Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
gewöhnt, Damisela genannt zu werden, außer von Dienern. Mögt… magst du mich nicht, Lew?” Unsere Hände waren immer noch ineinander verschränkt. Plötzlich errötete sie und versuchte, ihre Hand aus meinen Fingern zu winden. Ich hielt sie fest und sagte: „Ich hatte Angst, verbrannt zu werden… so dicht am Feuer. Ich kenne eure Art in den Bergen nicht. Wie soll ich dich anreden, Cousine?”
„Würde man eine Frau aus dem Tal für zu kühn halten, wenn man sie bei ihrem Namen anredet, Lew?”
„Marjorie”, sagte ich und legte all meine Zärtlichkeit in meine Stimme. „Marjorie.” Ihre kleinen Finger fühlten sich zerbrechlich und lebendig an, wie ein kleines, zitterndes Tier, das sich zu mir geflüchtet hatte. Niemals, auch nicht auf dem Arilinn, habe ich eine solche Wärme, ein so vollständiges Akzeptieren gespürt. Sie sagte, meine Hände seien kalt, und zog sie wieder unter ihren Umhang. Alles was sie erzählte, erschien mir wundervoll. Ich wußte einiges über Generatoren für elektrische Energie - in den Khilgard-Hügeln gab es Windräder, die dem ständigen Wehen ausgesetzt waren -,
doch ihre Stimme ließ mir alles neu erscheinen, und ich tat, als wisse ich es nicht, damit sie weiterredete.
Sie sagte: „Einst haben matrixgetriebene Generatoren das Licht für die Burg erzeugt. Aber diese Technik ist verlorengegangen.”
„Man kennt sie auf Arilinn”, sagte ich, „aber wir benutzen sie kaum. Die Kosten sind nach menschlichen Begriffen hoch, und es ist gefährlich.” Dennoch brauchte man in den Bergen wegen des härteren Klimas mehr Energie. Es ist leicht, einen Luxus aufzugeben, aber hier bedeutete es den Unterschied zwischen zivilisiertem Leben und brutalem Existenzkampf. „Hat man dir beigebracht, wie man die Matrix benutzt, Marjorie?”
„Nur ein wenig. Kermiac ist zu alt, um uns die Techniken zu zeigen. Thyra ist stärker als ich, weil sie und Kadarin sich verbinden können, wenn auch nicht lange. Es sind die Techniken der Verbindung, die wir nicht kennen.”
„Das ist aber einfach”, sagte ich und zögerte, denn ich dachte nicht gerne daran, außerhalb der Sicherheit der Energiefelder eines Turms in Kontaktzirkeln zu arbeiten. „Marjorie, wer ist Kadarin? Wo kommt er her?”
„Ich weiß nicht mehr, als er dir erzählt hat”, sagte sie. „Er ist auf vielen Welten gewesen. Manchmal redet er, als sei er älter als mein Vormund, und doch scheint er nicht älter als Thyra zu sein. Selbst sie weiß nicht viel mehr als ich, doch sie sind schon lange Zeit zusammen. Er ist sehr sonderbar, Lew, aber ich liebe ihn, und ich möchte, daß auch du ihn liebst.”
Ich war Kadarin schon nähergekommen, weil ich hinter seiner wütenden Intensität die Ehrlichkeit gespürt hatte. Hier war ein Mann, der sich ohne Selbsttäuschung, ohne die Lügen und Kompromisse dem Leben stellte, mit denen ich schon so lange gelebt hatte. Ich hatte ihn seit Tagen nicht gesehen. Er war wegen irgendwelcher unerklärlichen Geschäfte vor dem Blizzard abgereist.
Ich blickte in die kräftiger scheinende Sonne. „Jetzt ist schon heller Morgen. Erwartet uns irgend jemand?”
„Normalerweise erwartet man mich zum Frühstück, aber Thyra schläft immer lange, und sonst kümmert sich niemand darum.” Sie blickte mir scheu ins Gesicht und sagte: „Ich bleibe lieber bei dir.”
Ich sagte mit Freude: „Wer braucht schon Frühstück?”
„Wir könnten nach Caer Donn hinabgehen und uns irgendwo etwas kaufen. Das Essen ist zwar nicht so gut wie an der Tafel meines Vormundes…”
Sie führte uns über einen kleinen Pfad, der aus einer langen Treppe bestand, die gegen die Spritzer des Wasserfalls überdacht war. Der Boden war mit Rauhreif bedeckt, doch das Dach hatte Eisbildung auf der Treppe selbst verhindert. Daher ließen wir unsere verschränkten Hände für uns reden… Schließlich führten die Stufen auf eine niedriger gelegene Terrasse, die sich sanft zur Stadt hinabneigte. Ich blickte hoch und sagte: „Ich denke schon mit Schrecken an den Rückweg.”
„Wir können dann über den Reitpfad gehen”, sagte sie. „Dort, wo du mit der Eskorte hochgekommen bist. Es gibt auf der anderen Seite des Wasserfalls auch einen Aufzug. Die Terraner haben ihn für uns gebaut, mit Ketten und Kettenzügen, als Gegenleistung für die Nutzung der Wasserkraft.”
Kurz hinter dem Stadttor führte uns Marjorie zu einem kleinen Laden mit Eßwaren. Wir aßen frischgebackenes Brot und tranken heißen, gewürzten Apfelwein, während ich

Weitere Kostenlose Bücher