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Harter Schnitt

Harter Schnitt

Titel: Harter Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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an. » Haben Sie das unter seinen Fingernägeln gesehen?«
    » Ich habe gesehen, dass sie schmutzig sind«, gab Sara zu. » Das ist ziemlich typisch für einen Mann seines Alters. Herauskratzen kann ich es nicht. Der ME würde einen Anfall bekommen, und alles, was ich herausfinden würde, wäre vor Gericht nicht zugelassen, weil wir die Beweismittelkette nicht dokumentiert haben.«
    Will hielt sich die Finger des Toten an die Nase. » Riecht für mich nach Öl.«
    Sara roch ebenfalls daran. » Kann ich nicht sagen. Die Polizei hat mir erklärt, dass sie die äußeren Überwachungskameras überprüft haben. Sie sind nicht statisch. Sie schwenken viel hin und her, was die bösen Jungs offensichtlich wussten, weil sie es schafften, beim Abladen des Mannes nicht aufgenommen zu werden. Die Zeitangaben deuten darauf hin, dass Estevez mindestens zwölf Stunden beim Container gelegen hatte. Der Geruch könnte alles Mögliche sein.« Sie drehte die Hand, um Will etwas zu zeigen. » Das ist viel interessanter. Estevez arbeitete offensichtlich mit seinen Händen. Da sind Verhärtungen an der Haut des Daumenballens und hier auf der Seite des Zeigefingers. Er hatte ein Werkzeug in der Hand, das relativ schwer gewesen sein muss und ziemlich heftig bewegt wurde.«
    Er fragte Amanda: » Haben Sie nicht gesagt, dass er arbeitslos war?«
    » Der Staat weiß, dass er seit fast einem Jahr Arbeitslosengeld kassiert.«
    Sara dachte an etwas anderes. » Können Sie mir das geben?« Sie zeigte auf das Vergrößerungsglas. Will nahm es zur Hand und wartete, bis Sara Estevez’ Mund aufgedrückt hatte. Der Unterkiefer war steif. » Halten Sie es hierher«, sagte sie zu Will und meinte damit, er sollte es auf die oberen Zähne richten. » Sehen Sie diese winzigen Einkerbungen in den Kanten seiner oberen Schneidezähne?« Will beugte sich vor und ließ dann auch Amanda schauen. » Das sind Wiederholungsspuren. So etwas bekommt man, wenn man sich dauernd etwas zwischen die Zähne klemmt. So etwas sieht man bei Näherinnen, die den Faden abbeißen, oder bei Schreinern, die Nägel in den Mund stecken.«
    » Oder Schrankbauern?«
    » Das ist möglich.« Sara schaute sich noch einmal Estevez’ Hand an. » Diese Schwielen kommen von der Arbeit mit einer Nagelpistole. Für einen Vergleich müsste ich das Werkzeug sehen, aber wenn Sie mir sagen würden, er arbeitete als Schreiner, würde ich bestätigen, dass seine Hände Spuren der Arbeit in diesem Gewerbe aufweisen.« Sie hob die linke Hand des Toten an. » Sehen Sie diese Narben auf dem Zeigefinger? Sie entsprechen den bei Schreinern häufigen Verletzungen. Hämmer rutschen ab. Ein Nagel ritzt die Haut. Schraubengewinde schleifen die oberste Hautschicht ab. Sehen Sie diese Narbe da entlang der Mittellinie seines Nagels?« Will nickte. » Sie schneidet auch durchs Nagelbett. Schreiner verwenden Teppichmesser, um Kanten zu scheiden oder Holz zu kerben. Manchmal rutscht die Klinge über den Fingernagel oder rasiert die Haut seitlich am Finger ab. Meistens benutzen sie ihre nichtdominante Hand, um Kitt oder Dichtmaterial glatt zu streichen, was zu einer Abnutzung der Fingerkuppen führt. Seine Fingerabdrücke könnten von Woche zu Woche, manchmal von Tag zu Tag anders sein.«
    Amanda sagte: » Dann macht er diesen Job also schon eine ganze Weile?«
    » Ich würde sagen, die Arbeit, die diese Spuren verursachte, hat er seit zwei bis drei Jahren durchgeführt.«
    » Was ist mit Heeney, dem Schützen?«
    Sara griff unter das Laken, um die Hand des anderen Mannes zu untersuchen. Sein Gesicht wollte sie nicht noch einmal sehen. » Er war Linkshänder, aber ich würde die Vermutung riskieren, dass er im selben Gewerbe wie Estevez arbeitete.«
    Will sagte: » Das ist wenigstens eine Verbindung. Sie arbeiteten beide für Ling-Ling.«
    Sara fragte: » Wer ist Ling-Ling?«
    » Eine verschwundene Person von Interesse.« Amanda schaute auf ihre Uhr. » Wir sollten uns etwas beeilen. Dr. Linton, könnten Sie unseren anderen Freund hier untersuchen?«
    Sara ließ sich keine Zeit zum Nachdenken. Mit einer schnellen Bewegung zog sie das Tuch weg. Es war das erste Mal, seit er versucht hatte, sie zu töten, dass sie Franklin Warren Heeney ins Gesicht schaute. Seine Augen waren offen. Seine Lippen umschlossen noch den Schlauch, den man ihm in die Kehle geschoben hatte, um ihm das Atmen zu erleichtern. Eine Blutkruste rahmte den Schnitt an seinem Hals ein. Von der Taille nach unten war er noch bekleidet, aber Jacke und

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