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Hasstament

Hasstament

Titel: Hasstament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serdar Somuncu
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jetzt sind sie metrosexuell, heißen David Beckham und sitzen auf der Ersatzbank der englischen Nationalmannschaft –, haben die Frauen eine neue Taktik entwickelt, die da nicht lautet: ›Wir wollen so sein wie ihr.‹ Das war noch zu Alice Schwarzers Zeiten, die hatte aber noch den nötigen Anstand und die gehörige Portion Restgeilheit, um Männer an sich ranzulassen, nein jetzt sagen die Weiber: ›Wir wollen nicht mehr so sein wie ihr, wir können auch ohne euch.‹
    Ja, dann macht’s doch ohne uns, macht euch doch mal ein paar Kinder ohne uns, da müsst ihr euch die Wichse einspritzen lassen im Spermainstitut. Das ist ja das Gleiche, da könnt ihr doch auch sofort das ganze Prozedere mitmachen.
    So ist das mit den Lesben. Wir lassen uns nicht von Lesben unterdrücken, wir gehen über zum Gegenangriff. Wir bumsen Lesben wieder gerade. Das ist doch eine Initiative. Aktion ›Bums die Lesbe wieder gerade‹, also ich würde mich gerne bereitstellen, wenn es jetzt nicht gerade Hella von Sinnen, Anne Will oder was weiß ich wer ist. Aber ich glaube, das hätte auch einige Tücken, wenn Mann jetzt die Lesbe wieder geradebumst, als Heterosexueller, ist man dann nicht auch ein Stück lesbisch? Also ich bringe das irgendwie gerade durcheinander. Also am besten ist doch einfach, jeder macht es so, wie er will. Wir leben in einer toleranten Welt und wenn die Lesben einem zu sehr auf den Sack gehen, ab in Gulag. Nein, das war nicht so gemeint. Fotze zugenäht, Titte abrasiert und Pflock in den Anus. Nein, das war auch die falsche Lösung. Kübelweise Sperma über’s ... nein, das ist auch scheiße! Ach, ich weiß nicht mehr, was ich sagen will.
    Tschüss, es war ’ne schöne Folge, wir sehen uns irgendwann.«

    SMHN, Kapitel 15: Kinder- Hatenight
    Einstieg: Abbildung »FSK Freigabe 0«, darunter die Info: »Die folgende Sendung ist für Zuschauer unter 0 Jahren nicht geeignet.«
    Serdar im Studio hinter seinem Schreibtisch, sein Kopf durch eine Comicmaske ersetzt: »Herzlich willkommen, hier sind wir wieder live aus Köln.«
    Serdar im Auto spricht als Führer: »Ich glaube, ich bin nicht der Einzige, dem es aufgefallen ist, aber die Welt ist voll von Arschlöchern. An jeder Ecke lauert eins, bereit dich vollzuscheißen. Es gibt die kleinen Arschlöcher, die Politessen, Mindercharakter, innerlich vertrocknet, die andere Menschen verraten, damit sie Geld verdienen, an der Ecke stehen und lungern und spähen und dann Rechnungen schreiben, weil ich falsch geparkt habe, und vor Gericht noch nicht mal die Verve haben, sich zu ihrem Vergehen zu bekennen, sich nicht benennen so wie sie wirklich sind. Denunziant, Verräterschwein!
    Weil man Zeuge genannt werden soll. Bis hin zu den mittleren Arschlöchern, die im Internet in Foren ihre Meinung kundtun, urteilen im Sekunden-, im Stunden-, im Tagestakt über andere. So tun, als wären sie besser, als wüssten sie alles, als hätten sie die Macht zu korrigieren, zu verlangen, Ansprüche zu stellen, wo sie noch nie in ihrem Leben in einer Sekunde ihre eigenen Ansprüche erfüllt haben. Geschweige denn die der anderen, die sie gar nicht kennen wollen, weil sie schon lange nicht mehr altruistisch sind, sondern nur noch egozentrische dumme Schweine, die sich wahrnehmen wollen dadurch dass sie da sind, ja die nur verlangen, aber nichts bringen.
    Bis hin zu den großen Arschlöchern, die sehr variabel sind. Mal sind sie Freund, mal sind sie Feind, mal sind sie Rebellen, dann werden sie zu Regierungen, dann werden die Regierungen, die sie zu Rebellen erklärt haben, zu Rebellen, dann werden Revolutionäre erkoren und neue Diktatoren geschoren. Dann wird verfolgt und gemeuchelt und gemordet und geheuchelt.
    Jahaaa, so ist die Welt und ständig passiert etwas, ständig wird eine Perspektive auf das geworfen, auf das, was passiert, ständig wird verdächtigt und verlangt und ermächtigt. Aber es ist nur Echauffage, dabei ist es nur Lobbyismus. Ob der Schwule denkt, dass ich vor Schwulen Angst habe, oder es selbst war, es sein könnte, nie geworden bin, sein sollte. Oder der Veganer möchte, dass ich in seine Wurst beiße, oder kotzt, wenn er in meine Wurst beißen muss. Der Salafist, der in der Seifenkiste durch die Innenstadt fährt, weil er mit seinem roten Schambart versucht andere davon zu überzeugen, dass er selbst nicht überzeugt ist. Oder Terroristen, die plötzlich Katholiken sind, auf einsamen Inseln irgendwelche Multikulti-Partys zerschießen. Ja, die Welt dreht sich immer

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