Harry Potter und die Kammer des Schreckens
davon.
Harry wartete, bis Lockhart außer Sicht war, dann zog er Ron hinter dem Busch hervor und half ihm weiter zu Hagrids Tür, wo sie laut anklopften.
Hagrid öffnete auf der Stelle, allerdings recht missmutig dreinblickend. Doch seine Miene hellte sich auf, als er sah, wen er vor sich hatte.
»Hab mich schon gefragt, wann ihr endlich kommt – rein mit euch – dachte, es wäre vielleicht schon wieder Professor Lockhart –«
Harry und Hermine halfen Ron über die Schwelle in die Hütte mit nur einem Raum, in dem in einer Ecke ein riesiges Bett stand und in der anderen ein munteres Feuer prasselte. Sie ließen Ron in einen Sessel sinken, und Harry erklärte rasch, was vorgefallen war. Hagrid schien sich nicht sonderlich an Rons Schneckenproblem zu stören.
»Besser raus als rein«, sagte er gut gelaunt und stellte eine große Kupferwanne vor Ron auf. »Nur immer raus damit, Ron.«
»Ich glaube, wir können nichts tun außer abwarten, bis es aufhört«, sagte Hermine bedrückt, während sich Ron über die Wanne beugte. »Schon wenn man in Form ist, ist das ein schwieriger Fluch, aber mit einem zerbrochenen Zauberstab –«
Hagrid war emsig damit beschäftigt, ihnen Tee zu kochen. Fang, sein Saurüde, sabberte über Harrys Umhang.
»Was wollte Lockhart eigentlich bei dir, Hagrid?«, fragte Harry und kratzte Fang an den Ohren.
»Hat mich beraten, wie man Wassergeister aus einer Quelle rauskriegt«, brummte Hagrid, dabei räumte er einen halb gerupften Hahn vom geschrubbten Tisch und setzte den Teekessel auf. »Als ob ich das nicht selbst wüsste. Und hat groß angegeben mit einer Todesfee, die er gebannt hat. Wenn davon auch nur ein Wort wahr ist, futtere ich meinen Kessel auf.«
Es sah Hagrid gar nicht ähnlich, einen Lehrer von Hogwarts zu kritisieren, und Harry blickte ihn überrascht an. Hermine jedoch sagte mit einer etwas höheren Stimme als sonst: »Ich glaub, du bist ein bisschen unfair. Professor Dumbledore war ja offensichtlich der Meinung, er sei der beste Mann für diese Aufgabe.«
»Er war der einzige Mann für diese Aufgabe«, sagte Hagrid und bot ihnen einen Teller mit Karamellbonbons an, während Ron keuchend in seine Wanne würgte. »Und das meine ich wörtlich. Wird langsam ziemlich schwierig, jemanden für diese Arbeit zu finden. Die Leute sind nicht besonders scharf drauf, sich mit den dunklen Künsten rumzuschlagen. Allmählich glauben sie, es bringt Unglück. Seit einiger Zeit hält keiner mehr besonders lange durch. Aber erklärt mal«, sagte Hagrid und nickte mit dem Kopf zu Ron hinüber, »wen wollte er eigentlich mit dem Fluch belegen?«
»Malfoy hat Hermine beschimpft – muss wirklich schlimm gewesen sein, denn alle sind ausgerastet –«
»Es war schlimm«, sagte Ron heiser und tauchte bleich und schwitzend über der Tischplatte auf. »Malfoy hat sie ›Schlammblut‹ genannt, Hagrid.«
Er würgte eine neue Welle von Schnecken herauf und tauchte wieder ab. Hagrid war blanker Zorn ins Gesicht gestiegen.
»Das hat er nicht!«, knurrte er Hermine an.
»Hat er doch«, sagte sie, »aber ich weiß nicht, was es bedeutet. Natürlich hab ich mitgekriegt, dass es wirklich übel war –«
»Das ist so ziemlich das Gemeinste, was ihm einfallen konnte«, keuchte Ron und tauchte wieder auf. »Schlammblut ist ein wirklich schlimmes Schimpfwort für jemanden, der aus einer Muggelfamilie stammt – du weißt ja, mit Eltern, die keine Zauberer sind. Es gibt ein paar Zauberer, wie Malfoys Familie, die glauben, sie wären besser als alle andern, weil sie das sind, was die Leute reinblütig nennen.« Er rülpste leise und eine einsame Schnecke flog ihm in die ausgestreckte Hand. Er warf sie in die Wanne und fuhr fort: »Wir andern wissen ja, dass es überhaupt keinen Unterschied macht. Seht euch Neville Longbottom an – er ist reinblütig und kann kaum einen Kessel richtig herum aufstellen.«
»Und einen Zauber, den unsere Hermine nicht schafft, müssen sie erst noch erfinden«, sagte Hagrid stolz und Hermines Gesicht lief leuchtend magentarot an.
»Abscheulich, jemanden so zu nennen«, sagte Ron und wischte sich mit zitternder Hand die schweißnasse Stirn, »schmutziges Blut, gewöhnliches Blut. Verrückt. Heute haben die meisten Zauberer ohnehin gemischtes Blut. Wenn wir keine Muggel geheiratet hätten, wären wir ausgestorben.«
Wieder begann er zu würgen und tauchte ab.
»Tja, ich mach dir keinen Vorwurf, weil du ihm einen Fluch auf den Hals jagen wolltest«, sagte Hagrid laut, da
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