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Hasstament

Hasstament

Titel: Hasstament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serdar Somuncu
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weit, ja. Und egal wie schnell man fährt, es gibt immer einen, der schneller ist und an der nächsten Ausfahrt unbedingt raus muss! Aber so unbedingt, da musste er noch überholen, um dann noch auf der linken Spur auf die Bremse zu treten.
    Arschloch! Drecksficker!
    Ja, ist doch wahr!
    Der Einzige, der einen Führer-Führerschein verdient hat, bin schließlich ich!
    Ja, muss man sich ja nicht mit anderen drum streiten.«

    SHN, Kapitel 75: Sauna
    Serdar im Auto: »Was nützt das ganze Nachdenken, wenn am Ende doch nur Stuss dabei rauskommt? Ja, ich denke über so viele Dinge nach und ich weiß gar nicht, warum. Aber ich werde ja gefüttert, mein Kopf ist voll mit Müll, den ich irgendwo aufschnappe. Ich habe die unwichtigsten Botschaften in meinem Kopf gespeichert und für jede Botschaft, die ich in meinem Kopf speichere, weil nämlich mein Speicher schon längst voll ist, fällt eine andere raus, ja. Texte von Kafka habe ich schon längst vergessen, stattdessen weiß ich, wie es zwischen den Beinen von Britney Spears aussieht.
    Ja, und was für Müll wird einem da nicht alles angelastet, wenn man anderen Leuten zuhört, in der Bahn, auf der Straße, am Telefon im Taxi. Meine Güte, was erzählen die Leute für ein Dreck!
    Im Fernsehen, in Talkshows, im Radio, am Schalter, im Bahnhof, auf dem Golfplatz, in der Sauna. In der Sauna ist es am schlimmsten! Ich geh’ sowieso sehr ungern in die Sauna, weil ich nicht gerne nackte Menschen sehe und auch nicht gerne nackt gesehen werde.
    Aber manchmal muss man ja irgendwo schwitzen. Kann ja nicht ständig im Bett schwitzen so wie man auch nicht immer ins Klo furzen kann. Manchmal kommt’s eben raus, dann hat man einen Fleck in der Hose und ist entledigt. Und manchmal geht man eben auch in die Sauna und dann reden Leute: Am besten ist wenn sie sagen: ›Huuh, ist das heiß!‹
    Ja wo sind wir denn? In der Sauna sind wir! Da ist es immer heiß, würd’ ich denen gern zurufen, aber ich hab’ keine Lust, mit solchen Leuten zu reden, ich will nicht personifizierbar sein. Ich will ein stilles, lebloses Stück sein, das in der Sauna sitzt und beobachtet.
    Vor allem aber möchte ich nicht zuhören. Bist du gestern auch dagewesen? Was hast du so und so? Ich möchte auch nicht wissen, wie diese Leute heißen, aber ich erfahre es zwangsläufig, Rüdiger oder Hannelore oder Pimmelkopf oder Tittennutte. Weiß ja nicht, wie diese Leute heißen. Aber ich kenn’ sie, ich kenne ihre Körper sogar, ich sehe ihre Muschis und ihre Fleischlappen an ihnen runterhängen und ihre Schwänze, hinter einem Büschel von Schamhaaren versteckt.
    Ja, und ihre kleinen Vorhäute, die aussehen wie irgendwelche Schläuchchen. Die sitzen dann in der Sauna und grabbeln sich an den Eiern rum und schmieren sich so den Schweiß von der Schulter. ›Huuh, ist das heiß hier! Huuhh, ist das heiß hier!‹
    Ja, ja. ›Hat jemand was dagegen, wenn wir ’n Aufguss machen?‹
    Ich antworte dann nicht. ›Ich wär’ ja nicht in der Sauna, wenn ich was gegen ’n Aufguss hätte‹, schreit mein Inneres und ich hab’ schon sämtliche Pistolen gezückt, mit denen ich diese Leute erschießen könnte, aber ich spar’ es mir, weil die größte Genugtuung ist, sich vorzustellen, wie diese Leute irgendwann sowieso verrecken, von selbst. Schlechte Leute verrecken immer von selbst, an Krebs, an Hirntumor, an Arschrosettenpfeiferdrüsischem Fieber.
    Ja, aber die nehmen mir Platz weg und müllen mich zu!
    Ich guck’ immer, wenn ich in die Sauna gehe, ob ich alleine drin bin, und deswegen sitz’ ich auch immer in der 30-Grad-Sauna und langweile mich.
    Vielleicht sollte man gar nicht mehr reden, einfach nur die Klappe halten, nur gucken, aufsaugen und sich dann wieder entledigen oder entsorgen, der überflüssigen Materie, indem man sie dann den anderen ins Gesicht schreit, wenn sie’s nicht erwarten, in der Sauna plötzlich ›Heil Hitler‹ ruft, zum Beispiel. Oder: ›Ich liebe meine Mutter!‹
    Oder irgendwelches sinnlose Zeug, ja, so dass denen die Fleischlappen um die Ohren wedeln. ›Ich will ’n Aufguss machen mit Ihnen! Legen ’Se sich auf den Aufguss-Grill!!‹
    Sado-mauna! Hehehe.«

    SHN, Kapitel 76: Verchecker
    Serdar im Auto: »Man muss sich das mal vorstellen, die Bundesregierung arbeitet jetzt mit Vercheckern zusammen. Die Bundesregierung, ja, mit Vercheckern!
    ›Ey, ich hab hier noch ’ne Tüte voll mit Daten, wollt ihr die haben, ja? Will nur ’n paar Millionen und freies Geleit.‹
    Das ist ja

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