Hasstament
leisten, süchtig zu sein nach etwas, was man sich leisten kann. Es gibt ja schließlich genug Alkohol auf der Welt und gesund möchte keiner in den Sarg steigen. Es muss ein Anlass existieren, mindestens ’ne Leberzirrhose oder ein mächtiger Tumor im Arsch.
Trotzdem ist das Saufen so verpönt, dass ich mir angewöhnt habe, ein schlechtes Gewissen zu haben und mich selbst zu fragen, ob ich Alkoholiker bin. Dabei ist doch der Zustand, in den ich gerate, wenn ich gesoffen habe, wunderbar. Ich bin erträglicher als bei jeder Nüchternheit.
Ich habe einen Esprit, ich habe Ideen, bin kreativ, bin aggressiv und nicht so fordernd, wie wenn ich nüchtern bin. Wenn ich nüchtern bin, bin ich minuziös, dann bin ich pünktlich, da habe ich ständig ein Schuldgefühl, weil das ganze Leben nichts anderes ist als ein komprimiertes Schuldgefühl. Schulden, man schuldet ständig jemandem was. Irgendjemandem eine Antwort, anderen Pünktlichkeit. Man schuldet dem Finanzamt Steuern, man schuldet dem Gesetz, es zu befolgen, man schuldet sogar dem lieben Gott, gläubig zu sein, und dem Teufel seine Sünden um Nachlass, Vorlass, Unterlass zu bitten, keine Ahnung! Ständige Schuld, ständig wird’s einem suggeriert, damit man auch ja erfüllt. Ohne Schuld keine willigen Handlanger und der Alkohol ist der einzige Partner, den man dabei hat, diese Schuld zu ertragen. Dieses latente belastende depressive Gefühl. Trotzdem, trotzdem hat es keinen guten Ruf, weil die, die den Alkohol missbrauchen, keinen guten Ruf haben. Um wirklich ein niveauvoller Säufer zu sein, muss man ja schon eine Veranlagung haben. Mindestens Talent. Man kann nicht Harald Juhnke sein und saufen und dann überrascht sein, wenn man debil wird. Man kann nicht, was weiß ich wer sein und saufen und überrascht sein, wenn die Leber sich zersetzt. Nein! Auf jeden Topf ein passender Deckel. Auf jedes Genie eine Flasche Schnaps.
Insofern Prost, wir erheben unsere Gläser auf uns selbst.«
SMHN, Kapitel 17: Dafür kommt man in den Knast (Song)
Schon als kleiner Junge hab’ ich es im TV gesehen,
dass die Bösen hinter schwedische Gardinen gehen
Ob sie morden betrügen oder klauen,
ihre Kinder schlagen oder ihre Frauen
Irgendwann wird ihnen der Prozess gemacht
und sie werden hinter Gitter gebracht
Denn was sie tun, ist einfach böse
was sie tun, ist einfach ungerecht,
Und das ist eben das Malöse,
in seinem Kern ist der Mensch oft schlecht
Dafür kommt man in den Knast,
dafür gibt es das Gesetz
Wenn du es einmal gebrochen hast,
wirst du auf Ewigkeiten festgesetzt
Manchmal sind die Dinge ganz anders, als man denkt,
dann ist es pure Unvernunft, die deine Handlung lenkt
Es kommt nur darauf an, wo man steht,
auch wenn es in die falsche Richtung geht
Dann wird dir der Prozess gemacht
und du wirst hinter Gitter gebracht
Denn was du tust, ist einfach böse
Denn was du tust ist einfach ungerecht
Und das ist eben das Malöse
In seinem Kern ist der Mensch oft schlecht
Dafür kommt man in den Knast
Dafür gibt es das Gesetz
Wenn du es einmal gebrochen hast
Wirst du auf Ewigleiten festgesetzt
Ob man falscher Doktor ist
Oder Geld im Koffer trägt
Und ob man seine Nachbarn frisst
Oder ’n falschen Eid ablegt
Dafür kommt man in den Knast
Dafür gibt es das Gesetz
Wenn du es einmal gebrochen hast
Wirst du auf Ewigleiten festgesetzt
SMHN, Kapitel 18: Interview mit Serdar Somuncu und Daniel Wiemer zum Making of Der Mann mit dem Bart
S. Somuncu: »Ganz einfach, es geht um ein Liebeslied von Adolf Hitler an einen jungen Nazi und anders als man das bisher kennt – der Nazi trägt Springerstiefel, ’ne Bomberjacke und hat ’ne Glatze –, ist es hier ein relativ normaler Typ, hahaha, relativ, das sieht man dann wie relativ, der offensichtlich ein Ritual erfunden hat, sich an etwas aufzugeilen, bis er so weit ist, dass er sich hochgepumpt hat in diese Nazifigur und dann auf einen seiner Aufmärsche gehen kann.«
D. Wiemer: »Eine sehr lustige Orgie mit sehr ernstem Hintergrund.«
S. Somuncu: »Das war nicht schwer, weil diese Verführer-Rolle ja auch in der Lesung aus Mein Kampf von mir ganz selbstbewusst eingenommen werden musste. Das kennt man. Wenn man Schauspieler ist, muss man sich auch mit dem Mörder identifizieren können, den man spielt. Man kann es nicht relativieren oder eine zweite Ebene mitspielen und deswegen war das bei diesem Song ganz klar, dass ich der Absender bin und der Empfänger dieser junge Typ ist und deswegen spiele ich
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