Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie
»Religion ist Opium fürs Volk«, und spaltet Menschen in Rechtgläubige, Ungläubige oder Falschgläubige.
Die hartnäckige These, die Assassinen hätten unter Drogeneinfluss gemeuchelt, ist politisch weidlich ausgenutzt worden. Noch Jahrhunderte später stand sie Pate bei der Verfolgung von Marihuana als »Mörderkraut« in den USA.
Die zentralasiatischen und vorherrschend islamischen Regionen Afghanistans und des 1934 von China und der Sowjetunion geteilten Turkestans waren über Jahrhunderte hinweg traditionelle Hochburgen orientalischer Haschischkultur. Durch die politischen Verwerfungen und Konflikte der letzten Jahrzehnte haben sie zwar vorübergehend ihre Bedeutung als aktuelle Anbaugebiete für Cannabis eingebüßt. Doch inzwischen hat sich insbesondere Afghanistan wieder eine Spitzenposition im Cannabisanbau erobert. Was im Übrigen allerorten erhalten blieb, sind die uralten Gebräuche im Umgang mit Haschisch.
Im europäischen Raum waren die psychoaktiven Wirkungen von Cannabis lange Zeit unbekannt. Den antiken Griechen und Römern waren sie wenig vertraut. Wohl aber wurde etwa mit Beginn der neuen Zeitrechnung in Griechenland und im alten Rom die Verwendung von Cannabis als Heilmittel populär. Die berühmtesten Ärzte des Altertums, Plinius, Dioskurides und Galenus, verwendeten den Pflanzensaft und die Samen äußerlich angewendet gegen Schmerzen, Gelenkbeschwerden und Gicht. Die »oberen Zehntausend« im alten Rom genossen aber offensichtlich bereits ein wohlschmeckendes Hanfkonfekt. Galenus, der 129 bis 199 nach Christus lebte und als Arzt tätig war, vermerkte dazu: Wenn das Cannabiskonfekt »in großer Menge verzehrt wird, erzeugt es eine Wirkung auf den Kopf«.
Die pharmakologischen Erfahrungen der antiken Ärzte mit Cannabis beeinflussten die gesamte europäische Medizin bis zum Ende des Mittelalters. In den folgenden Jahrhunderten wurden allerdings zunehmend weitere Erkenntnisse mit den heilsamen Wirkungen von Hanfarzneien gesammelt. Die heilkundige Äbtissin Hildegard von Bingen, John Parkinson, ein englischer Kräuterarzt, der Schotte Sir William Brooke O’Shaughnessy und viele weitere Heiler priesen einhellig die medizinischen Qualitäten der Hanfpflanze.
Zur fantastischen Mythenbildung um Haschisch hat insbesondere eine kleine Gruppe französischer Intellektueller beigetragen, die zwischen 1845 und 1849 in Paris mit dem Stoff experimentierte. Es war vorwiegend ein Zirkel von Schriftstellern und Malern, die sich im Hôtel »Pimodan« auf der Seine-Insel Saint-Louis trafen und als der »Club des Hachichins« in die Cannabisgeschichte eingingen. Die literarischen Zeugnisse über ihre Rauscherlebnisse werden gerne unhinterfragt zitiert, um die dramatischen und tief greifenden Wirkungen von Haschisch zu belegen. Die Realität der Geschichte ist allerdings weit weniger romantisierend als die um den Club gesponnenen Mythen. Ausgangspunkt für den Haschischclub war der »Seelenarzt« Jacques Joseph Moreau de Tours, der, von klinisch-psychologischem Erkenntnisinteresse getrieben, an veränderten Persönlichkeitszuständen jenseits des »Normalen« interessiert war. Demzufolge verabreichte er seinen willigen »Versuchskaninchen« abenteuerlich hohe Dosen von Haschisch, die zudem oral genossen wurden, was ihre Wirkung noch einmal deutlich verstärkte. Die während mehrerer »Diners« im Club als Vorspeise servierte Haschischzubereitung war die zur damaligen Zeit geläufigste Art, das berauschende Mittel zu genießen. Es handelte sich um »Dawamesc«, eine des Öfteren als »grünliche Konfitüre« umschriebene Süßspeise auf der Basis von Haschischbutter, deren Herstellung Moreau de Tours exakt festgehalten hat. Die extrem hohen Dosen waren dazu gedacht, besonders bewegende Rauscherlebnisse hervorzurufen, die ausdrücklich als »Fantasia«-Trips bezeichnet wurden.
Théophile Gautier zeichnete seine Erlebnisse anlässlich mehrerer Abendmahle im Hôtel Pimodan in seinem erstmals am 1. Februar 1946 in »La Revue des Deux Mondes« veröffentlichten Bericht auf, nach dessen Titel der gesamte Zirkel seinen gleich lautenden Namen erhielt: »Le Club des Hachichins«. Gautier malt mit Worten:
»Eine leichte Wärme überkam mich, und der Wahnsinn, einer Woge gleichend, die gegen eine Klippe schäumt und sich wieder zurückzieht, um erneut gegen den Fels zu branden, trat in mich ein, verließ meinen Kopf wieder und brach dann völlig über mir zusammen. Die Halluzination, dieser seltsame Gast, war in mir
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