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Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie

Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie

Titel: Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: beltz Verlag
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Schwindelanfälle, Herzrasen und Schweißausbrüche ungeahnten Ausmaßes sowie feuchte Hände waren als körperliche Symptome seine wochenlangen Begleiter. Die Angstzustände als seelische Symptome seines Absturzes setzten seine Grandiositätsfantasien schachmatt. Die ihn heftigst erschütternden Panikattacken ebbten zwar bald ab, doch die »Crisis«, wie W. sie nannte, hinterließen nachhaltige Spuren. Es folgte ihnen die Angst vor der Angst ihres Wiederauftauchens. Frau K. konnte trotz aller Besorgnis über den Zustand ihres Sohnes innerlich jubeln. Seine Geschichte mit Cannabis kam an ihr Ende. Über Wochen hinweg tauchte ihr Sohn langsam wieder aus seiner Versenkung auf. Er zeigte wieder sein ursprüngliches Wesen, wurde wieder erkennbar als der, der er war, bevor er Cannabis zum Dreh- und Angelpunkt seines Lebens auserkoren hatte. Nach Abklingen der Angstzustände und Abstinenzreaktionen zeigte sich W. über einige Zeit hinweg emotional sehr bedürftig. Er holte bei seiner Mutter emotional nach, was ihm vier Jahre lang durch eine von Cannabismissbrauch blockierte persönliche Entwicklung fehlte. Bald schaute er wieder aus wachen, offenen Augen in die Welt. Jegliche Verschlagenheit wich aus seinem Blick. Er hielt sich an Grenzen, die ihm seine Mutter setzte, und was noch wichtiger war: Er akzeptierte seine eigenen Grenzen, die er auf seinem mühevollen Weg kennengelernt hatte. An die Stelle seiner grandiosen Selbstüberschätzung trat eine realistischere Selbstwahrnehmung, sogar rechtzeitig genug, um aus eigener Kraft noch einen qualifizierten Schulabschluss zu schaffen, auf dem er aufbauen konnte. W. ließ neue Perspektiven in seinem Denken und Veränderungen in seinen Wertigkeiten erkennen. Cannabisgebrauch war für ihn keine Versuchung mehr. Diese Lektion hatte er gelernt.
    Nach der Krise sprach W. gereift und ernsthaft über sich, seine Familie und die gemeinsam bewältigte Zeit. Er konnte offen zugeben, dass seine Wahrheit nicht die einzig gültige war, dass seine Mutter und andere Menschen, die es gut mit ihm meinten, berechtigten Grund zur Sorge um ihn gehabt hatten. Da es ihm in seiner inneren Einsamkeit nicht möglich gewesen war, frühzeitig auf deren Botschaften zu reagieren, musste er seine eigenen schmerzhaften Erfahrungen machen. Zu seiner Mutter gewandt deutete er noch im Nachhinein die damaligen Abgründe an:
    »Du hättest nicht mehr tun können, als du getan hast, um mit mir klarzukommen. Wenn die Gruppe, in der jemand ist, kifft, hat man als Eltern eh verloren. Ich habe viele negative Eindrücke gesammelt und beschissene Erlebnisse gehabt. Es ist für dich mit Sicherheit besser, dass du das so genau alles gar nicht weißt. Du würdest das gar nicht aushalten. Ich habe auch andere Drogen probiert, von denen du noch gar nichts weißt. Die Samen der Hawaiianischen Waldrose und Pilze. Die Erfahrungen mit Pilzen haben mich verändert. Das war für mich wirklich wie eine Bewusstseinserweiterung. Das Wort passt. Ich hab von da an anders über die Dinge nachgedacht und auch zum ersten Mal wieder gesehen, welchen Scheiß ich schon gebaut hatte. Das war also eher gut für mich. Du hast davon nichts merken können. Wenn jemand kifft, und die Eltern wissen das, merken sie es nicht mehr, wenn er was anderes nascht. Es sei denn, er ist auf Pappe oder Stechapfel, das ist dann ein ganz anderes Imperium. Aber von dem anderen konntest du nichts mitkriegen.«
    Frau K. bestätigte ihren Sohn und machte zusätzlich auf einen weiteren für Eltern problematischen Punkt aufmerksam:
    »Wenn ein Kind immer kifft, ist es schwierig für die Eltern, zu unterscheiden oder noch richtig mitzukriegen, wie es drauf ist. Die Wahrnehmungen können richtig verschwimmen. Manchmal, wenn W. gut gelaunt und ansprechbar war, dachte ich, er hätte nicht gekifft und es ändert sich was. Mein Sohn war so sehr an Cannabis gewöhnt, dass er keine roten Augen und auch sonst keine so typischen Anzeichen mehr hatte. Er war ja eigentlich immer nur noch drauf, sodass das für mich das Normale wurde.«
    Das große Glück von W. bei allen Erfahrungen, welche er machen musste, war sicherlich die Beständigkeit seiner Mutter, die den Glauben an ihn nie aufgab, weil sie beharrlich auf die positiven Seiten ihres Sohnes vertraute. Frau K. ist in der anstrengenden Zeit mit ihrem Sohn um Jahre gealtert. In der Art, wie W. nach der schwierigen Zeit mit seiner Mutter umging, wurde sichtbar, dass er ihr für ihre innere Haltung zutiefst dankbar war, auch

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