Hasstament
es auch nicht identisch beides gleich, sondern Daniel Wiemer spielt den Nazi, ich sozusagen die übergeordnete Figur, ob es jetzt Hitler ist oder nicht, dass kann jeder für sich selbst entscheiden. Das war überhaupt nicht schwer, das war sogar der Kick an der Sache, diese Geschichte anders zu erzählen.«
D. Wiemer: »Es muss, es muss Spaß machen, sonst macht es ja keinen Sinn. Ich find’ übrigens, dass es ziemlich uninteressant ist, ob es ein Nazi ist, den man spielt. Zu vorderst spielt man erstmal einen Menschen. Man sagt ja auch nicht irgendwie, ich spiele einen Busfahrer und die einzige Eigenschaft, die er hat, ist, dass er Busse fährt, sondern der isst ja auch gerne noch Sauerkraut oder Kassler und bei Nazis, die haben ja auch noch andere Eigenschaften und in dem Fall hat der eine Vorliebe gehabt für Schminke und für Folie.«
D. Wiemer: »Ich find’ immer alles was so ›Hö, das ist verboten‹, da bin ich immer so misstrauisch. Also man müsste eigentlich das mit Argumenten lösen können.«
S. Somuncu: »Und was ich zum Beispiel auch interessant finde, ist, warum haben die das jahrelang nicht gemerkt, es war ja klar irgendwie, dass wir ein Problem haben. Die Zahlen sind steigend, rechtsradikale Gewalttaten sind viel mehr als zum Beispiel Übergriffe von Ausländern auf Deutsche und dann merken sie es nach zehn Jahren und fallen aus allen Wolken. Das Erste, was sie fordern, was wie so ein Allheilmittel ist, ist: ›Wir müssen jetzt die NPD verbieten‹, als würde das Problem dann verschwinden.«
D. Wiemer: »Genau, Symptombekämpfung und das setzt halt nicht an der Ursache an. Das ist so wie Grippostad C. Danach läuft die Nase auch nicht mehr, trotzdem biste nicht gesund.«
S. Somuncu: »Ja, und stattdessen wäre es sinnvoller, sich besser anzuziehen, wenn man bei kaltem Wetter rausgeht, und vor allem nicht mit nassen Haaren.«
D. Wiemer: »Ja.«
S. Somuncu: »Und ähm, was ich jetzt eben auch super krass finde und es ist auch ein Schlag ins Gesicht der Opfer dieser rechtsradikalen Gewalttaten, ist, dass die im Bundestag irgendwie nach 20 Jahren – Mölln und Solingen, das war vor 20 Jahren – aufstehen und ’ne Gedenkminute machen. Ich meine, da muss sich doch jeder super verarscht fühlen.«
D. Wiemer: »Ist auch wieder ein äußeres Ding, ’ne äußere Sache. Das machen sie, weil sie glauben, es machen zu müssen.«
S. Somuncu: »Ja, sie wollen ihr Ansehen retten und lassen aber Präventionsprogramme irgendwie ersticken, nichts wird gefördert, weil alle sagen: ›Komm‹, Rechtsradikalismus ist ein alter Hut’, und auf einer anderen Seite kann eine Szene gedeihen und wachsen, ohne dass man das mitbekommt und ohne Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, und klar erschreckt sich der Mainstream dann, wenn so ein Terror-Trio auftaucht und irgendwelche Leute über den Haufen ballert.«
D. Wiemer: »Also der Reiz, warum ich das gemacht habe, war ehrlich gesagt endlich mal mit Serdar zusammenzuarbeiten, weil wir nämlich schon total lange darüber reden und es noch nie gemacht haben. So genau wusste ich ja gar nicht, was heute auf mich zukommt. Wir haben so ein paar Zwischenstationen entwickelt, wo es ungefähr laufen sollte, und dazwischen war es aber sehr assoziativ. Das heißt ’ne wirklich konkrete Vorstellung von dem, was wir heute hier machen, hatte ich vorher gar nicht.«
S. Somuncu: »Ja, es war ein Haufen Geld im Spiel, Schulden und mehrere Fehltritte von Daniel.« (lachen beide)
D. Wiemer: »Ich sah mich da gezwungen, ich kam da nicht mehr raus.« (lacht)
S. Somuncu: »Bei dem Nutten-Job, den du da abgeliefert hast, musste echt ’ne Menge Böses angestellt haben.«
S. Somuncu: »Ich hab’ das natürlich ausgenutzt, redlich ausgenutzt und hab’ alles mit Daniel gemacht, was ich mir schon immer mal gewünscht habe. Nein, es kam einfach so, wir kennen uns, wir haben über mehrere Sendungen immer Kontakt zueinander gehabt, aber haben nie was zusammen gemacht, und wir haben uns dann immer auf den Aftershow-Partys super verstanden und besoffen und geschworen, eines Tages werden wir zusammen was machen.«
D. Wiemer: »Du hast geplant, das sozusagen heute zu machen, und das Tolle war, dass wir uns letzte Woche, als wir wahrscheinlich dasaßen und dachten: ›Wir finden keinen verfickten Honk, der das spielen will‹, sind wir uns im Café übern Weg gelaufen und dann haste gesagt: ›Haste Bock in meinem Video mitzuspielen?‹, dann hab’ ich gesagt: ›Nenn’ mir den Song‹,
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