Harry Potter und die Heiligtümer des Todes
bekommen, verstehst du, dass diese ganzen alten Geschichten von Beedle stammen. Ich weiß nicht, wie sie in der Originalfassung sind.«
»Warum Dumbledore wohl meinte, dass ich sie lesen soll?«
Von unten war ein Knarren zu hören.
»Wahrscheinlich nur Charlie, jetzt, wo Mum schläft, schleicht er weg, um sich seine Haare nachwachsen zu lassen«, sagte Ron nervös.
»Wie auch immer, wir sollten zu Bett gehen«, flüsterte Hermine. »Es wäre keine gute Idee, morgen zu verschlafen.«
»Nein«, stimmte Ron ihr zu. »Ein brutaler Dreifachmord durch die Mutter des Bräutigams würde der Hochzeit einen kleinen Dämpfer verpassen. Ich mach das Licht aus.«
Und er ließ noch einmal den Deluminator klicken, als Hermine das Zimmer verließ.
Die Hochzeit
Am folgenden Nachmittag standen Harry, Ron, Fred und George um drei Uhr vor dem großen weißen Festzelt im Obstgarten und warteten auf die Ankunft der Hochzeitsgäste. Harry hatte eine große Portion Vielsaft-Trank eingenommen und war jetzt das Ebenbild eines rothaarigen Muggeljungen aus dem nahe gelegenen Dorf Ottery St. Catchpole, dem Fred mit einem Aufrufezauber Haare gestohlen hatte. Sie hatten ausgemacht, Harry als »Cousin Barny« vorzustellen und darauf zu bauen, dass er in der großen Verwandtschaft der Weasleys nicht weiter auffallen würde.
Alle vier hatten Sitzpläne in den Händen, um den Gästen behilflich zu sein und ihnen ihre Plätze zeigen zu können. Eine Stunde zuvor war ein Heer von Kellnern in weißen Umhängen eingetroffen, zusammen mit einer Band in goldenen Jacketts, und all diese Zauberer saßen jetzt nicht weit entfernt unter einem Baum; Harry sah einen blauen Dunst von Pfeifenrauch von dort aufsteigen.
Hinter Harry konnte man durch den Zelteingang Reihe um Reihe zierlicher goldener Stühle erkennen, die zu beiden Seiten eines langen lila Teppichs aufgestellt waren. An den Stützstangen rankten sich weiße und goldene Blumen empor. Fred und George hatten einen riesigen Bund goldener Ballons genau über der Stelle angebracht, wo Bill und Fleur in Kürze Mann und Frau werden würden. Draußen schwebten Schmetterlinge und Bienen gemächlich über das Gras und die Hecke. Harry war ziemlich unwohl in seiner Haut. Der Muggeljunge, dessen Äußeres er angenommen hatte, war ein wenig dicker als er, und Harrys Festumhang war ihm in der grellen Sonne des Sommertages zu heiß und zu eng.
»Wenn ich mal heirate«, sagte Fred und zupfte am Kragen seines Umhangs, »dann halte ich mich gar nicht erst mit dem ganzen Quatsch auf. Ihr könnt alle anziehen, was ihr wollt, und Mum verpasse ich eine komplette Ganzkörperklammer, bis alles vorbei ist.«
»Sie war heute Morgen gar nicht so übel drauf, den Umständen entsprechend«, sagte George. »Hat ein bisschen geweint, weil Percy nicht da ist, aber wer will ihn schon haben? Oh, verdammt, reißt euch zusammen – da kommen sie, seht mal.«
Am äußersten Ende des Hofes erschienen Gestalten in leuchtenden Farben der Reihe nach aus dem Nichts. Innerhalb von wenigen Minuten hatte sich ein Umzug gebildet, der sich durch den Garten auf das Zelt zuschlängelte. Auf den Hüten der Hexen flatterten exotische Blumen und verzauberte Vögel, und an den Krawatten vieler der Zauberer funkelten wertvolle Edelsteine; als die Menge sich dem Zelt näherte, wurde das aufgeregte Summen vieler Stimmen immer lauter und übertönte allmählich das Geräusch der Bienen.
»Bestens, ich glaub, da sind ein paar Veela-Cousinen dabei«, sagte George und reckte den Hals, um besser zu sehen. »Die brauchen sicher Hilfe, damit sie unsere englischen Sitten und Gebräuche verstehen, ich kümmer mich um sie …«
»Nicht so hastig, du Löffelloser«, sagte Fred und sauste pfeilschnell an der schnatternden Schar Hexen mittleren Alters vorbei, die den Umzug anführte. »Bitte sehr – permettez-moi zu assister vous«, sagte er zu zwei hübschen französischen Mädchen, die ihm kichernd erlaubten, sie nach drinnen zu geleiten. George musste sich mit den Hexen mittleren Alters abgeben, und Ron kümmerte sich um Perkins, Mr Weasleys alten Kollegen aus dem Ministerium, während Harry ein ziemlich taubes altes Ehepaar abbekam.
»Tag auch«, sagte eine vertraute Stimme, als er wieder vor das Zelt trat und Tonks und Lupin am Anfang der Schlange bemerkte. Tonks hatte sich zur Feier des Tages blond werden lassen. »Arthur hat uns gesagt, dass du der mit den Locken bist. Entschuldige wegen gestern Abend«, fügte sie flüsternd hinzu, während
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