr den Kopf zerbrach, er konnte sich nicht erinnern, dass Dumbledore jemals einen Ort erwähnt hätte, wo er vielleicht etwas verstecken würde. Zeitweise wusste er nicht, auf wen er wütender war, auf Ron oder auf Dumbledore. Wir dachten, du wüsstest, was du tust … wir dachten, Dumbledore hätte dir gesagt, was du tun sollst … wir dachten, du hättest einen echten Plan!
    Er konnte es vor sich selbst nicht verbergen: Ron hatte Recht gehabt. Dumbledore hatte ihm so gut wie nichts hinterlassen. Sie hatten einen Horkrux entdeckt, aber sie hatten nicht die Mittel, ihn zu zerstören: Die anderen waren genauso unerreichbar, wie sie es schon immer gewesen waren. Hoffnungslosigkeit drohte ihn zu überwältigen. Ihm wurde jetzt schwindlig, wenn er daran dachte, wie vermessen es von ihm gewesen war, das Angebot seiner Freunde anzunehmen, ihn auf dieser mäandernden, sinnlosen Reise zu begleiten. Er wusste nichts, er hatte keine Ideen, und er wartete ständig gequält auf erste Anzeichen dafür, dass ihm auch Hermine bald sagen würde, dass sie genug hätte, dass sie gehen würde.
    Viele Abende verbrachten sie fast wortlos, und Hermine gewöhnte es sich an, das Porträt von Phineas Nigellus hervorzuholen und es auf einen Stuhl zu stellen, als ob er einen Teil des klaffenden Loches füllen könnte, das durch Rons Weggang entstanden war. Obwohl Phineas Nigellus zuvor erklärt hatte, er würde sie nie wieder besuchen kommen, schien er sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen zu wollen, mehr über Harrys Pläne herauszufinden, und willigte alle paar Tage ein, mit verbundenen Augen zu erscheinen. Harry war sogar froh, ihn zu sehen, denn dann hatten sie Gesellschaft, wenn auch hämische und stichelnde. Begeistert nahmen sie jede Nachricht über Hogwarts auf, obwohl Phineas Nigellus nicht der beste Informant war. Er vergötterte Snape, den ersten Direktor aus Slytherin, seit er selbst die Schule geleitet hatte, und sie mussten sich hüten, Snape zu kritisieren oder unverschämte Fragen über ihn zu stellen, denn dann verschwand Phineas Nigellus sofort aus seinem Gemälde.
    Allerdings ließ er den einen oder anderen Brocken fallen. Snape schien einem fortwährenden Kleinkrieg ausgesetzt zu sein, den ein harter Kern der Schüler führte. Ginny war es verboten worden, nach Hogsmeade zu gehen. Snape hatte Umbridges alte Anordnung wieder in Kraft gesetzt, wonach Zusammenkünfte von drei oder mehr Schülern untersagt waren, wie auch jede inoffizielle Schülerorganisation.
    Aus alldem schloss Harry, dass Ginny und mit ihr wohl auch Neville und Luna sich alle Mühe gegeben hatten, Dumbledores Armee am Leben zu erhalten. Angesichts dieser spärlichen Neuigkeiten verspürte Harry so heftig das Bedürfnis, Ginny zu sehen, dass es sich anfühlte wie Magenkrämpfe; doch dann musste er auch wieder an Ron denken, und an Dumbledore, und an Hogwarts selbst, das er fast so sehr vermisste wie seine Exfreundin. Als Phineas Nigellus von Snapes energischem Durchgreifen erzählte, stellte sich Harry in einem kurzen wahnhaften Moment tatsächlich vor, er würde einfach zur Schule zurückgehen und mithelfen, Snapes Regime zu untergraben: Mit Essen versorgt zu werden und in einem weichen Bett zu schlafen und andere Leute zu haben, die sich um alles kümmerten, erschien ihm in einem solchen Moment wie die herrlichste Sache der Welt. Doch dann fiel ihm ein, dass er der Unerwünschte Nummer eins war, dass ein Kopfgeld von zehntausend Galleonen auf ihn ausgesetzt war und dass es inzwischen genauso gefährlich war, in Hogwarts aufzutauchen wie im Zaubereiministerium. Phineas Nigellus machte das sogar noch unabsichtlich deutlich, indem er Fangfragen über Harrys und Hermines Aufenthaltsort einfließen ließ. Hermine

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