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Hasstament

Hasstament

Titel: Hasstament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serdar Somuncu
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Gleiche wie ich, wir wollen diese Frau bumsen.«
    Einspieler: »Achtung, Achtung, wir unterbrechen das Programm für eine aktuelle Ansage des Führers: ›Ey, wenn mir eins megamäßig auf den Sack geht, dann ist es dass immer das passiert, was man nicht erwartet, dann wenn man es nicht braucht und dann wenn man mal was braucht, nichts passiert und man stundenlang, ein Leben lang darauf wartet, bis man verrostet. Da will man mal Kohle haben, die große Ausschüttung, da kriegt man ’ne Rechnung. Da will man bumsen, ficken in jedes Loch, da hat man Hodenkatar. Immer das Falsche zur richtigen oder das Richtige zur falschen Zeit. Es sind manchmal so banale Sachen, wo jeder denkt, ja darüber muss man sich eigentlich nicht aufregen, aber die banalen Sachen sind manchmal die schlimmsten Tragödien.‹«
    Serdar hinter seinem Schreibtisch im Studio: »Das ist sowieso bei Prominenten so, ich frag’ mich manchmal, warum die prominent werden. Es gibt ja einen bunch of Promis, of Celebrities. Zum Beispiel die Ur-Luder Tucke-Tunte Verona, Ex-Bohlen now Pooth. Was hat die jemals gemacht? Also sie hat sich von dem Bohlen irgendwie glattbügeln lassen, dann diesen Franjo Pooth, diesen Handy-Verchecker irgendwo kennengelernt und dann über rote Teppiche gelaufen, sich Shampoo auf den Kopf geschüttet, bisschen Zentis zwischen die Kiemen gesteckt und jetzt ist sie prominent. Ich meine, ich wäre auch gerne prominent nur weil ich irgendwas an mir runterhängen lasse, aber das interessiert ja keinen, was wie lange, wie fest an mir runterhängt.«
    Serdar im Auto spricht als Führer: »Ein Pickel zum Beispiel ist was ganz Banales. Da kann ich mich wochenlang drüber aufregen, wenn er gerade dann kommt, wenn ich eine Alte anbaggern will. Oder kein Wechselgeld haben, ’ne Cola trinken wollen, aber nur ein Schein in der Tasche. Im Flugzeug auf dem falschen Platz landen. Kotzen müssen, wenn man eigentlich Hunger hat. Das sind die paradoxen Seiten des Lebens, die ich nicht mehr ertrage. Dabei ist das Leben so leicht unerträglich, das Sein und es gibt so viel Verantwortung, die man für andere tragen muss, gepaart mit Schuld, die sie einem übertragen, dass man manchmal verzweifelt und denkt, warum kann ich mich nicht einfach umbringen, vorn Zug schmeißen oder andere umbringen, vorn Zug schubsen? Das wären einfache praktikable Lösungen, statt sich immer wieder im Kreis zu drehen und zuschreiben zu lassen – sich die Schuld, den anderen die Verantwortung, was weiß ich.«
    Serdar hinter seinem Schreibtisch im Studio: »Bei mir sagt man nur: ›Du nicht‹, und dann lande ich bei Sendungen wie VOX-Prominent, wo ja der Abschaum, wo ja die Bilge sich trifft, auf dem Sprungbrett ins Dschungelcamp . Das ist übrigens, falls es vergessen worden ist, es gab ja mal eine Staffel Pause, das KZ von RTL, also der Gulag der Privaten. Wenn man als Promi weder kochen darf noch seine Titten in den Bildschirm hängt, weder hochtoupierte tätowierte Augenbrauen noch irgendwas sonst an sich hat, dann muss man Insekten fressen im Dschungel-KZ. Schade eigentlich, dass ich nicht dabei sein kann.«
    Serdar im Auto spricht als Führer: »Deswegen hasse ich auch alles um mich rum, jeden. Die vergehende Zeit, das Immer-älter-Werden, das Kommen und Gehen, den Lauf der Dinge, ich hasse ihn!
    Am liebsten würde ich alles anhalten, zementieren, festsetzen, bestimmen und nicht bestimmen lassen. Ich ertrage einfach das Schicksal nicht. Das hört sich sehr depressiv an, aber ich leiste mir die Depression als Luxus, weil sie meine Langeweile verdrängt. Was gibt es Schöneres? Andere Leute spüren sich noch nicht mal selbst und sind die personifizierte Langeweile und überraschen sich dann, wenn die Depression ’se rücklings, heimtückisch überfällt. Da mache ich mir lieber Gedanken und rege mich auf, dann hat mein Leben einen Sinn. Weiß gar nicht, worüber ich noch alles nachdenken soll, was man mir eintrichtert. Ich hab’ doch schon genug Zeit damit verplempert, meiner Göttlichkeit den passenden Rahmen zu geben, aber man ist umgeben von kleinkarierten Arschfickern, die nutzen, die ausnutzen, die Luft wegatmen, die man ihnen gibt. Vieeeh! Und die sich dann nur bestimmen lassen, wenn sie mal einen Fehler gemacht haben. Verurteilen lassen von Richtern, die in ihren dicken Autos sitzen, durch die Gegend fahren auf der linken Spur, hupen, weil sie überholen wollen, aber nichts ertragen, ihre Nichtsnutzigkeit noch nicht mal.
    Drecksscheiße, du in deinem

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