Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie
Studien zum Cannabiskonsum aus den Jahren 2004 bis 2011 zeigt gegenüber älteren repräsentativen Umfragen und Erhebungen eher einen mehrdeutigen als eindeutigen Trend. Die in den Studien sowie in den darauf beruhenden Drogen- und Suchtberichten der Bundesregierung drogenpolitisch einhellig als erfreulich gewertete Nachricht ist die Tatsache, dass der Cannabiskonsum bei jungen Erwachsenen insgesamt signifikant rückläufig ist. Die Lebenszeitprävalenz, also die Anzahl der jungen Leute, die mindestens eine Probier- und Eigenerfahrung mit Cannabis aufzuweisen haben, stieg seit den ersten Datenerfassungen 1979 bis zum Jahr 2004 stetig und rasant an. In der Drogenaffinitätsstudie von 2004 hatte sie bei den Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren mit 15,1 % und bei den jungen Erwachsenen von 18 bis 25 Jahren mit 43 % jeweils Spitzenwerte erreicht. Seither ist die Tendenz über die gesamte Altersspanne fallend und erreicht 2010 für die 12- bis 17-Jährigen 7,4 % und für die jungen Männer und Frauen zwischen 18 und 25 Jahren die Quote von 35 %. Für die 12-Monats-Prävalenz gilt Gleiches: Über den gesamten Beobachtungszeitraum bis 2004 steigt die Anzahl der 12- bis 25-Jährigen, die im letzten Jahr wenigstens einmal Cannabis konsumiert haben, stetig an. Zwischen 2004 und 2008 ist sowohl bei Jungen wie Mädchen ein signifikanter Rückgang zu verzeichnen. Der Epidemiologische Suchtsurvey von 2008 bestätigt diese Tendenz auch für die Altersgruppe der 18- bis 39-jährigen Erwachsenen.
Die Studie der BZgA von 2010 weist aber plötzlich wieder umgekehrte Trends aus. Ist die Lebenszeitprävalenz über alle Altersspannen nach wie vor sinkend, finden sich in der 12-Monats- und 30-Tages-Prävalenz sowie beim regelmäßigen Cannabiskonsum mehrdeutige Tendenzen. Fallen bei manchen Altersgruppen die Konsumraten zwischen 2008 und 2010 weiter geringfügig ab, steigen sie umgekehrt bei anderen seit 2008 sogar wieder an, vor allem bei den männlichen Konsumierenden zwischen 18 und 21 Jahren sowie bei den jungen Männern wie Frauen zwischen 22 und 25 Jahren. In den Fazits der BZgA-Studie sowie im Drogenbericht der Bundesregierung von 2011 finden diese Umkehrtrends keine Erwähnung.
Wie lassen sich diese gegenläufigen Beobachtungen erklären? Auf der Positivseite dürfen wir zum einen berechtigterweise eine Wirksamkeit der cannabisspezifischen wie stoffunspezifischen Präventionsbemühungen der vergangenen Jahre vermuten. Zum anderen hat sicherlich die allgemeine Tabakprävention einen Teil zum Rückgang des Rauchens von Haschisch und Marihuana beigetragen. Das Elend der Drogen- und Suchtprävention ist schließlich nicht, dass sie keine Wirksamkeit zu entfalten vermögen, sondern dass sie mit gänzlich ungleichen finanziellen, ideellen und logistischen Mitteln gegen eine einflussreiche Genuss- und Suchtmittellobby sowie gegen eine allgemeine Dynamik in der Gesellschaft gegenhalten sollen, die Drogengebrauch und süchtige Abhängigkeit systemimmanent jeden Tag neu hervorbringt. Auf der Negativseite müssen wir infolgedessen leider auch zur Kenntnis nehmen, dass Cannabis in der Beliebtheitsskala vieler potenzieller Konsumenten schlichtweg von einer anderen psychoaktiven Droge verdrängt wurde: Die legale Droge Alkohol hat ganz einfach Konjunktur. Wenn der generelle Rückgang des Cannabisgebrauchs im Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung von 2011 hervorgehoben wird, dann ist das zwar verständlich, weil die Tatsache natürlich als Erfolg der aktuellen Drogenpolitik verkauft wird. Aber es ist eben nur die halbe Wahrheit. Bedenkliche Tendenzen beim Alkoholmissbrauch junger Menschen sind die Kehrseite der Medaille. Ob der rückläufige Trend beim Gebrauch von Cannabis stabil sein wird, muss sich darüber hinaus erst noch langfristig erweisen. Man braucht eigentlich kein großer Prophet zu sein, um vorauszusagen, dass sich der gegenwärtige Trend irgendwann erneut drehen wird. Erste Indizien finden sich ja bereits und verderben als Wermutstropfen die Feierlaune: Beim regelmäßigen Cannabiskonsum, der per se enger mit einem Risiko für die geistig-seelische Entwicklung Heranwachsender wie die Ausbildung cannabisbezogener Lebensprobleme verknüpft ist, zeichnet sich keine Entspannung ab. Die BZgA-Studien zeigen zwar für 2010, dass der zwischen 1993 und 2008 konstante Anteil der jungen Leute, die regelmäßig Cannabis konsumieren, bei den 14- bis 17-Jährigen gesunken ist. Bei den über 22-Jährigen zeigt sich 2010 aber
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