Harrys Höllen-Cocktail
sein!«
Er nickte. »Das habe ich auch gedacht.«
»Welches Kreuz?« Germaine wußte natürlich nicht, wovon die Rede war, deshalb holte ich den silbernen Talisman hervor und zeigte ihn ihr. Sie war fasziniert. »Mein Gott, ist der prächtig.«
»Ja, das sagen Sie. Andere denken nicht so.«
Sie schüttelte leicht den Kopf. »Ich begreife das nicht. Welcher Mensch kann Furcht vor einem Kreuz haben?«
»Das möchte ich eben feststellen. Unter Umständen kenne ich einen Teil der Antwort.«
»Bitte.«
»Dieses Kreuz stellt für einen normalen Menschen keine Bedrohung dar. Das sieht man an Ihnen, Germaine. Wer allerdings auf der anderen Seite steht, dem kann es schon bitter aufstoßen. Ich habe das bei zwei Personen erlebt. Als sie in meine Nähe kamen, lösten sie sich auf. Sie haben es ja auch selbst gesehen.«
»Das stimmt.«
»Das Kreuz ist eine starke Waffe gegen die Kräfte der Hölle. Und es ist auch stärker als die Personen, die dem Teufel zugetan sind, wie wir erleben konnten. Zwei sind tot. Zwei Männer, die zum Kreis der Höllenbrüder gehört haben.«
Ihre Augen wurden groß. »Dann sehen Sie darin die Lösung, Monsieur Sinclair?«
»Zumindest einen Teil.«
»Das kann sein.« Sie schüttelte sich, als hätte sie plötzlich Furcht bekommen. Dann dachte sie nach.
Bill sprach mit mir. »Eigentlich ist es einfach«, sagte er. »Wir brauchen nur durch Cannes zu spazieren und darauf zu warten, daß uns die Mitglieder der Höllenbrüder über den Weg laufen. Meinst du nicht auch?«
»So ähnlich.«
»Aber das wirst du, wie ich dich kenne, nicht machen.«
»Sehr richtig. Zwei Tote haben mir gereicht. Ich weiß nicht, wie viele Gegner wir noch haben, und ich möchte nicht, daß es noch mehr verschwundene Menschen gibt.«
»Und die andere Methode?«
»Ich lege das Kreuz ab.«
Bill schaute mich an, als hätte er einen Verrückten vor sich. »Das ist doch nicht dein Ernst?«
»Doch. Ich gebe es freiwillig aus der Hand. Stell dir mal vor, wir befinden uns in einem Lokal, und es wird von einem der Höllenbrüder betreten, die wir ja nicht kennen. Die Person kommt in unsere Nähe und löst sich auf.«
»Das wäre schlimm.«
»So sehe ich das auch. Aus diesem Grunde werde ich das Kreuz ablegen und versuchen, den Fall von einer anderen Seite her aufzurollen. Du wirst mir zur Seite stehen. Zudem sehen vier Augen immer mehr als zwei.«
Bill nickte, wobei ich nicht wußte, ob er es ernst meinte. »Gesetzt den Fall, alles klappt, dann frage ich mich nur, wohin du das Kreuz legen willst.«
»Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ich könnte es in einem Banksafe deponieren oder…«
Bill winkte ab. »Das glaubst du doch wohl selbst nicht. Da wäre es nicht greifbar, wenn du es brauchst.«
»Wo denn?«
»Wir müssen das Risiko eingehen und es in unserem Leihwagen lassen. Im Handschuhfach meinetwegen.«
»Auch ein Risiko.«
»Weiß ich. Ist dein Vorschlag besser?«
»Nein.«
Germaine hatte etwas zu sagen. »Zunächst einmal müssen wir die Höllenbrüder finden.«
»Das wird wohl nicht schwierig sein«, erwiderte ich. »Allmählich habe ich das Gefühl, daß es hier eine Person gibt, um die sich alles konzentriert. Harry.«
»Der Keeper?«
»Ja, oder auch seine Bar.« Ich rief Claudine zu. »Hat sich die Clique nicht dort immer getroffen?«
»Das stimmt.« Sie hob müde den Kopf. Ihr Gesicht war vom Weinen verquollen. »Harry war in oder ist in. Der macht die besten Cocktails. Sie sind alle super. Aber einer ist besonders geil, man nennt ihn den Special-Cocktail. Den bekommt auch nicht jeder Gast. Man muß sich schon verdient machen, wie Harry angeblich erklärt hat.«
»Wie verdient?«
»Keine Ahnung.«
Ich legte die Stirn in Falten. »Wenn Harry seinen Laden heute abend eröffnet, werden wir ihn uns einmal ansehen.«
»Vorausgesetzt, Sie bekommen einen Platz«, warf Germaine ein und dämpfte unseren Optimismus ein wenig.
»Weshalb nicht?«
»Die Bude wird zum Bersten voll sein.«
»Wir kämpfen uns durch«, antwortete Bill locker. »Darin haben wir Erfahrung. Außerdem nehmen wir euch beide ja mit, wenn ihr wollt, natürlich.«
Germaine war dafür. Ihre positive Antwort klang überraschend klar und fest.
Claudine überlegte noch, nickte nach einer Weile und flüsterte dabei:
»Aber ich habe Angst.«
»Wir auch«, sagte Bill…
***
Harry war sauer! Nicht auf sich, auch nicht auf den Teufel, vielmehr paßten ihm die Umstände nicht. Er hatte das Geld eingezahlt, seinen Laden
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