Haschisch - Konsum, Wirkung, Abhängigkeit, Selbsthilfe, Therapie
Fakten
Cannabis ist fraglos die am besten erforschte illegale Droge überhaupt. Eine kaum noch zu überblickende Fülle von Studien versucht, den Anbau, die Gebraucher, die Konsumraten, die Wirkungen, Risiken und Langzeitfolgen von Haschisch und Marihuana zu erfassen. Alle Untersuchungen warten mit Informationen und Datenmengen unterschiedlicher Qualität und Aussagekraft auf. Eher wenige Cannabisstudien erweisen sich als unmittelbar nützlich für die direkte beratend-therapeutische Arbeit mit abhängigen Kiffern. In einer Welt, in der Quantität vor Qualität geht, führen die Zahlen jedoch ein Eigenleben. In schöner Regelmäßigkeit und jährlich aktualisiert liefern zahlreiche statistische Erhebungen eine Flut an Datenmaterial zum Drogengebrauch junger wie erwachsener Menschen.
Weltweit ist dafür das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) zuständig, das den jährlichen Weltdrogenbericht herausgibt. Innerhalb der Europäischen Gemeinschaft kommentiert die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) den jeweiligen Stand der Drogenproblematik in den Mitgliedsländern im Rahmen ihrer Jahresberichte. In Deutschland werden aussagefähige Daten vorwiegend durch die in regelmäßigen Abständen durchgeführten Drogenaffinitätsstudien (DAS) der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und den bundesweiten Epidemiologischen Suchtsurvey des Instituts für Therapieforschung München erhoben. Daneben gibt es immer wieder spezielle Einzelstudien mit spezifischem Erkenntnisinteresse. Aus der vergleichenden Gesamtsicht des Cannabisteils all dieser Berichte und Untersuchungen lassen sich vorsichtig einige brauchbare Daten jüngeren Datums zum Umgang junger Menschen und Erwachsener mit der Rauschdroge Cannabis herauslesen.
All over the world:
Zur weltweiten Verbreitung
von Cannabisprodukten
Starten wir global, denn der Cannabismarkt ist ein weilweiter Markt, der den Eigengesetzen der Globalisierung unterliegt. Dem Weltdrogenbericht von 2008 können wir entnehmen, dass die Pflanze in 172 Ländern und Regionen der Erde angebaut wird. Unabhängig von schwankenden Anbauflächen und Produktionsziffern finden wir nach wie vor einige traditionelle Anbauregionen, die als Weltmarktführer jedes Auf und Ab überdauern. Parallel findet jedoch aufgrund verbesserter Anbautechnologien und -methoden ein Verdrängungsprozess statt. Durch Ertragsmaximierung wie Qualitätssteigerung gewinnt der kleinflächigere lokale Anbau vor Ort immer mehr an Boden. Außerdem werden hochwachsende ursprüngliche Landrassen weltweit durch gezüchtete Indica- oder Sativa-Hybriden mit niedrigerem Wuchs verdrängt, weil sie von Helikoptern aus schwerer zu orten sind. Zoomen wir auf Westeuropa und Deutschland, boomt allerorten eine lokale Eigenproduktion von Cannabis. Dabei tritt der Außenanbau (outdoor) gegenüber dem Innenanbau (indoor) immer stärker in den Hintergrund. Dessen Produktionskurve zeigt klar nach oben.
Cannabiskonsum
und -anbau in Europa
Richten wir unser Augenmerk auf Europa, so haben nach Schätzungen des Jahresberichts 2010 der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht etwa 75,5 Millionen Europäer wenigstens einmal Cannabis konsumiert. Man spricht hier von der Lebenszeitprävalenz. Das entspricht über einem Fünftel der Bevölkerung im Alter zwischen 15 und 64 Jahren. Es stellt sich das gleiche Problem wie oben: Die unter 15-jährigen Jungen und Mädchen finden noch keine Berücksichtigung in den Daten.
Cannabis ist in der Statistik vorwiegend eine psychoaktive Substanz für junge Erwachsene zwischen 15 und 34 Jahren. Daten aus Erhebungen in der Bevölkerung belegen, dass durchschnittlich 32 % der jungen europäischen Erwachsenen in diesem Alter mindestens einmal eine Cannabiserfahrung gemacht haben. In den letzten 12 Monaten haben 13 % der 15- bis 34-Jährigen den Stoff konsumiert, und in den letzten 30 Tagen immerhin 7 %. Wird die Altersspanne auf die 15- bis 24-jährigen jungen Erwachsenen eingegrenzt, haben in den letzten 12 Monaten 16 % und in den vergangenen 30 Tagen 9 % Cannabisprodukte benutzt.
Bezüglich eines wirklich regelmäßigen Konsums von Cannabis berechnet die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht aufgrund der ihr vorliegenden Datenlage für 2010, dass schätzungsweise mehr als 1 % aller europäischen Erwachsenen, das sind etwa 4 Millionen Menschen, täglich oder fast täglich Cannabis konsumieren.
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