Hart
die Studiengebühren bezahlt. Ich bin hier, um meinen Anteil an deinem kalten, harten Geld zu holen, lieber Daddy. Wie wär’s, wenn du deiner Verantwortung gerecht werden würdest?»
Tom holte tief Luft. «Ich habe deiner Mutter mehr als genug Geld für die Studiengebühren plus alle Extras gegeben. Wie deine gottverdammte Harley da. Die ist doch vom Geld fürs College.»
David lächelte verächtlich mit schiefem Mundwinkel und erwiderte nichts.
«Du bekommst keinen Cent mehr. Du gibst das Geld doch nur für Frauen und Koks aus oder was immer du sonst noch treibst.»
David zuckte die Schultern und blickte wieder zu mir herüber, wobei er mit seinen ansonsten schönen Augen Giftpfeile verschoss. «Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.»
«Raus.»
Es klang leise und gefährlich, bedrohlich wie das Rasseln einer Klapperschlange. Toms Kieferpartie war angespannt. Er sah David mit einer Mischung aus Verletztheit und Verwirrung an, doch am stärksten ausgeprägt war die Wut. Keine Verärgerung, keine Verachtung, nicht einmal Zorn – sondern die Art von Wut, die leicht in Gewalt mündet.
Auch David erkannte das. Er senkte den Blick nicht und sah nicht weniger herausfordernd drein, trat aber einen Schritt zur Tür zurück. Die beiden starrten sich scheinbar eine Ewigkeit lang an. David zog sich seine Kappe tief in die Augen. Er warf mir noch einen Blick zu, genauso schmutzigwie der erste, und ging dann zur Tür hinaus. Auf dem Weg die Treppe hinunter trat er einen Blumentopf um. Die schwarze Erde ergoss sich auf die Bretter.
«Lass ihn gehen», sagte Tom laut, obgleich keiner von uns eine Bewegung zur Tür gemacht hatte.
David trat den Anlasser der Harley. Wir sahen zu, wie er vom Hof schoss und dabei die kleinen Steine wegschleuderte, die die Einfahrt einfassten. Kies spritzte auf die breite Vorderveranda, und er zog eine Staubfahne hinter sich her. Tom stand da und sah ihm aus dem Fenster nach, bis der Motor der Harley nicht mehr zu hören war.
Ich sah Tom an. Er weigerte sich, meinen Blick zu erwidern. Ich wusste, dass er allein sein musste, nahm leise den Küchenbesen und ging auf die Veranda. Ich hörte, wie Tom im Haus herumging, dann vernahm ich einen lauten Schlag. Brett für Brett fegte ich den Kies von der Veranda und dachte dabei an den jungen Mann, den ich gerade kennengelernt hatte.
Verglichen mit dem glücklichen Teenager auf den Familienfotos an Toms Wänden, war der reale David ein ganz schöner Schock. Er war von einem brodelnden Zorn erfüllt, der auf den Fotos, auf denen er lächelnd abgebildet war, nicht zu erkennen war. Ob er wohl wirklich das Geld für die Studiengebühr für den Kauf der Harley verwendet hatte? Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass David einfach machte, was ihm gefiel.
Immer wieder musste ich daran denken, wie er mich angesehen hatte. Der Junge hatte mich mit den Augen ausgezogen. Obwohl er neunzehn war, hatte er die Haltung eines unverschämten Dreizehnjährigen, der vor niemandem Achtung hatte. Wie war er nur so dreist geworden? Hatte er das von seinem Vater gelernt?
Dieser Vater kam ein paar Minuten später aus der Vordertür. Er setzte sich auf die Schaukel und sah zu, wie ich dieVeranda fegte. Ich achtete nur auf meine Arbeit, um ihm Gelegenheit zu geben, dann zu reden, wenn er es für richtig hielt. Die Schaukel quietschte beruhigend, als er vor- und zurückschaukelte. Seine Augen waren auf mich geheftet, als ich von der Veranda hinuntertrat und die Zufahrt fegte. Als ich fertig war, war jeder sichtbare Hinweis auf den Zwischenfall ausgelöscht, doch die Worte, die zwischen den beiden gefallen waren, schwebten noch immer im Raum.
Ich setzte mich neben ihn. Er legte den Arm um mich. Zusammen beobachteten wir, wie zwei Vögel sich um die beste Stelle an einem Futterspender stritten.
«Er war nicht immer so», sagte Tom.
«Was ist passiert?»
«Die Scheidung, denke ich. Die hat er nicht verkraftet. Er gab mir die Schuld an allem. Und hatte recht damit.»
«Er hatte recht?»
«Es war mein Fehler. Sie hätte niemals einen Mann wie mich heiraten sollen.» «Warum nicht?»
Tom bewegte sich auf der Schaukel, und es dauerte einen Moment, bis sie sich wieder eingependelt hatte. «Ich habe sie geschwängert. Das war der Heiratsgrund. Ich war definitiv kein Mann zum Heiraten. Zum Teufel, ich bin in der ganzen Weltgeschichte herumgereist, manchmal von jetzt auf gleich. Ich war ein richtig harter Soldat. Das lässt einem keine Zeit fürs Familienleben. Und sie war
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