Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harter Schnitt

Harter Schnitt

Titel: Harter Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
Vom Netzwerk:
Er zog sein iPhone aus der Tasche. » Auf meiner Facebook-Seite ist was aufgetaucht.«
    » Ich dachte, du hättest damit aufgehört, als ich dich zwang, mich als Freundin zu listen.« Faith war noch nie die Mutter gewesen, die ihrem Jungen völlig vertraute. Ihre eigenen Eltern hatten ihr vertraut, und man sah ja, wohin das führte.
    » Was ist es?«
    Sein Daumen bewegte sich beim Reden über das Display. » Mir war langweilig. Ich meine, nicht langweilig, aber ich hatte nichts zu tun, und deshalb…«
    » Okay, Baby.« Sie setzte sich ganz auf. » Was ist es?«
    » Viele Leute haben Zeug gepostet. Schätze, die haben in den Nachrichten von Grandma gehört.«
    » Das ist nett«, sagte Faith, obwohl sie es ein bisschen makaber oder, mit dem Wort ihres Bruders, dramatisch fand. » Was schreiben sie?«
    » Meistens, dass sie an mich denken und solche Sachen. Aber dann das.« Er drehte das Handy herum und gab es ihr.
    Faith las die Nachricht laut. » ›Hey, Jaybird, ich hoffe, du bist okay. Ich bin sicher, ihr kriegt die bösen Jungs in die Finger. Denk einfach dran, was deine Grandma immer sagte: ›Mund zu und Augen auf.‹« Faith schaute auf den Sendernamen. » GoodKnight92. Ist das jemand, mit dem du auf der Grady warst?« Das Maskottchen von Jeremys Highschool war Knight, der Ritter, und Jeremy war 1992 geboren worden.
    Er zuckte die Achseln. » Nie von ihm gehört.«
    Faith sah, dass der Eintrag um 14:32 Uhr an diesem Nachmittag gepostet worden war, weniger als eine Stunde nach Evelyns Entführung. Sie gab sich Mühe, nicht besorgt zu klingen, als sie fragte: » Wann hat er sich bei dir als Freund gemeldet?«
    » Heute, aber das haben viele Leute. Die sind alle irgendwie aus der Versenkung gekrochen.«
    Sie gab ihm das Handy zurück. » Was steht in seinem Profil?«
    » Dass er in Atlanta lebt und im Vertrieb arbeitet.« Er zog den Abschnitt auf das Display und zeigte ihn Faith.
    Sie war so müde, dass sie kaum mehr scharf sehen konnte. Sie hielt sich das Gerät dicht vor die Augen, damit sie den Eintrag lesen konnte. Es gab sonst nichts mehr, nicht einmal ein Foto. Jeremy war GoodKnights einziger Freund. Ihre Polizistenintuition sagte ihr, dass hier etwas nicht stimmte, aber sie gab ihm das Handy zurück. » Ich bin mir sicher, das ist jemand, mit dem du auf der Morningside warst. Du wurdest doch so übel verspottet, weil Grandma dich Jaybird nannte, dass du mich angefleht hast, dich auf eine andere Schule zu schicken.«
    » Aber komisch ist es schon, oder?«
    Sie wollte nicht, dass er sich Sorgen machte. » Die meisten deiner Freunde sind komisch.«
    Er ließ sich nicht besänftigen. » Woher weiß er, dass Grandma das immer gesagt hat?«
    » Das ist eine ziemlich gebräuchliche Redewendung«, erwiderte Faith. » Mund zu, Augen auf. Ich hatte in der Akademie einen Ausbilder, der es sich praktisch auf die Stirn tätowiert hatte.« Sie bemühte sich, unbeschwert zu klingen. » Na komm, das ist nichts. Ist wahrscheinlich der Sohn eines Polizisten. Du weißt doch, wie das läuft. Irgendwas Schlimmes passiert, und wir sind alle eine Familie.«
    Das schien ihn endlich etwas zu beruhigen. Jeremy war in einige Krankenhäuser und fremde Häuser mitgenommen worden, wenn ein Polizist verwundet oder getötet worden war. Er steckte sich das Handy wieder in die Tasche.
    Sie fragte: » Ist wirklich alles okay?«
    Er nickte.
    » Wenn du willst, kannst du hier schlafen.«
    » Das wäre pervers, Mom.«
    » Weck mich, wenn du mich brauchst.« Faith legte sich wieder hin und schob die Hand unters Kissen. Ihre Finger berührten etwas Feuchtes. Vertrautes.
    Jeremy merkte die Veränderung sofort. » Was ist los?«
    Faith stockte der Atem. Sie brachte kein Wort heraus.
    » Mom?«
    » Müde«, sagte sie heiser. » Bin einfach nur müde.« Ihre Lunge schrie nach Sauerstoff. Sie spürte, dass ihr am ganzen Körper der Schweiß ausbrach. » Hol die Decken, bevor Zeke hier heraufkommt.«
    » Bist du…«
    » Es war ein langer Tag, Jeremy. Ich muss jetzt schlafen.«
    Er zögerte noch immer. » Okay.«
    » Kannst du meine Tür zumachen?« Sie wusste nicht, ob sie sich bewegen konnte, auch wenn sie es wollte.
    Jeremy schaute sie noch ein letztes Mal besorgt an und zog dann die Tür hinter sich zu. Faith hörte das Klicken des Schlosses, dann das leise Stapfen seiner Füße, als er über den Flur zur Wäschekammer ging. Erst als sie die dritte Stufe von unten knarren hörte, gestattete sich Faith, die Hand unter dem Kissen hervorzuziehen.
    Sie

Weitere Kostenlose Bücher