Harter Schnitt
paar Stunden geschlafen. Will stand unter dem heißen Wasserstrahl und versuchte, den Tag abzuwaschen. Den Dreck des Valdosta State Prison. Das Lagerhaus, vor dem man sie beschossen hatte. Coastal, wo er so viel geschwitzt hatte, dass die Schweißringe unter dem Ärmel seines Hemds immer noch sichtbar waren.
Will dachte an Betty, während er sich die Haare trocknete. Sie war den ganzen Tag im Haus eingesperrt gewesen. Für die Pfütze waren sie beide verantwortlich. Und so spät es war, er konnte sich nicht vorstellen, jetzt zu schlafen. Er sollte mit ihr einen Spaziergang machen, das konnten sie beide gebrauchen.
Er zog eine Jeans und ein Hemd an, das zu alt war, um es noch zur Arbeit zu tragen. Der Kragen war ausgefranst. Einer der Knöpfe hatte sich gelöst und hing nur noch an einem Faden.
Er ging in die Küche, um Bettys Leine zu holen.
Am Küchentisch saß Angie. » Willkommen zu Hause, Baby. Wie war dein Tag?«
Will wäre lieber ins Coastal zurückgefahren und hätte sich noch einmal mir Roger Ling zusammengesetzt, als jetzt mit seiner Frau zu reden.
Sie stand auf und legte ihm die Arme um die Schultern. » Willst du mich nicht begrüßen?«
Ihre Hände, die seinen Hals streichelten, hatten mit Saras absolut nichts zu tun. » Lass das.«
Sie ließ ihn los und tat so, als würde sie schmollen. » Ist das eine Art, seine Frau zu begrüßen?«
» Wo warst du?«
» Seit wann interessiert dich das?«
Er überlegte. Ihre Frage war berechtigt. » Eigentlich interessiert es mich nicht. Ich wollte nur…« Die Worte ließen sich einfacher aussprechen, als er gedacht hatte. » Ich will dich nicht hier haben.«
» Hm.« Sie senkte den Kopf und verschränkte die Arme. » Na ja, ich schätze, das war unvermeidlich. Ich kann dich also doch nicht allein lassen.«
Sie hatte die Hintertür geschlossen. Er öffnete sie wieder. Betty lief herein. Sie sah Angie und knurrte.
Angie sagte: » Wie’s aussieht, freut sich keine der Frauen in deinem Leben, mich zu sehen.«
Er spürte, wie sich ihm die Nackenhaare aufstellten. » Wovon redest du?«
» Hat Sara es dir nicht gesagt?« Angie hielt inne. » Es ist Sara, nicht? So heißt sie doch?« Sie hauchte ein kleines Lachen. » Eines muss ich sagen, Will, sie ist für dich ein bisschen farblos. Ich meine, obenrum ist sie ja ganz okay, aber sie hat so gut wie keinen Arsch und ist fast größer als du. Ich dachte, du magst deine Frauen fraulicher.«
Will konnte noch immer nichts sagen. Sein Blut war ihm in den Adern geronnen.
» Sie färbt sich die Haare. Diese Glanzlichter sind nicht natürlich.«
» Was hast du…?«
» Ich will dich nur wissen lassen, dass sie nicht der perfekte kleine Engel ist, für den du sie hältst.«
Will musste sich zum Sprechen zwingen. » Was hast du zu ihr gesagt?«
» Ich habe sie gefragt, warum sie mit meinem Ehemann fickt.«
Ihm blieb fast das Herz stehen. Das war der Grund, warum Sara gestern Nachmittag geweint hatte. Das erklärte ihre anfängliche Distanziertheit, als er abends bei ihr vorbeikam. Will fühlte sich, als klemmte sein Herz in einem Schraubstock. » Ich erlaube dir nicht, noch einmal so mit ihr zu reden.«
» Willst du sie beschützen?« Sie lachte. » Mein Gott, Will. Das ist doch einfach nur lächerlich, wenn man sich überlegt, dass ich versuche, dich zu beschützen.«
» Du wirst nicht…«
» Sie steht auf Polizisten. Das weißt du doch, oder?« Sie schüttelte den Kopf über seine Dummheit. » Ich habe mir ihren toten Mann näher angeschaut. Der war ’ne ziemliche Nummer. Fickte alles, was sich bewegte.«
» So wie du.«
» Also komm. Da musst du dir schon was Besseres einfallen lassen, Baby.«
» Das will ich gar nicht.« Jetzt endlich sprach er aus, was er das ganze letzte Jahr lang gedacht hatte. » Ich will, dass es vorbei ist. Ich will dich nicht mehr in meinem Leben haben.«
Sie lachte ihm ins Gesicht. » Ich bin dein Leben.«
Will starrte sie an. Sie lächelte, ihre Augen glühten fast. Warum schien sie immer nur dann glücklich zu sein, wenn sie versuchte, ihm wehzutun? » Ich kann das alles nicht mehr.«
» Sein Name war Jeffrey. Hast du das gewusst?« Will antwortete nicht. Natürlich kannte er den Namen von Saras Mann. » Er war sehr klug. Ging aufs College – auf ein echtes, nicht irgend so eine Fernschule, wo man extra bezahlen muss, damit sie einem das Zeugnis schicken. Er war der Chef einer ganzen Polizeieinheit. Sie waren so verdammt verliebt ineinander, dass sie auf den Fotos
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