Hasstament
der EU betteln darum, dass man aufgenommen wird. So aber kann man sich die Attitüde des Selbstgefälligen geben und abstimmen über Minarette oder Nicht-Minarette. Gut, ich mag’ auch kein Minarett, aber ich weiß, dass in der Schweiz nicht über das Minarett, sondern über den Ausländer, der dahintersteckt, abgestimmt wurde, und da ist sich der Schweizer ganz sicher und allen voran die SVP, die legitime Nachfolgepartei der NSDAP, dass er sein Kreuzchen, sein Hakenkreuzchen doch an der richtigen Stelle zu machen hat!«
Serdar: »Es gibt heute kein faschistischeres Drecksland auf dieser ganzen Welt als die kleine kleinkarierte Schweiz. Wenn ich abstimmen dürfte, ich würde die Schweiz ins Weltall verbannen und ihnen ein Minarett in ihr Arschloch pressen. Ja, so viel dazu.
Das ist eben der Zyklus der unwichtigen Dinge. Der kommt und geht jedes Jahr. Und dann werden Jahresrückblicke gemacht und rauf und runter erzählt in Quizform verpackt. Dann muss Günther Jauch mich noch fragen nach den wichtigsten Ereignissen.
Damit ich auch überprüft werde, ob ich’s mir gemerkt habe. Ich komm’ mir vor, wie in einer ständigen Prüfung, und die Belohnung kommt nicht, ich krieg’ keine Belohnung. Die Belohnung ist, dass mir dann Fragen gestellt werden, die an Banalität kaum zu überbieten sind. Was ist die Hauptstadt von Russland? Moskau oder ihre Mutter? Damit ich wieder mit gar nichts belohnt werde. Ich kann dann ’ne SMS irgendwo hinschicken und mich anmelden bei RTL.
Das ist sowieso das Übelste, dass man sich neuerdings überall anmelden muss, ja, und Geld dafür bezahlen muss, dass man seine freie Meinung äußern darf, und Geld dafür bezahlen muss, dass man Teil einer Community werden darf. Ich hab’ doch das Recht überall mitzumachen, wo ich will! Ja, und außerdem, ich zahl’ das Geld nicht. Da geh’ ich lieber zu denen, die ihre Programme kostenlos anbieten: zur NPD, zur katholischen Kirche, zur GEZ, zu denen die Parkknöllchen schreiben, ja. Wie oft gibt man sowieso sinnlos Geld aus, also bitte, lassen wir doch die Kirche im Dorf, ja. Wie oft gibt man Geld aus für Sachen, die total uninteressant sind. Da fragt man auch nicht auf Dauerhaftigkeit und nach Inhalt, ja. Für ’n Glas Bier oder für Sanifair oder für die nächste Thai-Nutte oder was weiß ich?
Ja und dann muss das Wetter aber mitspielen. Sonst wird man ja sauer und dann muss man Peter Klöppel fragen.
Aber ich mach’ das nicht mehr mit. Ich kauf’ mir jetzt ’ne Schneekanone und dann fahr’ ich in den Sudan und dann sage ich: ›Schluss mit dem Weihnachtstauwetter im Bimboland!‹ Und dann schieß’ ich den Bimbos mal ordentlich Schnee auf die Birne! Damit ’se wissen, dass sie eigentlich die Schokoladenweihnachtsmänner sind, hahaha.«
Off-Stimme: »Und nächstes Jahr sehen Sie …«
Serdar als Beifahrer, am Steuer sitzt Sarah Kuttner.
Sie: »Hast du das Gefühl, dass alle Leute oder dass die meisten Leute, die sich das angucken, wenn du das machst, den Teil auch verstehen?«
Serdar: »Ich glaube, die Leute ahnen, dass darin irgendwas Wahrhaftiges ist.«
Off-Stimme: »Die Hatenight wünscht ein hasserfülltes Fest und viel Schmerz beim Rutsch ins neue Jahr.«
SHN, Kapitel 71: Deutschsein
Serdar im Auto: »Meine Güte, was geht mir Deutschland auf den Sack! Dieses ganze Gelabere um originäres Deutschsein und Kultur, Leid oder Gleit… ja, was geht’s mir auf den Sack! Dieses undefinierbar Diffuse. Ob Ressentiment oder Behauptung, was geht’s mir auf den Sack! Dabei weiß ich gar nicht, was es ist. Das Deutschsein an sich, aus welchem Loch ich gekrochen sein muss, um mich deutsch nennen zu können. Ob ich nur deutsch sprechen muss oder ob ich deutsch brechen muss oder ob ich mit dem Deutschsein brechen soll. Aber deutsch ist deutsch, da helfen keine Pillen! Seit Jahrhunderten schon versucht man zu definieren, was es bedeutet, deutsch zu sein. ’Ne Zugehörigkeit zu einer Sprachgruppe, ja, eine ideomo- oder eine ideologische, oder eine Zugehörigkeit zu einer Volksgruppe, ja, dann sind aber auch die Russen deutsch oder die Polen und die Möchtegerns und die, die man noch haben will, aber nicht haben konnte, erobern muss. Deutsch und wie integrier’ ich mich? Beiß’ ich in die Bratwurst, ja, drück’ ich mir das Sauerkraut in den Hals oder nippel ich noch oder nippe am Bier, bevor ich abnippel. Woher kommt überhaupt das Wort ›Nippel‹? Ist das auch deutsch? Ficken die Deutschen gut, schlecht, besser oder halb
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