Harry Potter und die Heiligtümer des Todes
Schnatz. Seine kraftlosen Finger nestelten einen Moment lang an dem Beutel herum, der um seinen Hals hing, und er zog ihn heraus.
Ich öffne mich zum Schluss .
Rasch und schwer atmend starrte er auf ihn hinab. Nun, da er wollte, dass die Zeit so langsam wie möglich verging, schien sie sich beschleunigt zu haben, und er begriff so schnell, als hätte er gar nicht erst nachgedacht. Dies war der Schluss. Dies war der Zeitpunkt.
Er drückte das goldene Metall an seine Lippen und flüsterte: »Ich werde gleich sterben.«
Die metallene Hülle brach auf. Er senkte seine zitternde Hand, hob unter dem Tarnumhang Dracos Zauberstab und murmelte: »Lumos.«
Der schwarze Stein mit dem gezackten Riss durch die Mitte lag in den beiden Hälften des Schnatzes. Der Stein der Auferstehung war entlang der senkrechten Linie auseinandergebrochen, die den Elderstab darstellte. Das Dreieck und der Kreis, die den Tarnumhang und den Stein darstellten, waren noch zu erkennen.
Und wieder begriff Harry, ohne nachdenken zu müssen. Es ging nicht darum, sie zurückzubringen, denn er war gerade dabei, zu ihnen zu gehen. In Wirklichkeit holte nicht er sie: Sie holten ihn.
Er schloss die Augen und drehte den Stein in der Hand, drei Mal.
Er wusste, dass es geschehen war, denn er hörte leise Bewegungen um sich herum, die darauf schließen ließen, dass zarte Körper über den mit Zweigen bestreuten Erdboden am äußersten Rand des Waldes schritten. Er öffnete die Augen und sah sich um.
Sie waren weder Gespenst noch wahrhaft Fleisch, das konnte er sehen. Sie ähnelten am ehesten jenem Riddle, der vor so langer Zeit dem Tagebuch entflohen war, und dieser Riddle war Erinnerung gewesen, die sich annähernd verfestigt hatte. Weniger stofflich als lebende Körper, doch viel stofflicher als Gespenster bewegten sie sich auf ihn zu, und auf jedem Gesicht war das gleiche liebevolle Lächeln.
James war genauso groß wie Harry. Er trug die Kleider, in denen er gestorben war, sein Haar war unordentlich und zerzaust, und seine Brille saß ein wenig schief, wie die von Mr Weasley.
Sirius war groß und hübsch und viel jünger, als Harry ihn jemals erlebt hatte. Er ging mit federnden Schritten und lässiger Anmut dahin, die Hände in den Taschen und ein Grinsen auf dem Gesicht.
Auch Lupin war jünger und bei weitem nicht mehr so heruntergekommen, und sein Haar war dichter und dunkler. Er schien glücklich, wieder an diesem vertrauten Ort zu sein, wo er in seiner Jugendzeit so viele Streifzüge unternommen hatte.
Lilys Lächeln war das breiteste von allen. Sie strich ihr langes Haar zurück, als sie ihm näher kam, und ihre grünen Augen, die seinen so ähnlich waren, musterten begierig sein Gesicht, als könnte sie sich nie an ihm sattsehen.
»Du bist so mutig.«
Er konnte nicht sprechen. Seine Augen weideten sich an ihr, und er dachte, er würde gern stehen bleiben und sie immer nur ansehen, und das würde genügen.
»Du bist fast am Ziel«, sagte James. »Ganz nah. Wir sind … so stolz auf dich.«
»Tut es weh?«
Die kindische Frage war über Harrys Lippen gerutscht, ehe er es verhindern konnte.
»Sterben? Überhaupt nicht«, sagte Sirius. »Schneller und leichter als einschlafen.«
»Und er will, dass es schnell geht. Er will es hinter sich haben«, sagte Lupin.
»Ich wollte nicht, dass ihr sterbt«, sagte Harry. Die Worte kamen ihm unwillkürlich. »Keiner von euch. Es tut mir leid –«
Er sprach Lupin an, flehentlich, mehr als jeden anderen.
»– so kurz nachdem dein Sohn geboren war … Remus, es tut mir leid –«
»Mir tut es auch leid«, sagte Lupin, »mir tut leid, dass ich ihn nie kennen lernen werde … Aber er wird wissen, warum ich gestorben bin, und ich hoffe, er wird es verstehen. Ich habe versucht, eine Welt zu schaffen, in der er ein glücklicheres Leben führen könnte.«
Eine kühle Brise, die aus dem Herzen des Waldes zu dringen schien, blies Harry die Haare aus der Stirn. Er wusste, sie würden ihm nicht sagen, dass er gehen sollte, es musste seine eigene Entscheidung sein.
»Ihr werdet bei mir bleiben?«
»Bis ganz zum Schluss«, sagte James.
»Sie werden euch nicht sehen können?«, fragte Harry.
»Wir sind ein Teil von dir«, sagte Sirius. »Für jeden anderen unsichtbar.«
Harry sah seine Mutter an.
»Bleib in meiner Nähe«, sagte er leise.
Und er machte sich auf den Weg. Die Kälte der Dementoren übermannte ihn nicht; er durchquerte sie mit seinen Gefährten, die wie Patroni für ihn waren, und
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