Harter Schnitt
Schlüsseln, der bei jedem ihrer Schritte zu verkünden schien, dass man hier nur herauskam, wenn man dreißig verschlossene Türen überwand.
Sie bogen um eine Ecke und sahen einen Mann im grauen Anzug vor einer weiteren verschlossenen Tür stehen. Wie bei jeder anderen Tür in dieser Einrichtung war direkt neben dem Türstock ein großer, roter Alarmknopf.
Amanda streckte die Hand aus. » Warden Peck, vielen Dank, dass Sie so kurzfristig diesen Besuch für uns ermöglichen konnten.«
» Bin immer froh, Ihnen helfen zu können, Deputy Director.« Er hatte eine heisere Altmännerstimme, die perfekt zu seinem verwitterten Mahagoni-Gesicht und seiner nach hinten gegelten grauen Mähne passte. » Sie wissen, dass Sie nur zum Hörer greifen müssen.«
» Würde es Ihnen große Mühe machen, für mich eine Liste mit allen Besuchern auszudrucken, die Spivey hatte, seit er ins System kam?«
Peck betrachtete es offensichtlich als große Mühe, aber er versteckte es gut. » Spivey war in vier verschiedenen Einrichtungen. Da muss ich ein paar Kollegen anrufen.«
» Vielen Dank für Ihre Bemühungen.« Sie deutete auf Will. » Das ist Agent Trent. Er wird im Beobachtungszimmer sein müssen. Er hat eine etwas durchwachsene Vergangenheit mit dem Gefangenen.«
» Das geht in Ordnung. Ich sollte Sie vorwarnen, dass wir letzte Woche Mr. Spiveys Hinrichtungsanordnung bekommen haben. Er wird am ersten September exekutiert werden.«
» Weiß er es?«
Peck nickte ernst, und Will sah deutlich, dass er diesen Teil seines Jobs nicht mochte. » Es ist meine Politik, den Insassen so viele Informationen wie möglich und so früh wir möglich zu geben. Die Nachricht hat Mr. Spivey beträchtlich ernüchtert. Die Männer werden im Allgemeinen in dieser Zeit sehr fügsam, aber bleiben Sie dennoch auf der Hut. Falls Sie an irgendeinem Punkt eine Gefahr spüren, stehen Sie sofort auf, und verlassen Sie das Zimmer. Berühren Sie ihn nicht. Vermeiden Sie es, in seine Reichweite zu kommen. Zu Ihrer Sicherheit werden Sie von Kameras überwacht, und einer meiner Männer wird die ganze Zeit vor der Tür stehen. Denken Sie nur daran, dass diese Männer schnell sind und absolut nichts zu verlieren haben.«
» Dann muss ich einfach schneller sein.« Sie zwinkerte ihm zu, als wäre das irgendeine Studentenparty, bei der die Jungs zu Rowdys werden könnten. » Ich bin bereit, wenn Sie es sind.«
Will wurde durch eine Tür ins Beobachtungszimmer geführt. Es war eine kleine, fensterlose Kammer, die Art von Gefängnisbüro, die leicht auch als Besenkammer durchgehen konnte. Auf einem Metallschreibtisch standen drei Monitore, die alle einen unterschiedlichen Blickwinkel auf Boyd Spivey im Nebenzimmer zeigten. Er war mit Fußschellen an einen Stuhl gefesselt, der im Boden verschraubt war.
Vier Jahre zuvor war Spivey nicht gerade gut aussehend gewesen, doch sein selbstbewusstes Polizistenauftreten hatte seine Defizite wettgemacht. Sein Ruf war der eines Witzbolds, aber eines guten Polizisten gewesen– ein Kerl, den man gern als Rückendeckung hatte, wenn eine Situation wirklich aus dem Ruder lief. Seine Akte war voller Auszeichnungen. Auch nachdem er sich auf ein Schuldeingeständnis im Gegenzug zu einer geringeren Strafe eingelassen hatte, gab es immer noch Männer in seinem Revier, die nicht glauben wollten, dass Spivey Dreck am Stecken hatte.
Jetzt schrie alles an dem Mann Verbrecher. Er wirkte so hart wie gemeißelter Granit. Seine Haut war großporig und aufgedunsen. Ein langer, dünner Pferdeschwanz hing ihm über den Rücken. Gefängnistattoos zierten seine Unterarme und wanden sich um seinen Hals. Seine dicken Handgelenke waren mit Stahlschellen an eine an die Tischmitte geschweißte Chromstange gefesselt. Die Ketten an seinen Fußeisen waren straff gespannt. Will nahm an, dass Boyd die Tage in seiner Zelle mit Bodybuilding zubrachte. Seine leuchtend orangefarbene Uniform platzte an den übermäßig muskulösen Oberarmen und seiner breiten Brust beinahe aus den Nähten.
Will fragte sich, ob das zusätzliche Gewicht für die bevorstehende Hinrichtung von Vor- oder von Nachteil war. Nach einigen grässlichen Missgeschicken mit dem elektrischen Stuhl, darunter ein Mann, dessen Brust in Flammen ausgebrochen war, hatte der Oberste Gerichtshof den Staat Georgia dazu verdonnert, Old Sparky auszumustern. Jetzt wurde der Verurteilte nicht mehr rasiert und sein Rektum mit Watte verstopft, um anschließend geröstet zu werden, sondern er wurde auf
Weitere Kostenlose Bücher