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Harter Schnitt

Harter Schnitt

Titel: Harter Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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gequält zu. » Was wollte er?«
    » Er wollte wissen, ob der Patient durchkommen werde oder nicht. Ich sagte ihm, vielleicht, obwohl es offensichtlich war, dass…« Sara beendete den Satz nicht, zwang sich stattdessen, sich präzise zu erinnern. » Er trug einen dunklen Anzug, anthrazitfarben. Weißes Hemd. Er war dünn, fast hager, und stank nach Zigarettenrauch. Ich konnte ihn noch riechen, als er wieder weg war.«
    » Haben Sie gesehen, wohin er gegangen ist?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    » Weiß? Schwarz?«
    » Weiß. Graue Haare, er war schon älter. Sah älter aus.« Sie fuhr sich mit der Hand über den Mund. » Seine Wangen waren hohl. Er hatte schwere Lider.« Dann fiel ihr noch etwas ein. » Er trug eine Kappe. Eine Basebalkappe.«
    » Schwarz?«, fragte Will.
    » Blau«, sagte sie. » Von den Atlanta Braves.«
    » Wahrscheinlich bekommen wir aus den Überwachungskameras ein paar hübsche Fotos von der Oberseite der Kappe«, bemerkte Amanda. » Wir müssen diese Information an das APD weitergeben. Sie werden vielleicht wollen, dass Sie sich mit einem Phantomzeichner zusammensetzen.«
    Sara würde tun, was nötig war. » Tut mir leid, dass ich nicht schon früher daran gedacht habe. Ich weiß auch nicht, was…«
    » Sie standen unter Schock.« Will schien noch mehr sagen zu wollen. Er schaute Amanda kurz an und deutete dann zu der Doppeltür am anderen Ende des Korridors. Er sagte: » Ich glaube, es geht da entlang.«
    In der Leichenhalle waren Junior und Larry nirgends zu sehen. Stattdessen standen zwei Rollbahren da, jede mit einer Leiche, jede mit einem weißen Tuch abgedeckt. Sara nahm an, dass es der Mann war, den sie beim Container gefunden hatte, und der Mann, der diesen erschossen und dann versucht hatte, sie zu töten.
    An der Tür zum begehbaren Kühlraum lehnte eine ältere Frau. Als sie den Raum betraten, schaute sie von ihrem BlackBerry hoch. Ihr Krankenhausausweis steckte in ihrer Hosentasche. Kein weißer Labormantel, nur ein gut geschnittener Hosenanzug. Sie kam offensichtlich von der Krankenhausverwaltung und war schon etwas älter, mit einigem Grau in den schwarzen Haaren. Sie stieß sich von der Tür ab und ging auf sie zu. Sie hielt sich kerzengerade, und ihr beträchtlicher Busen ragte vor wie der Bug eines Schiffes.
    Sie hielt sich nicht lange mit einer Vorstellung auf, zog ein Spiralnotizbuch aus ihrer Jackentasche und las: » Der Name des Schützen ist Franklin Warren Heeney. APD hat bei ihm eine Brieftasche gefunden. Ein Junge von hier aus der Gegend, lebt bei seinen Eltern in Tucker. Ging nach dem zweiten Jahr vom Perimeter College ab. Keine Daten über ein Arbeitsverhältnis. Keine Verhaftung als Erwachsener, saß aber sechs Monate Jugendarrest ab, weil er Fenster eingeworfen hatte. Er hat ein Kind, eine Tochter, sechs Jahre alt, die bei einer Tante in Snellville wohnt. Die junge Mama sitzt wegen Ladendiebstahls und einem Tütchen Meth, das in ihrer Handtasche gefunden wurde, im Bezirksgefängnis. Das ist alles, was ich über ihn in Erfahrung bringen konnte.« Sie deutete auf die andere Leiche. » Marcellus Benedict Estevez. Wie ich schon am Telefon sagte, wurde seine Brieftasche im Müll vor dem Container gefunden. Ich nehme an, Sie haben sich bereits mit ihm beschäftigt.« Amanda nickte, und die Frau klappte ihr Notizbuch zu. » Das ist für den Augenblick alles. Mehr konnte ich so schnell nicht herausfinden.«
    Amanda nickte noch einmal. » Vielen Dank.«
    » Ihr habt eine Stunde, bis die Leichenjungs kommen. Dr. Linton, die Filme, die Sie für Estevez bestellt haben, sind im Transportpaket. Ich habe einige Instrumente bereitgelegt, die Sie vielleicht brauchen. Tut mir leid, dass ich nicht mehr tun kann.«
    Sie hatte eine ganze Menge getan. Sara schaute sich die Instrumentenschalen an, die neben den Leichen standen. Wer diese Frau auch war, sie hatte einige medizinische Kenntnisse und stand in der Hierarchie offensichtlich so weit oben, dass sie den Instrumentenschrank plündern konnte, ohne Alarm auszulösen. » Vielen Dank.«
    Die Frau nickte ihnen zum Abschied zu und verließ den Raum.
    Mit ziemlich scharfer Stimme fragte Will Amanda: » Lassen Sie mich raten, eines Ihrer alten Mädchen?«
    Amanda ignorierte ihn. » Dr. Linton, könnten wir vielleicht anfangen?«
    Sara musste sich zu einer Bewegung zwingen, denn sonst wäre sie wie am Boden festgewachsen stehen geblieben, bis das Haus um sie herum einstürzte. An einem Haken an der Wand hing eine Packung mit sterilen

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