Harrys Höllen-Cocktail
Gegner, mit dessen Erscheinen selbst ich hier in dieser Stadt nicht gerechnet hätte. Ich gebe zu, daß dieser Gegner so gefährlich ist, daß man ihn als einen Todfeind der Hölle bezeichnen kann. Sogar ich habe meine Schwierigkeiten mit ihm gehabt. Er lebt eigentlich in London, aber die Spur führte ihn nach Cannes.«
Harry schöpfte wieder Hoffnung. Wenn es ein Mensch war, gegen den kam er immer an. »Wie heißt er?«
»John Sinclair!«
»Ich kenne ihn nicht.«
»Man nennt ihn auch den Geisterjäger!« drang es aus der Tiefe.
»Das stört mich nicht.«
»Wirf es nicht so leicht weg!« warnte der Teufel. »Er ist, wie ich dir schon sagte, sehr gefährlich, und er wird dafür sorgen, daß möglicherweise noch andere Höllendiener sterben, denn er besitzt eine starke Waffe, gegen die ihr nicht ankommt. Es ist das von mir verhaßte Kreuz. Zwei sind vernichtet worden, bleiben noch fünf, und mit dir sind es sechs. Auch wenn ihr ihm zahlenmäßig überlegen seid, kann er euch vernichten, eben durch seine Waffe.«
»Was sollen wir tun?«
»Ihn töten!« lautete die haßerfüllte Antwort. »Aber du mußt dir da etwas einfallen lassen. Nimm Kugeln, nimm Bomben, nimm, was du willst, aber begib dich nur nicht in seine Nähe. Hast du mich verstanden? Geh nie zu nahe an ihn heran.«
Harry nickte.
»Kennst du Leute, die ihn töten würden?«
»Vielleicht.«
»Dann besorge sie. Er muß heute abend erledigt sein. Hast du verstanden? Heute abend?«
»Ja, ja… aber wie sieht er aus?«
»Das werde ich dir zeigen! Schau in den Kreis!«
Harry trat noch näher an die rote Umrandung, senkte den Kopf und stellte fest, daß sich in der Tiefe etwas tat. Was dort ablief, war eine Folge der Schwarzen Magie, denn nicht allein das Gesicht des Teufels erschien, etwas anderes schob sich, von den Rändern ausgehend, darüber. Zunächst nur mehr ein fahler Schatten, der sich nach und nach zu einem magisch gestalteten Gesicht hervorkristallisierte.
»Das ist er«, sagte der Teufel. »Präge dir diese Züge ein!«
Harry schaute sehr genau hin. In seinem Kopf jagten sich die Gedanken, während er auf das Gesicht starrte.
Asmodis schien etwas von den Gedanken des Mannes bemerkt zu haben, denn er fragte: »Ist was?«
»Ja!« hauchte Harry. »Ich… ich kenne ihn.«
»Und woher?«
»Den habe ich schon in Cannes gesehen. Aber er ist nicht allein. Noch ein Mann befindet sich bei ihm. Sie haben ein Boot gemietet oder gekauft und spielen die Playboys.«
»Das ist Tarnung.«
Der Keeper nickte. »Bis zum Abend, hast du gesagt?«
»Ja.«
»Dann wird er zerfetzt sein!«
***
Wir konnten es drehen und wenden, es blieb eine Tatsache. Um diesen verzwickten und außergewöhnlichen Fall aufzuklären, blieb nur der Weg über Harry.
Ein hundertprozentiger Beweis war das natürlich auch nicht, aber Harry besaß eine Bar, dort traf man sich, da kamen die Höllenbrüder zusammen, und dort mußte es den Kitt geben, der sie zusammenhielt. Ich hatte das Kreuz abgenommen und im Handschuhfach des geliehenen Porsche verstaut.
»Fehlt nur noch, daß der Wagen gestohlen wird«, sagte ich zu Bill, der abwinkte.
»Er besitzt eine Alarmanlage.«
»Die hoffentlich funktioniert.«
»Deutsche Wertarbeit.«
»Ist auch nicht mehr das, was sie mal war, sagt man«, schränkte ich ein, als ich Bills vorwurfsvollen Gesichtsausdruck sah.
»Wir werden es erleben.«
Germaine Gradie hatte ebenfalls eine Aufgabe übernommen. Da sie sich in Cannes auskannte, wollte sie ihre Beziehungen spielen lassen und sich umhören. Es mußte für sie herauszufinden sein, wer alles zum Club der Höllenbrüder gehörte.
Wir hatten sie gehen lassen, weil sie einfach eine Beschäftigung brauchte.
Uns ging es um Harry.
Claudine war uns keine große Hilfe gewesen. Sie wußte einfach zu wenig, deshalb hatten wir sie auf dem Schiff zurückgelassen und saßen selbst in einem kleinen Lokal am Hafen, wo wir frischen Fisch in einer Weißweinsoße aßen.
Er schmeckte gut. Auch die mit Kräutern abgeschmeckte Soße war hervorragend, zudem war die Sonne herausgekommen und schickte ihre Strahlen dem Wasser, dem Strand und der Stadt entgegen. Frühling an der Côte d'Azur, was konnte schöner sein? Die beiden Fenster des kleinen Restaurants waren weit geöffnet, so daß sich auch die erste Frühlingswärme ihren Weg in das Innere bahnen konnte. Auch ich ließ mich von der Sonne streicheln. Die im Hafen dümpelnden Schiffe waren viel heller und schienen sogar fröhlicher zu schwingen. Auf
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