Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harter Schnitt

Harter Schnitt

Titel: Harter Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
Vom Netzwerk:
keine fremden Objekte vorhanden. Erst beim Aufschneiden wird man das sicher wissen, aber ich gehe davon aus, dass die Menge Heroin, von der wir sprechen, eine, für die es sich zu sterben lohnt, leicht zu entdecken wäre.«
    Will räusperte sich. Er wirkte zögernd, als er fragte: » Hätte Evelyn nach ihrem Angriff auf den Kerl viel Blut an sich gehabt?«
    » Unwahrscheinlich. Die Blutung fand größtenteils in der Bauchhöhle statt, auch nachdem das Messer wieder herausgezogen wurde. Da ist die Abwehrwunde an seiner Hand, aber die Ellen- und Speichen-Arterien sind intakt, und keine der Fingerarterien wurde in Mitleidenschaft gezogen. Wenn der Schnitt auf der Hand tiefer oder ein Finger abgeschnitten worden wäre, dann würde man einen deutlichen Blutverlust erwarten. Aber das ist bei Estevez nicht der Fall, deshalb nehme ich an, dass Evelyn nur eine minimale Menge Blut auf ihrer Kleidung hatte.«
    Will sagte: » Auf dem Boden war viel Blut. Man konnte darin Fußspuren auf den Fliesen sehen.«
    » Wie groß war die Fläche?«
    » Küchengröße«, sagte er. » Ein wenig größer als die Ihre und ein abgeschlossener Raum. Das Haus ist älter, im Ranch-Stil.«
    Sara überlegte. » Ich müsste die Tatortfotos sehen, aber ich bin mir ziemlich sicher, wenn genug Blut vorhanden war, um auf einen Kampf hinzudeuten, dann stammte es nicht von Estevez’ Hand oder Bauch. Zumindest nicht alles.«
    » Konnte Estevez nach diesen Verletzungen selbstständig aufstehen und davongehen?«
    » Nicht ohne Hilfe. Jede Verletzung der Bauchdecke macht das Atmen schwierig, ganz zu schweigen von Bewegung.« Sara drückte sich die Hand auf den Bauch. » Denken Sie daran, wie viele Muskeln arbeiten müssen, nur um sich aufzusetzen.«
    Amanda fragte Will: » Worauf wollen Sie hinaus?«
    » Ich frage mich nur, wer mit Evelyn kämpfte, wenn dieser Kerl nach seiner Verletzung nicht aufstehen konnte und es aus seiner Wunde nicht viel Blut gab.«
    Sara folgte seiner Logik. » Sie glauben, dass Evelyn verletzt wurde?«
    » Vielleicht. Man hat vor Ort Blutgruppenbestimmungen gemacht, aber man hat sich nicht alles angesehen, und die DNA -Ergebnisse kommen erst in ein paar Tagen.« Er zuckte die Achseln. » Falls Evelyn verletzt wurde und Estevez nicht viel blutete, könnte dies das zusätzliche Blut erklären.«
    » Ich bin mir sicher, wenn sie verletzt ist, ist es nichts Ernstes.« Amanda wischte Wills Theorie beiseite, als würde sie nach einer Fliege schlagen. Jeder logisch denkende Mensch hätte bereits die durchaus reale Möglichkeit akzeptiert, dass Evelyn Mitchells Überlebenschancen in Anbetracht der bereits vergangenen Zeit ziemlich gering waren. Amanda schien sich an die gegensätzliche Theorie zu klammern.
    Sara wollte nicht diejenige sein, die ihr etwas anderes sagte.
    Auf einer der Instrumentenschalen lag ein großes Vergrößerungsglas. Sara zog das Deckenlicht herunter und fuhr mit der Untersuchung fort, suchte den Toten vom Kopf bis zu den Zehen nach Spuren, Einstichpunkten, nach irgendetwas Ungewöhnlichem ab, das sie zu einem Hinweis führen könnte. Als es Zeit war, ihn umzudrehen, zog Will sich Gummihandschuhe über, um ihr zu helfen.
    » Na, das ist interessant«, sagte Amanda mit ihrem gewohnten Unterstatement.
    Estevez hatte auf dem Rücken das große Tattoo eines Engels. Das Motiv bedeckte seine Schultern, reichte bis zum Ende seines Kreuzbeins und war so fein gearbeitet, dass es eher an eine Schnitzerei erinnerte. » Gabriel«, sagte Sara, » der Erzengel.«
    Will fragte: » Woher wissen Sie das?«
    Sie deutete auf das Horn im Mund des Engels. » Es gibt keine biblische Begründung dafür, aber einige Konfessionen glauben, dass der Tag des Jüngsten Gerichts kommt, wenn Gabriel in sein Horn bläst.« Sara wusste, dass Will nie in der Kirche gewesen war. » Das sind die Dinge, die Kinder in der Sonntagsschule lernen. Und es passt zu seinem Namen– Marcellus Benedict. Ich glaube, das sind die Namen von zwei Päpsten.«
    Amanda fragte: » Was würden Sie sagen, wie neu dieses Tattoo ist?«
    Die Haut seines Rückens war noch immer gereizt von den Stichen. » Eine Woche, fünf Tage vielleicht?« Sie beugte sich vor, um die Details genauer betrachten zu können. » Das wurde in verschiedenen Abschnitten gemacht. Wer das angefertigt hat, hat sich viel Zeit damit gelassen. Wahrscheinlich Monate. So etwas vergisst man nicht so leicht, und ich kann mir vorstellen, dass es sehr teuer ist.«
    Will hob die Hand des Toten mit der seinen

Weitere Kostenlose Bücher