Hart
vorsichtig.
«Bœuf Stroganoff», sagte ich in einem möglichst normalen Tonfall.
«Es riecht köstlich. Du bist eine ausgezeichnete Köchin.»
«Danke», flüsterte ich. Die Tränen saßen direkt unter der Oberfläche. Ich verbarg sie so gut ich konnte, aber als Tom hinter mich trat und mich in die Arme nahm, konnte ich mich nicht mehr dagegen wehren.
Der Teller, den ich gerade abwusch, glitt ins Wasser zurück. Plötzlich fiel mir unser erster Kuss wieder ein. Wirhatten zusammen den Abwasch gemacht, und nichts hatte uns verbunden außer gespannter Erwartung und der winzigen Hoffnung, dass ich eine verflossene Liebe überwinden könnte. Die Zukunft lag vor uns, und wir mussten sie nur so annehmen, wie sie sich uns darbot.
«Wir brauchen eine Spülmaschine», sagte er albernerweise. «Ich muss dir eine besorgen.»
Tom küsste mich in den Nacken. Ich gab einen Schluchzer von mir und stand dann still da, während seine Lippen über meine Haut streiften.
«Kelley.»
Ich schwieg.
«Ich würde dich gerne mit Worten verletzen. Und gleichzeitig möchte ich nichts anderes tun, als mit dir ins Bett zu gehen», flüsterte er. «Ist das nicht verrückt?»
Wir standen so lange da, dass das Bœuf Stroganoff anbrannte. Endlich ließ Tom mich gehen, damit ich die Herdplatte ausschalten konnte, aber Sekunden später presste er sich schon wieder gegen mich. Mit der Brust drückte er so heftig gegen meinen Rücken, dass ich mich an der Spüle abstützen musste, um nicht unter seinem Gewicht nachzugeben.
«Bitte», flüsterte ich.
Das Eingeständnis dessen, was ich wollte, entschlüpfte mir ohne Vorwarnung. Hätte mir jemand eine Stunde früher gesagt, dass ich Tom darum bitten würde, mit mir ins Bett zu gehen, hätte ich ihn, wie Tom das so passend ausgedrückt hatte, verrückt genannt.
«Ich bin sehr wütend», sagte er.
«Du wirst mir nicht wehtun», erwiderte ich und wusste, dass es stimmte.
Tom seufzte. «Ich bin kein Heiliger», sagte er, und da wusste ich, dass er Angst vor dem hatte, was hier zwischen uns geschah, vielleicht sogar mehr Angst als ich. Ich wusstenicht, was ich sagen sollte, und so sagte ich das, was am naheliegendsten war:
«Sollen wir zu Abend essen?»
Tom küsste mich wieder in den Nacken. Die Berührung kam plötzlich und unerwartet. Ich fuhr zusammen. Als ich mich nach ihm umdrehte, war er schon auf dem Weg in den Keller. Die Art, wie er die Tür langsam, aber entschieden hinter sich zuschlug, machte eindeutig klar, dass ich ihm nicht folgen sollte. Gleich darauf hörte ich das Scheppern der Gewichte und das rhythmische Geräusch, das mir verriet, dass er an einem der Geräte trainierte.
Als ich eine Stunde später allein im Bett lag, hörte ich, wie er auf den Sandsack einschlug. Manchmal hörte ich ihn weinen. Ich lag wach, bis die Sonne aufging.
14.
Tagelang war von Tom fast nichts zu hören. Er schlief auf der Couch, war viel im Wald und schlug öfter auf den Sandsack in seinem Trainingsraum ein, als mir lieb war. Sein Freund Jake, der soeben von einem Auftrag in Übersee zurückgekommen war, rief oft an, und bei ihren langen Telefonaten hörte ich mehr als einmal meinen Namen. Einmal hörte ich Tom in seinem Büro weinen, während Jake am Telefon war, und obwohl es mich peinlich berührte, dass ein anderer erfuhr, was ich getan hatte, war ich doch auch froh, dass Tom mit jemandem reden konnte.
Einmal bat ich ihn, mit mir ins Bett zu kommen und mich einfach zu halten, während wir über alles redeten. Da sah er mich mit einer solchen Wut an, dass ich einen Schritt zurücktrat und den Atem anhielt.
«Ich komme verdammt nochmal, wenn ich so weit bin», sagte er.
Ich zögerte einen Moment lang, unsicher, ob ich überhaupt etwas sagen sollte.
«Vielleicht sollte ich gehen», flüsterte ich schließlich.
Tom starrte mich an. «Ist das dein Wunsch?»
«Nein.» Tränen traten mir in die Augen. «Ich bin zu dir nach Hause gekommen.»
Tom schüttelte den Kopf, und obwohl seine Haltung sich nicht änderte, klang seine Stimme sanfter als seit Tagen. «Wir werden darüber reden. Aber nicht jetzt, Kelley. Ich kann das jetzt noch nicht.»
«Vielleicht sollte ich nicht hier sein», wiederholte ich.
«Du bist heimgekommen, Kelley», sagte er. «Ich möchte, dass du bleibst.»
Schließlich kam ich zur entscheidenden Frage und platzte unwillkürlich mit dem heraus, was mir schon die ganze Zeit solche Angst machte: «Ist es aus mit uns?»
Tom ließ sich Zeit mit der Antwort. Ich war bereit,
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