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Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Titel: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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fragte Neville argwöhnisch.
    »Das gehört alles zum Plan«, sagte Harry. »Ich muss was erledigen. Hör zu – Neville –«
    »Harry!« Neville schien plötzlich verängstigt. »Harry, du hast doch nicht etwa vor, dich selbst auszuliefern?«
    »Nein«, log Harry mühelos. »’türlich nicht … es geht um was anderes. Aber es könnte sein, dass ich eine Zeit lang nicht auftauche. Du kennst doch Voldemorts Schlange, Neville? Er hat eine riesige Schlange … nennt sie Nagini …«
    »Hab ich gehört, jaah … was ist mit ihr?«
    »Sie muss getötet werden. Ron und Hermine wissen es, aber nur für den Fall, dass sie –«
    Diese Möglichkeit war so furchtbar, dass ihm für einen Moment die Luft wegblieb, dass er unmöglich weiterreden konnte. Doch dann riss er sich zusammen: Dies war entscheidend, er musste wie Dumbledore sein, einen kühlen Kopf bewahren, sicherstellen, dass Ersatzleute da waren, andere, die weitermachten. Dumbledore war in dem Wissen gestorben, dass noch drei Menschen von den Horkruxen wussten; nun würde Neville Harrys Platz einnehmen. Dann würden sich immer noch drei das Geheimnis teilen.
    »Nur für den Fall, dass sie – beschäftigt sind – und du die Gelegenheit bekommst –«
    »Die Schlange zu töten?«
    »Die Schlange zu töten«, wiederholte Harry.
    »Ja, gut, Harry. Mit dir ist alles okay, oder?«
    »Mir geht’s gut. Danke, Neville.«
    Aber Neville packte Harry am Handgelenk, als der sich wieder auf den Weg machen wollte.
    »Wir kämpfen alle weiter, Harry. Das weißt du?«
    »Jaah, ich –«
    Das erstickende Gefühl würgte das Ende des Satzes ab, er konnte nicht fortfahren. Neville schien es nicht merkwürdig zu finden. Er klopfte Harry auf die Schulter, ließ ihn los und ging davon, um nach weiteren Toten zu suchen.
    Harry schwang den Tarnumhang wieder über sich und setzte seinen Weg fort. Ganz in der Nähe bewegte sich noch jemand, beugte sich über eine weitere auf dem Bauch liegende Gestalt am Boden. Er war nur wenige Schritte entfernt, als er merkte, dass es Ginny war.
    Er blieb abrupt stehen. Sie kauerte bei einem Mädchen, das flüsternd nach seiner Mutter verlangte.
    »Es ist alles gut«, sagte Ginny. »Es ist gut. Wir bringen dich rein.«
    »Aber ich will nach Hause« , flüsterte das Mädchen. »Ich will nicht mehr kämpfen!«
    »Ich weiß«, sagte Ginny und ihre Stimme brach. »Es wird alles gut werden.«
    Kalte Schauder liefen Harry über die Haut. Er wollte in die Nacht hinausschreien, wollte, dass Ginny erfuhr, dass er hier war, wollte, dass sie wusste, wo er hinging. Er wollte aufgehalten werden, zurückgezerrt werden, nach Hause zurückgeschickt werden …
    Aber er war zu Hause. Hogwarts war das erste und beste Zuhause, das er gehabt hatte. Er und Voldemort und Snape, die verlassenen Jungen, sie alle hatten hier ihr Zuhause gefunden …
    Ginny kniete jetzt neben dem verletzten Mädchen, hielt ihre Hand. Mit gewaltiger Mühe zwang Harry sich weiter. Als er an Ginny vorbeikam, meinte er zu sehen, dass sie sich umdrehte, und fragte sich, ob sie gespürt hatte, dass jemand nahe an ihr vorbeigegangen war, doch er sagte nichts, und er blickte nicht zurück.
    Hagrids Hütte tauchte schemenhaft aus der Dunkelheit auf. Da waren keine Lichter, und nichts war zu hören von Fang, wie er an der Tür kratzte, oder von seinem stürmischen Bellen, mit dem er ihn willkommen hieß. All jene Besuche bei Hagrid, das Schimmern des Kupferkessels auf dem Feuer, die Felsenkekse und Riesenraupen und sein großes bärtiges Gesicht, und Ron, der Schnecken erbrach, und Hermine, die ihm half, Norbert zu retten …
    Er ging weiter, und nun erreichte er den Rand des Verbotenen Waldes, und er blieb stehen.
    Eine Horde von Dementoren glitt zwischen den Bäumen dahin; er konnte ihre Kälte spüren, und er war nicht sicher, ob er es schaffen würde, unversehrt hindurchzugelangen. Seine Kraft reichte nicht mehr für einen Patronus. Er konnte sein Zittern nicht länger beherrschen. Am Ende war es doch nicht so einfach, zu sterben. Jede Sekunde, die er atmete, der Geruch von Gras, die kühle Luft auf seinem Gesicht, alles war so kostbar: der Gedanke, dass Menschen Jahre um Jahre hatten, Zeit verschwenden konnten, so viel Zeit, dass sie lang wurde, während er sich an jede Sekunde klammerte. Gleichzeitig dachte er, dass er nicht fähig wäre weiterzugehen, und wusste doch, dass er es musste. Das lange Spiel war zu Ende, der Schnatz war gefangen, es war an der Zeit, aus der Luft herabzukommen …
    Der

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