Hashimoto und Basedow
wieder arbeiten will und auch kann. So wird man innerhalb weniger Jahre mitunter die Dosis von L-Thyroxin wieder stufenweise erniedrigen und L-Thyroxin zuletzt ganz absetzen können. Wir haben dann eine Schilddrüse, die den Hormonbedarf des Körpers ganz aus eigener Kraft deckt und keine Tabletten mehr braucht. Das ist dann die Heilung einer Hashimoto durch L-Thyroxin. Diese kann allerdings nur gelingen, wenn man den Mut hat, die L-Thyroxin-Dosis auch wirklich so weit anzuheben, bis der Tagesbedarf voll durch die Tablette gedeckt ist. Mitunter kommen da sogar Mengen von 200 µg L-Thyroxin zustande, meistens aber reicht etwa die Hälfte davon.
Mit Schilddrüsen-
hormon überversorgt
Diese Strategie, mit hohen Mengen von L-Thyroxin zu behandeln, wird bei einem Typ 2 misslingen. Denn hier besteht eine große Jodempfindlichkeit, die auch dazu führt, dass L-Thyroxin – das vom Körper leicht nutzbare, wirksame Jod – eine starke Gegenreaktion auslöst. Der Körper ist so empfindlich, dass mitunter schon 25 µg heftigste Abwehrreaktionen auslösen können, die wie eine Schilddrüsenüberfunktion aussehen. Diese Menschen sind nervös und ängstlich, haben Herzklopfen, Schlafstörungen usw., weil sie die Hormonzufuhr nicht durch ein Zurückschalten der Eigenproduktion ausgleichen können. Das heißt, ihre Schilddüse stellt 150 µg unbeirrt weiter her und die 25 µg zusätzlich werden da einfach »draufgepackt« und der Körper dadurch mit Schilddrüsenhormon überversorgt. Diese Menschen kommen in meine Praxis und sagen: »Was für ein Wahnsinn! Ich war ohnehin schon nervös, weil bei einer Entzündung Überfunktionsbeschwerden an der Tagesordnung sind, und dann gibt mir der Arzt noch L-Thyroxin dazu und ich bin völlig durchgedreht! Ich habe gedacht, mein letztes Stündlein hat geschlagen, ich überlebe das nicht.«
Diese Menschen mit Hashimoto sind jodempfindlich und bei ihnen können sowohl L-Thyroxin als mitunter auch das Jod in der Nahrung Probleme auslösen, weshalb man in diesem Fall mit der Gabe von Jod vorsichtig sein muss und es gut dosieren sollte. Hier empfehle ich Meersalz, das einen mäßigen Jodgehalt hat, und rate von jodiertem Speisesalz eher ab, weil die darin enthaltene Menge schon zu starke Reize auslösen kann. Und bei diesem Typ 2 einer Hashimoto verzichte ich natürlich auch darauf, L-Thyroxin zu verordnen, setze auch homöopathische Formen von Jod wie beispielsweise in Kalium jodatum oder Jodum oder Spongia sehr zurückhaltend ein und konzentriere mich bei der homöopathischen Behandlung viel stärker auf energetische Arzneien, die keine Verwandtschaft zu Jod haben. Hier haben Homöopathika wie Staphisagria, Colocynthis oder Kaliumsalze eine sehr große Bedeutung. Welche davon in Ihrem Fall zum Einsatz kommen, muss man vom Einzelfall abhängig machen. Es sind Konstitutionstherapien, die man hier als klassischer Homöopath anstrebt und bei denen sowohl die Jodempfindlichkeit als auch die Regulationsstarre der Schilddrüse als Symptome in die Mittelwahl mit einbezogen werden.
Nahrung und Phytotherapie
Was kann und darf ein Mensch mit Hashimoto-Thyreoiditis überhaupt essen? Wir haben schon besprochen, dass er mäßig Jod zu sich nehmen darf. Wenn Sie erfahren wollen, welche Nahrungsmittel wie viel Jod beinhalten, schauen Sie bitte in der Tabelle S. 78 nach. Dort lesen Sie auch, welche Nahrungsmittel »Goitrogene« sind, also natürliche Schilddrüsenblocker, die sich auf Menschen mit Hashimoto negativ auswirken, da sie die Versorgung des Körpers mit Schilddrüsenhormonen hemmen. Das gilt eher weniger für künstlich zugeführtes L-Thyroxin, aber Sojabohnen beispielsweise können Schilddrüsenhormon aus dem Blut entfernen und im Darm binden, wo es dann mit dem Stuhlgang verloren geht. Eine ähnliche Wirkung wird bei reichlichem Genuss von Hirse beobachtet.
Natürlicher pflanzlicher Hormonersatz
Es heißt also, auf Sojabohnen, auf Kohlgerichte, auf Bohnen und Hirse zu verzichten, obwohl gerade die Sojabohnen etwas enthalten, was bei der Hashimoto-Erkrankung positiv wäre: pflanzliche Geschlechtshormone, die den Östrogenen ähneln. Diese Phytohormone werden vom Körper auf eine sanfte und nebenwirkungsfreie Art »verstanden«. Sie setzen einen Reiz, der unserem Körper dazu verhilft, die Hormone zu bilden, die er braucht. Diese Art von Phytohormonen ist aber auch im Rotklee vorhanden, sowohl im Blatt als auch in der Blüte, was Sie in der warmen Jahreszeit durchaus dazu bewegen sollte, diesen
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