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Harter Schnitt

Harter Schnitt

Titel: Harter Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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einen Tisch geschnallt, wo er eine Reihe von Medikamenten injiziert bekam, die seine Atmung, seinen Herzschlag und schließlich sein Leben beendeten. Boyd Spivey würde wahrscheinlich eine größere Dosis bekommen als die meisten. Es war schon eine machtvolle Kombination von Medikamenten nötig, um einen so großen Mann hinzurichten.
    Ein krächzendes Husten kam aus den winzigen Lautsprechern auf dem Schreibtisch. Will sah, dass Boyd im Nebenzimmer Amanda direkt anschaute, die an der Wand lehnte, obwohl ihm gegenüber am Tisch ein Stuhl stand.
    Boyds Stimme war überraschend hoch für einen Mann seiner Größe. » Hast du Angst, mir gegenüberzusitzen?«
    Will hatte Amanda noch nie Angst zeigen sehen, und jetzt machte sie auch keine Ausnahme. » Ich will ja nicht unhöflich sein, Boyd, aber du riechst entsetzlich.«
    Er schaute auf den Tisch hinunter. » Sie lassen mich nur ein Mal pro Woche duschen.«
    Ihre Stimme klang leicht spöttisch. » Das ist aber grausam und ungewöhnlich.«
    Will schaute auf den Monitor, der Boyds Gesicht in Großaufnahme zeigte. Er hatte ein Lächeln auf den Lippen.
    Das Klappern von Amandas hohen Absätzen hallte durch den betonierten Raum, als sie zum Stuhl ging. Die Metallbeine kratzten über den Boden. Sie setzte sich, schlug elegant die Beine übereinander und legte die Hände in den Schoß.
    Boyd ließ den Blick wandern. » Siehst gut aus, Mandy.«
    » Ich habe immer sehr viel zu tun.«
    » Was denn?«
    » Du hast von Evelyn gehört?«
    » Wir haben hier drinnen kein Fernsehen.«
    Sie lachte. » Du wusstest wahrscheinlich schon, dass ich komme, bevor ich es wusste. Der Laden hier könnte CNN aus dem Geschäft drängen.«
    Er zuckte die Achseln, als hätte er damit nichts zu tun. » Ist Faith okay?«
    » Bestens.«
    » Ich habe gehört, sie hat bei beiden Kerlen mitten ins Schwarze getroffen.« Er meinte das schwarze Zentrum einer Zielscheibe, also den gezielten Tötungsschuss. Amanda entgegnete: » Einer ging in den Kopf.«
    » Autsch.« Er tat so, als würde er zusammenzucken. » Wie geht’s Emma?«
    » Entwickelt sich prächtig. Tut mir leid, dass ich kein Foto für dich habe. Habe meine Handtasche im Auto gelassen.«
    » Die Pädophilen hätten es mir sowieso gestohlen.«
    » Was für ein entsetzlicher Mangel an Anstand.«
    Er zeigte grinsend seine Zähne. Sie waren angeschlagen und gesplittert, Souvenirs, die man bekam, wenn man schmutzig kämpfte. » Ich kann mich noch gut an den Tag erinnern, als Faith ihre Marke bekam.« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, und die Ketten schabten über die Tischplatte. » Ev strahlte wie eine Maglite.«
    » Ich glaube, das haben wir alle getan«, gab Amanda zu, und Will wurde klar, dass seine Chefin Boyd Spivey sehr viel besser kannte, als sie im Auto verraten hatte. » Wie läuft’s, Boyd? Behandeln Sie dich okay?«
    » Ganz okay.« Er lächelte wieder, schloss aber dann den Mund. » Entschuldigung wegen meiner Zähne. Hab keinen Sinn mehr darin gesehen, sie richten zu lassen.«
    » Die sind nicht schlimmer als der Geruch.«
    Er schaute sie verlegen an. » Ist schon lange her, dass ich eine Frauenstimme gehört habe.«
    » Ich sag’s zwar nicht gern, aber das ist das Netteste, was ein Mann im ganzen letzten Jahr zu mir gesagt hat.«
    Er lachte. » Schwere Zeiten für uns beide, wie’s aussieht.«
    Amanda dehnte den Augenblick ein wenig.
    Er sagte: »Schätze, wir sollten zu dem kommen, warum du hier bist.«
    » Wir können tun, was wir wollen.« Ihr Ton deutete an, dass sie den ganzen Tag mit ihm reden könnte, aber Boyd verstand die Botschaft.
    Er fragte: » Wer hat sie entführt?«
    » Wir denken, eine Gruppe Asiaten.«
    Er runzelte die Stirn. Trotz des Overalls und dem Höllenloch, das er sein Zuhause nannte, war Boyd noch immer Polizist. » Gelb hat in der Stadt nichts zu sagen. Braun hat Schwarz auf seine wahre Größe zurechtgestutzt.«
    » Braun hat damit zu tun, aber ich bin mir nicht sicher, wie.«
    Er nickte, um anzudeuten, dass er das alles zwar glaube, aber nicht wisse, was er davon halten solle. » Braun macht sich nicht gern die Hände schmutzig.«
    » Der Papst ist katholisch.«
    » Haben sie ein Zeichen geschickt?« Er meinte einen Lebensbeweis. Amanda schüttelte den Kopf. » Was wollen sie für sie haben?«
    » Sag du es mir.«
    Er schwieg.
    Sie sagte: » Wir wissen beide, dass Evelyn sauber war, aber könnte das eine Art Bumerang sein?«
    Er schaute in die Kamera, dann auf seine Hände. » Ich kann es mir nicht

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