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Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Titel: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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ansonsten unversehrt.
    Voldemort hob seine Hand und gebot ihr Schweigen, und sie sagte kein weiteres Wort, sondern betrachtete ihn mit faszinierter Ehrerbietung.
    »Ich dachte, er würde kommen«, sagte Voldemort mit seiner hohen, klaren Stimme, den Blick auf die lodernden Flammen gerichtet. »Ich habe erwartet, dass er kommt.«
    Niemand sprach. Sie schienen genauso viel Angst zu haben wie Harry, dessen Herz sich nun gegen seine Rippen warf, als wollte es dem Körper unbedingt entfliehen, den er gleich wegschlendern würde. Mit schwitzenden Händen zog er den Tarnumhang von sich und stopfte ihn unter seinen Umhang, zusammen mit seinem Zauberstab. Er wollte nicht in Versuchung geraten zu kämpfen.
    »Ich habe mich, wie es scheint … geirrt«, sagte Voldemort.
    »Hast du nicht.«
    Harry sagte es, so laut er konnte, mit aller Kraft, die er aufbrachte: Er wollte nicht verängstigt klingen. Der Stein der Auferstehung rutschte ihm aus seinen tauben Fingern, und aus den Augenwinkeln sah er, wie seine Eltern, Sirius und Lupin verschwanden, als er vortrat in den Lichtschein des Feuers. In diesem Moment hatte er das Gefühl, dass niemand wichtig war außer Voldemort. Es ging jetzt nur um sie beide.
    Die Illusion verflog noch im selben Augenblick. Die Riesen brüllten, als sich die Todesser gemeinsam erhoben, Geschrei, Keuchen, ja sogar Gelächter war zu hören. Voldemort stand vollkommen reglos da, doch seine roten Augen hatten Harry gefunden, und er starrte ihn an, während Harry auf ihn zuging, zwischen ihnen nichts als das Feuer.
    Dann gellte eine Stimme –
    » HARRY ! NEIN !«
    Er drehte sich um: Hagrid war gefesselt und zusammengeschnürt an einen nahen Baum gebunden. Sein massiger Körper sträubte sich verzweifelt und schüttelte die Äste über ihm.
    » NEIN ! NEIN ! HARRY , WAS WILLST’N –?«
    » RUHE !«, schrie Rowle und ein Schlenker seines Zauberstabs brachte Hagrid zum Schweigen.
    Bellatrix, die aufgesprungen war, sah begierig und mit wogender Brust von Voldemort zu Harry. Nur die Flammen bewegten sich, und die Schlange, die sich in ihrem glitzernden Käfig hinter Voldemorts Kopf ringelte.
    Harry konnte seinen Zauberstab an seiner Brust spüren, doch er machte keinen Versuch, ihn hervorzuziehen. Er wusste, dass die Schlange zu gut geschützt war, wusste, dass, wenn er es schaffte, den Zauberstab auf Nagini zu richten, fünfzig Flüche ihn zuerst treffen würden. Und immer noch blickten Voldemort und Harry einander an, und jetzt neigte Voldemort seinen Kopf ein wenig zur Seite, betrachtete den Jungen, der vor ihm stand, und ein seltsam freudloses Lächeln kräuselte den lippenlosen Mund.
    »Harry Potter«, sagte er ganz leise. Es war, als wäre seine Stimme Teil des zischenden Feuers. »Der Junge, der überlebt hat.«
    Kein Todesser rührte sich. Sie warteten. Alles wartete. Hagrid kämpfte, und Bellatrix keuchte, und Harry dachte unerklärlicherweise an Ginny, und an ihren glühenden Blick, und an das Gefühl ihrer Lippen auf seinen –
    Voldemort hatte seinen Zauberstab erhoben. Sein Kopf war immer noch zur Seite geneigt, wie der eines neugierigen Kindes, als ob er sich fragte, was geschehen würde, wenn er weitermachte. Harry erwiderte seinen Blick, sah in die roten Augen und wollte, dass es jetzt geschah, rasch, solange er noch stehen konnte, ehe er die Kontrolle verlor, ehe er Furcht zeigte –
    Er sah, wie sich der Mund bewegte, dann einen Blitz grünen Lichts, und alles war vorüber.

 
King’s Cross
    Er lag mit dem Gesicht nach unten da und lauschte in die Stille. Er war vollkommen allein. Niemand beobachtete ihn. Niemand sonst war da. Er war nicht einmal ganz sicher, dass er selbst da war.
    Eine lange Zeit später, vielleicht aber auch im selben Augenblick, kam ihm, dass er existieren musste, mehr sein musste als körperloses Denken, denn er lag eindeutig auf irgendeiner Oberfläche. Folglich spürte er eine Berührung, und das Etwas, auf dem er lag, existierte ebenfalls.
    Kaum war er zu diesem Schluss gelangt, wurde Harry bewusst, dass er nackt war. Da er überzeugt war, vollkommen allein zu sein, kümmerte es ihn nicht, aber es erschien ihm doch ein wenig rätselhaft. Er fragte sich, ob er, wenn er fühlen konnte, vielleicht auch sehen konnte. Indem er die Augen öffnete, fand er heraus, dass er welche hatte.
    Er lag in einem hellen Nebel, doch der war ganz anders als alle Nebel, die er je erlebt hatte. Seine Umgebung wurde nicht durch trüben Dunst verborgen; vielmehr hatte sich aus dem trüben

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