Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Titel: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
Vom Netzwerk:
Dunst noch gar keine Umgebung gebildet. Der Boden, auf dem er lag, schien weiß zu sein, weder warm noch kalt, sondern einfach da, ein flaches, leeres Etwas, auf dem man sein konnte.
    Er setzte sich auf. Sein Körper war offensichtlich unversehrt. Er berührte sein Gesicht. Er trug keine Brille mehr.
    Dann drang durch das unförmige Nichts, das ihn umgab, ein Geräusch zu ihm: das leise dumpfe Patschen von etwas, das flatterte, um sich schlug, sich abquälte. Es war ein Mitleid erregendes Geräusch, doch auch ein wenig anstößig. Er hatte das unbehagliche Gefühl, dass er etwas Heimliches, Schmachvolles belauschte.
    Zum ersten Mal wünschte er sich, bekleidet zu sein.
    Kaum hatte sich der Wunsch in seinem Kopf gebildet, da tauchte nicht weit entfernt ein Umhang auf. Er nahm ihn und zog ihn sich über: Er war weich, sauber und warm. Es war seltsam, dass er aufgetaucht war, einfach so, in dem Moment, als er ihn haben wollte …
    Er stand auf und sah sich um. War er in irgendeinem großen Raum der Wünsche? Je länger er sich umblickte, desto mehr gab es zu sehen. Ein großes gläsernes Kuppeldach glitzerte hoch über ihm im Sonnenlicht. Vielleicht war es ein Palast. Alles war still und friedlich, nur dieses merkwürdige Patschen und Wimmern kam von irgendwoher ganz nah aus dem Nebel …
    Harry drehte sich langsam auf der Stelle und seine Umgebung schien sich vor seinen Augen selbst zu erfinden. Ein weitläufiger offener Raum, hell und sauber, eine Halle, viel größer als die Große Halle, mit dieser klaren gläsernen Kuppel. Der Raum war völlig leer. Er war der einzige Mensch hier, außer –
    Er schreckte zurück. Sein Blick war auf das Etwas gefallen, das die Geräusche verursachte. Es hatte die Gestalt eines kleinen nackten Kindes, das sich am Boden krümmte, sah wund und rau aus, wie gehäutet, und lag schaudernd unter einem Stuhl, wo es zurückgelassen worden war, unerwünscht, weggesteckt, vor Blicken verborgen und nach Atem ringend.
    Er hatte Angst davor. So klein und gebrechlich und verletzt es war, er wollte sich ihm nicht nähern. Dennoch ging er langsam darauf zu, jederzeit bereit zurückzuspringen. Bald stand er so nahe vor ihm, dass er es hätte berühren können, doch er brachte es nicht über sich. Er kam sich vor wie ein Feigling. Er sollte es trösten, doch es widerte ihn an.
    »Du kannst nicht helfen.«
    Er schnellte herum. Albus Dumbledore kam auf ihn zu, munter lächelnd und aufrecht, in einem wallenden, mitternachtsblauen Umhang.
    »Harry.« Er breitete die Arme weit aus, und seine Hände waren beide ganz und weiß und unversehrt. »Du wunderbarer Junge. Du mutiger, mutiger Mann. Lass uns ein Stück gehen.«
    Völlig verblüfft folgte Harry Dumbledore, der ihn von dem Ort wegführte, wo das geschundene Kind wimmernd lag, hinüber zu zwei Sitzplätzen, die Harry zuvor nicht bemerkt hatte und die ein wenig entfernt unter diesem hohen funkelnden Dach standen. Dumbledore setzte sich auf den einen, und Harry ließ sich auf den anderen fallen und starrte dabei in das Gesicht seines alten Schulleiters. Dumbledores langes silbernes Haar, sein Bart, die stechend blauen Augen hinter der Halbmondbrille, die Hakennase: Alles war, wie er es in Erinnerung hatte. Und dennoch …
    »Aber Sie sind tot«, sagte Harry.
    »O ja«, erwiderte Dumbledore nüchtern.
    »Dann … bin ich auch tot?«
    »Ah«, sagte Dumbledore und lächelte noch breiter. »Das ist die Frage, nicht wahr? Im Großen und Ganzen, mein lieber Junge, glaube ich das nicht.«
    Sie sahen sich an, der alte Mann immer noch strahlend.
    »Nicht?«, wiederholte Harry.
    »Nein«, sagte Dumbledore.
    »Aber …« Harry hob unwillkürlich die Hand zu seiner Blitznarbe. Sie war anscheinend nicht da. »Aber ich hätte sterben müssen – ich habe mich nicht verteidigt! Ich wollte mich von ihm töten lassen!«
    »Und das«, sagte Dumbledore, »wird, denke ich, das alles Entscheidende gewesen sein.«
    Dumbledore schien Glück auszustrahlen wie Licht, wie Feuer: Harry hatte den Mann noch nie so vollkommen, so offensichtlich zufrieden erlebt.
    »Erklären Sie«, sagte Harry.
    »Aber du weißt es schon«, sagte Dumbledore. Er drehte Däumchen.
    »Ich habe mich von ihm töten lassen«, sagte Harry. »Oder nicht?«
    »Doch«, sagte Dumbledore und nickte. »Fahr fort!«
    »Also ist der Teil seiner Seele, der in mir war …«
    Dumbledore nickte noch begeisterter und drängte Harry weiter, mit einem breiten ermutigenden Lächeln im Gesicht.
    »… ist er weg?«
    »O

Weitere Kostenlose Bücher